Eine Reise nach Kuba, solange es noch steht

Kuba ist ein beliebtes Reiseziel geworden. Immer mehr Touristen wollen das Revolutionsland noch einmal so sehen, wie es sich in den letzten 50 Jahren entwickelt hat: Zu sehen sind verfallene Prachtbauten, bunte Oldtimer, Eseln und Pferde als Lastentiere auf sogenannten Autobahnen und eine freundliche sowie musikversessene Bevölkerung, die trotz Armut und bisweilen bitterer Not die Fröhlichkeit gepachtet zu haben scheint. Nach dem Tod Fidel Castros wird sich im Land zwar einiges ändern, das aber sicher nur zögerlich und langsam. Dafür haben seine Nachfolger und die allesbeherrschende und einzig zugelassene Partei – die kommunistische – schon gesorgt. Es ist daher noch ein wenig Zeit für einen Besuch des traditionellen Kubas und der letzten Ruhestätte Fidel Castro Ruz an der Seite seines Kammeraden „Che“ Guevara im Revolutions-Mausoleum in Santa Clara. Aber dazu später mehr…

Ankunft

Die „Perle der Großen Antillen“ wie Kuba meist genannt wird, bietet eine Fülle von Kultur, Natur und Lebensfreude. Nach rund 12 Stunden Flug kommt man zwar einigermaßen geschlaucht in Havanna oder in Varadero an, das was man zu sehen bekommt, macht aber sofort wieder munter, denn an der immer noch eindrucksvollen Hauptstadt Havanna kommt man natürlich nicht vorbei. Mit knapp über zwei Millionen Einwohner ist „Villa San Cristóbal de La Habana“, wie die Stadt ihrem mit vollem Namen heißt, eine Fundstätte von historischen Kostbarkeiten. Havanna ist die größte Stadt der Karibik. Wohnt man in einem der zentrumsnahen Hotels ist es am besten, wenn man die Stadt selbst und zu Fuß erkundet.

Havanna

Etwa die Altstadt „Habana Vieja“, die unter dem Schutz der UNESCO als Weltkulturerbe gilt. Über die prächtige Uferpromenade Malécon gelangt man in die Gassen der Altstadt. Sie bietet eine Fülle von interessanten Plätzen. Am schönsten der Plätze, auf der „Plaza Vieja“ lockt die „Factoria, ein berühmtes Bier Lokal, das mit Hilfe und dem Geld des Wiener „Salm-Bräu“ eingerichtet worden ist. An einer nahen Klostermauer kann man übrigens auch die erste Baby-Klappe der Welt entdecken. Hier haben vor über 100 Jahren schon junge Mütter ihre ledigen Kinder abgeben können. Eine der schönsten und beliebtesten Straßen der Altstadt ist die Calle Obispo. Sie war einst die erste asphaltierte Hauptstraße Havannas. Hier sind interessante Cafe`s und Bars zu finden, in denen meist auch Live-Musik geboten wird. Der „Buena Vista Social Club“ ist hier allgegenwärtig. Sehenswert ist im Zentrum von Havanna auch das Lieblingshotel von Ernest Hemingway, das Hotel Ambos Mundos, ebenso sein Lieblingslokal „El Floredita“ mit der Bronzebüste des Schriftstellers. Einen Besuch durchaus wert sind auch das „Rum Museum“ und das Capitol in dem das Parlament zweimal im Jahr zusammentritt. Das „Museum der Revolution“ und der Platz der Revolution mit den überlebensgroßen Konterfeis von Che Guevara und Camilo Cienfuego auf den Fassaden der Ministerien gehören zum Sight- Seeing-Standard. Auf diesem Platz können Touristen auch die schönsten Oldtimer für eine Stadtrundfahrt mieten. Biegt man in die Seitenstraße ab, beginnt das eigentliche Havanna mit Häuserruinen, engen verdreckten Gassen und vom Einsturz bedrohte Häuser. Hier ist die Armut allgegenwärtig. Ein besonderer Tipp: Ein Besuch des „Cementerio Cristóbal Colón“, zu Deutsch Christoph-Kolumbus-Friedhof. Ihn erreicht man am besten mit einer Taxifahrt durch die Vorstädte Havannas. Auf dem katholischen Totenhain sind auf einer Fläche von etwa 56 Hektar rund eine Million Menschen bestattet. Hier befinden sich über 53.000 Familien-Grabstätten, Mausoleen und Grabkapellen in architektonisch prächtiger Ausführung aus Marmorgestein. Um eine Vorstellung von der Größe zu bekommen: Allein das Straßennetz des Friedhofs umfasst etwa zwanzig Kilometer.

1. Ausflug

Nach den Stadtbesichtigungen sehnt man sich nach Ruhe. Und diese findet man beim ersten Ausflug in die Naturlandschaft Vinales. Ist man auf keiner geführten Reise, so ist ein Mietwagen der Mittelklasse mit Klimaanlage empfehlenswert. Diese Kuba Mietwagen ermöglichen es, auf entspannte Weise ganz individuell dieses faszinierende Reiseland zu erkunden. Die drei großen staatlichen Autovermietern CUBACAR, VIA und REX bieten – für kubanische Verhältnisse eine annehmbare Qualität.

Das Gebiet von Vinales liegt etwa 100 Kilometer von Havanna entfernt. Die Ortschaft im gleichnamigen Tal ist umgeben von der hügeligen Landschaft der Provinz Pinar del Río. Hier sind große Tabakplantagen beheimatet sowie Gebiete mit Obst- und Gemüseanbau. Der Ort selbst wird geprägt von seinen bunten und malerischen Kolonialhäuschen mit den typischen Säulen und Veranden. 27.000 Menschen leben hier ein durchaus beschauliches Leben. Pferdefuhrwerke, Oldtimer und historische Traktoren sind hier die Hauptverkehrsmittel. Am Rande von Vinales liegt die „Cueva del Indio“, eine gigantische Tropfsteinhöhle die man kilometerweit begehen kann, um dann in einem unterirdischen See im Zuge einer romantischen Bootsfahrt wieder ans Festland zu gelangen. Nur ein Stück davon entfernt kann man die „Mural de la Prehistoria“, ein riesiges Gemälde an einer 120 Meter hohen Felswand bewundern, das die Entwicklung der Menschheit zeigt und aussieht, als ob sie von Ureinwohnern geschaffen wurde. Das Monumentalgemälde stammt aber aus den 60er-Jahren. Zum Trost für Enttäuschte: Hier gibt es bei einem kleinen Imbisstand die beste Pina Colada von ganz Kuba.

Weiter geht die Fahrt nach Cienfuegos und Trinidad über nicht gerade einladende Straßen. In Cienfuegos ist wundervoller, zentraler Platz mit seinen renovierten Kolonialgebäuden und einem herrlichen alten Theater, dem „Theatro Terry“, zu bewundern. Im „Palacio de Valle“, einem prächtig gestalteten Palast, der auch in Marokko stehen könnte, werden auf dem Dach eine tolle Terrasse mit Livemusik und ein prächtiger Ausblick auf das Meer geboten. Auch das „Jagua Castel“, eine bestens restaurierte spanische Festung bietet wunderbare Ausblicke auf das Meer und verfügt über ein sehenswertes und ausgezeichnet eingerichtetes Museum. Mit 172.000 Einwohnern ist Cienfuego die sechstgrößte Stadt Kubas, ist aber dennoch ein Dorf geblieben.

Trinidad

Trinidad, die Weltkulturerbe-Stadt wirkt wegen des 500. Stadtjubiläums vor wenigen Jahren derzeit immer noch wie frisch gestrichen. Die Pastellfarben der Häuser beeindrucken die Besucher sichtlich. Die Stadt in der Provinz Sancti Spíritus liegt an der zentralen Südküste Kubas und zählt etwa 75.000 Einwohner. Die Stadt ist touristisch geprägt, lockt aber auch durch seine mit runden Steinen gepflasterte Seitenstraßen in kleinen Läden, in denen sich Kubaner mit Grundnahrungsmittel und Touristen mit Reiseandenken und Handwerkskunst eindecken können. Dominiert wird der Ort durch die sehenswerte Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit am Plaza Mayor.

Santa Clara

In Santa Clara ist die Revolution allgegenwärtig. Während der kubanischen Revolution gegen das Batista-Regime wurde die strategisch wichtige Stadt 1958 von Truppen der Rebellenarmee unter dem Kommando von Che Guevara angegriffen. Am Stadtrand wurde ein gepanzerter Zug der Regierungsarmee, der Waffen und Nachschub bringen sollte, mit einem Bulldozer zum Entgleisen gebracht und gesprengt. Den Guerilla-Kämpfern fielen die Waffen in die Hände und so konnten sie Santa Clara nach zweitägigen Kämpfen einnehmen. Damit war der Weg in die Hauptstadt Havanna frei. Am 1. Januar 1959 flüchtet der Diktator Batista aus Kuba. Die sterblichen Überreste Che Guevaras, die in Bolivien gefunden wurden, sind 1997 nach Kuba überführt und am Ort seines größten Triumphes in einem eigens geschaffenen Mausoleum beigesetzt worden. In diesem Mausoleum ruht nun auch Sarg mit der Asche Fidel Castros. Ein eigenes Denkmal zu errichten, hat der verstorbene Revolutionsführer seinen Verehrern in seinem Testament verboten! Das „Monumento al Tren Blindado“ (spanisch für „Denkmal des gepanzerten Zuges“) aus Eisenbahnwaggons wurde auch an der Stelle aufgebaut, an dem der Waffentransport gesprengt worden war. Auch sehenswert: Das gut erhaltene Stadtbild mit dem zentralem Platz, dem Theater, der Kirche und den Hotels aus dem 19. Jahrhundert.

Weiter geht es durch das Tal der Zuckermühlen (heute meist Museen) und einige sehenswerte Kolonialbauten nach Remedios – einer entzückenden Kleinstadt mit einer Reihe von Sehenswürdigkeiten und sehr guten Lokalen – und weiter zum Jachthafen Puerto Sol oder von zur Playa Sirena. Von dort aus fährt man mit dem Fährboot oder einem Katamaran etwas über eine Stunde zu einer prächtigen und einsamen Insel, der Cayo Iguana. Wie der Name bereits verrät, ist die Insel von Leguanen bewohnt. Jedem Tag kommt eine Vielzahl von Besuchern auf das Eiland, die zum Beispiel bei der Fütterung der Leguane zusehen wollen. Es kommen aber nie mehr, als die Boote befördern können. Der Badetag auf der einsamen Insel – es gibt dort auch einen Fischer, der ein Essen für alle zubereitet – ist also gesichert. Möchte eine größere Gruppe von Besuchern Cayo Iguana erkunden, so empfiehlt es sich, wenigstens einige Tage im Vorab das Boot zu buchen. Wer Kuba mit einem Reiseveranstalter besucht, der mehrere Ausflugsziele im Angebot hat, kann fast sicher sein, dass der Besuch von Cayo Iguana mit auf dem Programm steht. Der Weg zur Insel führt an einer wunderschönen Natur und an Mangrovenwäldern vorbei. Auf der nahe gelegenen Insel Cayo Largo gibt es einige Tauchschulen, in denen die Buchung der Kurse und eines Tauchlehrers möglich sind.

Hotels

Der Rest des Kuba-Aufenthaltes ist meist einem Hotel an der Küste gewidmet. Ob in Varadero 150 Kilometer von Havanna entfernt, oder in einem der zahlreichen neuen Ressort-Hotels auf der Cayo Santa Maria an der Nordküste vor der Stadt Remedios – erreichbar über eine kilometerlange Damm-Straße. Hier erhält das Urlaubserlebnis den krönenden Abschluss. In einem der zahlreichen All-Inclusiv-Ressort-Hotels kann man sich komplett verwöhnen lassen. Frühstücks- Mittags- und Abend-Buffets, bei denen sich die Tische biegen und das Angebot keine Wünsche offen lässt, gehören hier zu Standard und lassen die bittere Armut des Landes außerhalb der Hotelanlagen leider nur allzu schnell vergessen. Der Nachteil: Wer von hier einen Ausflug auf das Festland machen will muss für das Taxi 80 Euro bezahlen, nur um zur nächsten Siedlung, nach Remedios zu kommen. Für Unterhaltung, Tanz und jede Menge Speisen und Getränke ist aber freilich in Klub gesorgt. Nicht vergessen sollte man hier das Trinkgeld von einem oder zwei CUC, der konvertiblen Währung für Touristen auf Kuba. Die Kubaner leben davon so einigermaßen. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Buschauffeur früher Professor an der Uni war, dort aber so wenig bezahlt bekam, dass er zum Tourismus Zuflucht nahm und jetzt von Trinkgeld mit seiner Familie anständig leben kann.

Achtung: Touristen, die aus den USA kommen müssen über ein Drittland fliegen und können erst von dort nach Kuba einreisen. Reisen in die umgekehrte Richtung, also von einem Drittland wie Österreich über Kuba in die USA sind für Nicht-Amerikaner aber ohne Probleme möglich. Direktreisen von den USA nach Kuba sind nur erlaubt, wenn sie in festgelegte Kategorien fallen. Dazu zählen Bildungsreisen und private Besuchsreisen, nicht aber rein touristische Reisen.

Text + Fotos: Gerhard Krause

 

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