Mobbing

Mobben Sie mich nicht!

Mobbing zählt zu den unangenehmsten und miesesten Methoden, mit denen (ältere) Arbeitnehmer heute konfrontiert sind, sei es auf der Ebene der Kollegen oder jener der Vorgesetzten. Meist mit schlimmen gesundheitlichen Folgen für die Betroffenen. Sie können sich gegen Mobbing zur Wehr setzen – das Internet bietet nicht nur Infos über Druckwerke, sondern vor allem zahlreiche Links auch Öffentlicher, und damit unabhängiger Organisationen.Wer seinen Job jahrzehntelang gut erledigt hat, wenig bis keine Fehler gemacht und immer pflichtbewusst agiert hat – der wird von „Kollegen“ des Öfteren angefeindet („Streber“, „obrigkeitshörig“) oder vom Management gerne als zu teuer und zu unflexibel wahrgenommen. Die Folge: Nicht selten beginnt ein Prozess, schleichend und unauffällig, so dass Betroffene erst spät merken, wie sie langsam aber kontinuierlich an den Rand des Geschehens gedrängt werden.Was ist Mobbing? Der Begriff Mobbing geht auf den österreichischen Verhaltensforscher Konrad Lorenz (1903-1989) zurück. Er beobachtete – allerdings in der Welt der Tiere – den Ausschluss von Artgenossen aus einer Gruppe mit anschließenden massiven Angriffen. So gesehen beschreibt Mobbing ursprünglich ein „tierisches Verhalten“ . . . erschütternd, dass dieser Begriff heute auf die „menschliche“ Arbeitswelt angewendet wird (angewendet werden muss).Auf den Menschen übertragen, versteht man unter Mobbing – nach Heinz Leymann (1993) – eine konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz unter KollegenInnen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, bei der die angegriffene Person unterlegen ist und von einer oder mehreren Personen systematisch, oft und über einen längeren Zeitraum mit dem Ziel und dem Effekt des Ausstoßens aus dem Arbeitsverhältnis direkt oder indirekt angegriffen wird. Wie entsteht Mobbing?Mobbing ist keine Situation, die über Nacht entsteht oder einen konkreten Anlassfall für ihre Entstehung benötigt; vielmehr ist Mobbing in mehrere Phasen gegliedert:

Phase 1: Beginn eines Konflikts

Initialzündung für jeden Mobbingprozess ist ein Konflikt. Nun ist eine Meinungsverschiedenheit am Arbeitsplatz nichts Außergewöhnliches, ganz im Gegenteil. Kleine und größere Reibereien gibt es immer wieder. Die Frage ist: Wie wird mit diesem Konflikt umgegangen?

Ist ein Konflikt zwischen KollegInnen nicht auf der gleichen Ebene lösbar, dann sollte das Management eingreifen, ohne eine der Streitparteien zu diskriminieren. Kümmert sich jedoch niemand um die Lösung des Konflikts (oder wird er vom Management gar begrüßt) entsteht eine Mobbing-Situation. Die Folge: Aus dem sachlichen Konflikt wird eine persönliche, emotional besetzte Auseinandersetzung, der ursprüngliche Streitpunkt rückt in den Hintergrund.

Phase 2: Start der psychisch bedrückenden Lage

Sobald eine der Streitparteien, aus welchen Gründen auch immer, zur Zielscheibe wird, fängt die Mobbing-Spirale an, sich zu drehen. Die restlichen Beteiligten ersinnen schädliche Handlungsweisen und Situationen und rufen damit bestimmte Reaktionen bei „ihrer Zielscheibe“ hervor. Diese wird unfreundlich, misstrauisch, gibt ruppige, arrogante Antworten und wird bisweilen sogar aggressiv. Andere wiederum leiden still vor sich hin.Phase 3: Arbeitsrechtliche MaßnahmenAufgrund der frustrierenden Situation am Arbeitsplatz wird der dem Mobbing Ausgesetzte mit der Zeit zum Problemmitarbeiter – das Management schaltet sich gezwungenermaßen ein, schließlich ist der ehemalige gute Mitarbeiter plötzlich unkonzentriert, es passieren ihm Fehler und er hat aufgrund psychosomatischer Beschwerden plötzlich zahlreiche Fehltage.

Phase 4: Beendigung des Arbeitsverhältnis

Helfen die gesetzten Maßnahmen nicht (wobei sie ja den Falschen treffen!), so bleibt als finale Aktion nur noch die Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Entweder beenden die Betroffenen das Arbeitsverhältnis selbst wegen Unerträglichkeit der Arbeitssituation, oder es gibt eine Kündigung durch den Vorgesetzten.Die Folgen sind nicht selten verheerend. Ein Teil der Mobbing-Betroffenen hat unter derartig schweren psychosomatischen Folgen der oft jahrelangen Tortur zu leiden, dass sie entweder langfristig krankgeschrieben werden oder gänzlich in die Erwerbsunfähigkeit abrutschen und damit a la longue ein Fall für eine Erwerbsunfähigkeits-Rente werden. Typische Mobbing-Handlungen- Angriffe auf die Gesundheit (körperliche Gewalt, sexuelle Übergriffe)- Angriffe auf die soziale Beziehung (fehlende Kommunikation, Ausgrenzung)- Angriffe auf das soziale Ansehen (lächerlich machen, Spott und Hohn, Verletzung des Selbstbewusstseins)- Angriffe auf Mitteilungsmöglichkeiten (Kritik, Telefonterror, abrupte Gesprächsunterbrechung) – Reduktion der Qualität der Berufs- und Lebenssituation (Zuteilung sinnloser Aufgaben, keine Arbeitsaufgaben)

Informationen zu Mobbingberatungsstellen

Mobbingberatung der Arbeiterkammer Wien

Mobbing-Beratungsstellen des ÖGB

Beratungsstelle des Referates für Frauenförderung und Gleichstellung der Uni Wien

psychosoziale Erstberatung – Angebot der Gewerkschaft vida

Weitergehende Informationen zur Prävention von Mobbing und Gewalt am ArbeitsplatzBelästigung

Gewalt am Arbeitsplatz – Instrumente zur Prävention

Die Broschüre von BAK, IV, ÖGB, VÖWG und WKÖ ist ein Beitrag zur Umsetzung der EU- Rahmenvereinbarung der Europäischen Sozialpartner in Österreich.

Mobbing – Leitfaden zur Prävention und Intervention

Was (öffentliche) Organisationen tun können. Leitfaden des Bundesministeriums für Gesundheit.

MOBnet ist eine neue Kooperation von Organisationen der Arbeitgeber/innen und Arbeitnehmer/innen im Gesundheitswesen und Sozialbereich. Zielsetzung: Setzung gemeinsamer Maßnahmen gegen Mobbing am Arbeitsplatz.

Redaktion: Bernhard Lichtl