Wiener Spaziergänge Nr. 54
Nach längerer Zeit gibt es wieder Wiener Spaziergänge, Nr. 54. Mit den Öffis in die Wiener Innenstadt. Es ist ein Sonntag, Ende Mai. Ich fahre von Atzgersdorf zum Schwedenplatz. Es waren exakt 35 Minuten mit Bus und U-Bahn. Selbst am Sonntag kann man es in dieser Zeit nicht mit dem Auto schaffen.
Ruprechtskirche
Mahnmal
Hier steht auch das Mahnmal für die Terroropfer vom 2. November 2020. Talos Kedl und Peter Habarta initiierten dieses Gedenk-Kunstwerk. Hier bei der Ruprechtskirche fielen auch die ersten Schüsse.
Judengasse
Es gibt wieder eine größere jüdische Gemeinde in Wien. Die Stadt erinnert an sehr vielen Orten an die jüdische Geschichte. Im 2. Bezirk, hier hatten wir schon einen Wiener Spaziergang durch die Mazzesinsel. Heute sind wir in der Judengasse. Hier gibt es in erster Linie Bars und Beisln. Die Wienbesucher brauchen natürlich zu trinken und zu essen.
Seitenstettengasse
Hier befindet sich die Israelitische Kultusgemeinde Wien. In der Reichskristallnacht, vom 9. auf 10. November 1938 erreichten die Ausschreitungen gegenüber Juden, Zigeuner, Homosexuelle und all jene Menschen, die nicht in das arische Weltbild passten, einen Höhepunkt. Vor 1938 gab es in der jüdischen Gemeinde über 185.000 Mitglieder. Heute sind es knapp 8.000. Fast alle Synagogen wurden vernichtet. Der Stadttempel in der Seitenstettengasse wurde nur teilweise zerstört, da er sich in einem Wohnhaus befand. Übrigens, die Seitenstettengasse ist benannt nach dem Seitenstettner Hof vom Stift Seitenstetten.
Hoher Markt
Über die Judengasse geht es zum Hohen Markt. Es ist kurz vor Mittag, da ist was los. Die Touristen warten auf Joseph Haydn, Maria Theresia und weitere Persönlichkeiten unserer Geschichte mit Musik bei der Ankeruhr. Es ist wahrlich ein Spektakel. Die Zuschauer werden still und genießen diesen Anblick.
Durch die Wiener Innenstadt zu spazieren, ist zurzeit nicht so lustig, es sind einfach zu viele Menschen in der Stadt. Stehenbleiben und etwas in Ruhe ansehen oder fotografieren, ist fast nicht möglich ohne angerempelt zu werden. Was auch noch auffällt, sind die vielen leer stehenden Geschäfte hier in der Innenstadt. Na ja, online Einkaufen ist doch bequemer und meistens auch noch billiger.
Über den Kohlmarkt und Michaelerplatz ist es wirklich sehr, sehr anstrengend zu gehen. Hier könnten unsere Skifahrer ein Sommertraining machen. Slalom lernt man hier in Sekunden!
Maria-Theresien-Platz
Wir gehen durch das Burgtor und überqueren den Ring. Jetzt stehen wir am Maria-Theresien-Platz. Auch die Kaiserin schaut nicht glücklich aus. Die vielen Menschen, ständig wird sie fotografiert. Habe es ebenfalls für mein Buch „Wiener Spaziergänge II“ gemacht. „Reserl des muaßt aushalten!“
Neben dem Denkmal der Kaiserin finden sich 4 Tritonen- und Najadenbrunnen. Die Najaden sind Nymphen in der griechischen Mythologie, die über Quellen, Bäche, Flüsse, Sümpfe, Teiche und Seen wachen. Als Triton bezeichnet man in der Ikonografie ein Mischwesen, je zur Hälfte bestehend aus einem menschlichen Oberkörper und fischartigem Unterkörper mit Schwanzflosse. Viele Symbole der griechischen Mythologie finden sich an den verschiedenen Plätzen und Bauwerken in Wien.
Von hier aus hat man auch eine gute Aussicht zu der geplanten Dachterrasse am Lamarr-Kaufhaus von René Benko. Das wird wohl so bald nicht zustande kommen. DANKE BENKO!
MuseumsQuartier
Der nächste Stopp ist das MuseumsQuartier, das Leopold Museum. Darüber können Sie in Ausstellungs- und Kultur-Tipps nachlesen. Dieser Gebäudekomplex wurden Anfang des 18. Jahrhunderts als Hofstallungen angelegt und erbaut. Ab 1922 wurde es zum Messepalast umfunktioniert. 1998 begann der Umbau zum MuseumsQuartier. Die alten Gebäude wurde restauriert und neuen moderne Gebäude dazu gebaut. Alt und Neu ergänzen sich hier hervorragend.
Über die Mariahilfer Straße gehe ich, im Zick-Zack, Richtung Westbahnhof. Die Mariahilfer Straße ist angenehm schattig. Es wurden viele Bäume gepflanzt, so als ob man durch eine Allee geht. Es gibt hier viele Bänke und Sitzgelegenheiten. Die sind aber größtenteils besetzt. Sehr viele betrunkene Typen, verwahrlost, teils in großen Gruppen. Ich fühle mich hier nicht gut. Was auch hier wieder auffällt, die vielen leer stehenden Geschäftsräume.
Trotz allem leben wir in der weltweit schönsten Stadt!
Text + Beitragsfoto: Gabriele Czeiner