Wiener Spaziergänge Nr. 51

Wir spazieren heute, es ist bereits unser 51. Wiener Spaziergang, durch Mauer. Im 23. Bezirk, als der südlichste Bezirk von Wien. 

Mauer wurde bereits 1114 erwähnt als Burg oder „Gereut“ und 1210 als Muer, also Mauer. Die Türken zerstörten Mauer zweimal. Danach, im 17. Jahrhundert, gab es einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die umliegenden Weingärten wurden genutzt zur Erzeugung von guten Most, Sturm und Wein, und es gab etliche kleine Heurige. Man fuhr zur Sommerfrische nach Mauer, es gab ein Erholungsheim, eine Wasserheilanstalt, eine Kaserne. Anfang des 20. Jahrhunderts war am Gelände der Kaserne das Fliegerarsenal untergebracht. Und es gab viele Wander- und Spazierwege damals wie heute. Sehr viele Gebäude, welche nach den Türkenbelagerungen aufgebaut worden sind, gibt es heute noch zu bewundern.

Maurer Hauptplatz

Hier starten wir, das Zentrum von Mauer. Unter den Nazis hieß dieser Platz „Adolf-Hitler-Platz“, danach nur Hauptplatz uns seit 1957 Maurer Hauptplatz, zur Wahrung des Ortsnamen. 

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Maurer Hauptplatz Foto © Gabriele Czeiner

Der Platz ist sehr offen und grün. Es gibt alte und neue Wohngebäude und noch einen Heurigen. Erwähnen möchte ich auch das Kriegerdenkmal. Es soll an die Gefallenen des Ersten und Zeiten Weltkrieges erinnern. Das Denkmal besteht aus einem steinernen Pyramidenstück und darauf ein kniender Soldat. Das Denkmal ist an allen Seiten mit einer Inschrift aus dem Ersten Weltkrieg versehen. Dahinter befinden sich Tafeln mit den Namen der Gefallenen aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Erbauer dieses Mahnmals war der Künstler Sepp Haberl. Von diesem Künstler stammt auch dein Dollfuß-Denkmal am Rathausplatz und die Otto-Glöckel-Büste in der gleichnamigen Schule. 

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Kriegerdenkmal Foto © Gabriele Czeiner

Bis zur Enthüllung des Mahnmals, 1922, stand hier ein Monument von Kaiser Franz Josef I.

Auf Nr. 5 wurde in den 1950er-Jahren eine Wohnhausanlage der Gemeinde Wien errichtet. An der Fassade ist ein Keramikmosaik des Künstlers Rudolf Schwaiger angebracht. Es stammt von 1957/58 und zeigt „Eine Familie im Grünen“.

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„Eine Familie im Grünen“ Foto © Gabriele Czeiner

Geßlgasse

Durch diese Gasse wandern wir jetzt. Benannt nach dem Pfarrer von Mauer, Monsignore Franz Geßl. Hier stehen auch noch ein paar wunderschön restaurierte alte Häuser. Mauer zählt zu den teuersten „Grätzl’n“ von Wien. Wenn man einen Blick hinter die Häuser werfen kann, dann sind hier wunderschöne große Gärten. Bei einigen Häusern kann man noch erahnen, dass es einmal ein Heuriger war. Davon gibt es in Mauer auch nicht mehr viele.

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„Ausg’steckt is“ Foto © Gabriele Czeiner

Ölzeltpark

Dieser Park ist ca. 10.000 m² groß. Es sind herrliche Grünflächen und viel alter Baumbestand, sodass immer ein Platz im Schatten vorhanden ist. Der Park wurde nach dem k.k. Hof- und Stadtbaumeister Anton Ölzelt benannt. Mitte des 19. Jahrhunderts erwarb Ölzelt hier ein Haus und die angrenzenden Grundstücke, welche heute diesen Park bilden. Nach seinem Tod erbten seine drei Söhne den Besitz. Der älteste, Anton Ritter Ölzelt, erbaute das Hauptgebäude, die Ölzelt Villa, das heutige Gösser Schlössl, im Stil der italienischen Renaissance neu. 1911 verkaufte Anton Ritter Ölzelt den gesamten Besitz an die Gemeinde Mauer.

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Ölzeltpark Foto © Gabriele Czeiner

Dr.-Barilits-Gasse

Über die Ölzeltgasse gelangen wir zur Dr.-Barilits-Gasse. Benannt nach Dr. Rudolf Barilits, er war Bürgermeister von Mauer. Wen man durch diese Gassen spaziert, ist man sehr beeindruckt von diesen alten Villen. 

Valentingasse

Diese Gasse wurde nach Valentin II. Edler von Mack benannt. Er ließ in dieser Gasse 1842/43 sechs Häuser erbauen.

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Valentingasse Foto © Gabriele Czeiner

Maurer Lange Gasse

Mit ca. 2,5 Kilometer einer der längsten Gassen bis 1938 in der eigenständigen Gemeinde Mauer. Auf Nr. 90 unbedingt das Haus mit dem Laubsägegiebel ansehen. Hier gibt es noch einige Heurige oder Buschenschanken. 

Buschenschank

Der Name Buschenschank ist ein Weinlokal, in dem der Betreiber selbst hergestellten Wein ausschenkt. Der Name kommt vom „Buschen“ – das sind die Zweige, welche über dem Eingang der Schenke angebracht sind und zeigen an, dass der Buschenschank geöffnet ist.

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Hier hat ein Heuriger geöffnet Foto © Gabriele Czeiner

Der Unterschied zwischen Buschenschank und Heurigen ist der, dass beim Heurigen auch warme Speisen serviert werden dürfen. 

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Getränkeautomat Foto © Gabriele Czeiner

Das is ein moderner Buschenschank: lediglich ein Getränkeautomat mit Wein und Sekt. Natürlich Selbstbedienung, es gibt nur keine Bänke zum Sitzen.

In der Maurer Lange Gasse gibt es ein paar wunderschöne alte Häuser, wenn man davor steht, kann man sich ein wenig in die vergangenen Zeiten zurückversetzen. Eine alte Villa, welche noch aus der Monarchie stammt. Ich mache die Augen zu und höre die Hufe der Pferde, wie sie auf dem Pflaster klappern. Ein Stück weiter ein ebenerdiges Haus aus der Nachkriegszeit. Das war einmal eine Eisenhandlung, die Fenster und die Eingangstüre sind natürlich mit „Eisen-Rollbalken“ verschlossen – leider für immer. Diese Eisenhandlungen gab es bis in die 1980er-Jahre überall in Österreich. Als die großen Baumärkte kamen, verschwanden schön langsam die Eisenhandlungen.

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Eisenhandlung Foto © Gabriele Czeiner

Jesuitensteig

Über die Geßlgasse kommen wir zum Jesuitensteig. Die Jesuiten hatten von 1609 bis 1773 die Herrschaft über Mauer. Eine kleine Gasse mit viel Grün, herrlichen Villen und auch noch einen Heurigen. Hier ist ein Foto von einer Villa auf Nr. 33. Sehr sehenswert!

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Jesuitensteig Foto © Gabriele Czeiner

Endresstraße

Diese Straße wurde benannt nach Robert Endres. Er war unter anderem Gymnasiallehrer und Historiker. Er veröffentlichte wissenschaftliche Werke zur antiken, österreichischen und europäischen Geschichte. Die Endresstraße verbindet den Bahnhof Atzgersdorf mit Mauer. Die Straße ist wie eine Allee, herrlich grün und schattig. Interessant ist die Geschichte der Johanneskapelle. Sie wurde 1719 errichtet, 1750 wurde dann eine neue Kapelle errichtet und eine Statue des Heiligen Johannes von Nepomuk aufgestellt. Den Heiligen Nepomuk treffen wir in Wien schon vielfach. Er ist unter anderem als Brückenheiliger bekannt. Vermutlich gab es hier in der Endresstraße eine Brücke über den Lindgrabenbach. 

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Johanneskapelle Foto © Gabriele Czeiner

Pfarrkirche Mauer

Die Kirche ist dem Heiligen Erhard von Regensburg gewidmet. Der heilige Erhard wurde wahrscheinlich in Südfrankreich geboren und starb in Regensburg. Er war als Wanderbischof im Elsass und im bayrischen Regensburg unterwegs. Die Legende sagt, dass er einer Herzogstochter, die von Geburt an blind war, bei der Taufe das Augenlicht wiedergab. Die Kirche wurde von den Eckartsauer, den damaligen Herren von Mauer, gestiftet. Diese waren dem Hochstift Regensburg lehenspflichtig. Das ist die Verbindung zum Heiligen Erhard von Regensburg.

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Pfarrkirche Mauer Foto © Gabriele Czeiner

Maurer Rathauspark

Der Park liegt unmittelbar vor dem ehemaligen Rathaus von Mauer und neben der Pfarrkirche Mauer und ist 14.000 m² groß. Eine kleine Oase in der großen Oase! In diesem Park gibt es einige Sehenswürdigkeiten. Den Magna-Mater-Brunnen. Dieser Brunnen wurde 1930 nach einem Entwurf von Architekt Adolf Stöckl errichtet. Magna Mater (große Mutter) ist eine Darstellung der Mutterliebe.

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Magna Mater Foto © Gabriele Czeiner

Es gibt auch noch eine Athleten-Skulptur von Oskar Thiede. Beide Figuren stehen unter Denkmalschutz.

Über die Speisinger Straße gelangen wir wieder zum Maurer Hauptplatz. Hier gibt es einen Eissalon, da werden wir jetzt unseren Spaziergang beenden. Aber vorher noch eine Kuriosität am Hauptplatz. Hier gibt es den 1. Maurer Würstelstand. Auf der Auslage sieht man Dackeln und dazwischen steht „Die beste Wurst“. Jetzt frage ich mich, sind die Würstel so gut, dass sie sogar Dackeln fressen oder bestehen die Würstel aus „Dackelfleisch“? Das wäre vielleicht auch der Grund, warum geschlossen ist. Der Besitzer ist auf „Dackeljagd“.

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1. Maurer Würstelstand Foto © Gabriele Czeiner

Text + Beitragsfoto: Gabriele Czeiner

 

 

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Wir spazieren heute, es ist bereits unser 51. Wiener Spaziergang, durch Mauer. Im 23. Bezirk, als der südlichste Bezirk von Wien. 
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