Wiener Spaziergänge Nr. 48

Ich mache seit Beginn der Pandemie die Wiener Spaziergänge und der 48. Wiener Spaziergang führt mich zum ersten Mal nach Transdanubien. Ich gehöre wohl noch zu den „alten“ Wiener/innen, wenn ich nicht über die Donau muss, fahre ich nicht. Nein, so ist es nicht, Floridsdorf und Donaustadt sind wunderbare Bezirke mit viel Grün und sehr viele Möglichkeiten für Sport und Freizeit.

Aspern

Da sind wir heute in Aspern. 1905 wurde Aspern zu Wien eingemeindet. Bis 1938 gehörte es zum 21. Bezirk – Floridsdorf, danach wurde es ein Teil des 22. Bezirks – Donaustadt. Der Ort wurde urkundlich schon im 13. Jahrhundert erwähnt. Durch die Donau wurde Aspern einige Male schwer verwüstet. Einige Male so schwer, dass die Einwohner den Ort für immer verlasen wollten. 1557 erlitt Aspern durch einen Eisstoß der Donau schwere Schäden! Durch die Donauregulierung, 1869 bis 1875, verlor der Ort seine unmittelbare Lage am Strom. Das Leben in Aspern wurde dann um einiges leichter. 

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Siegesplatz Foto © Gabriele Czeiner

Schlacht bei Aspern

Siegesplatz: Hier kam es zur ersten Niederlage Napoleons. 1809 stand hier, am Siegesplatz, wahrscheinlich Erzherzog Carl und blickte Richtung Groß Enzersdorf und freute sich über den Sieg. 1814, während des Wiener Kongresses, standen hier Zar Alexander I., König Friedrich Wilhelm III. und nochmals Erzherzog Carl, feierten schon wieder oder immer noch, die Niederlage Napoleons. Am Wiener Kongress teilten sich in der Zwischenzeit Metternich & Co. Europa neu auf. Heute, Pfingstmontag 2023, stehe ich hier und freue mich, dass ich sofort einen Parkplatz bekommen habe. Ich denke aber auch an den Krieg in der Ukraine und dass es vielleicht wieder zu einer neuen Aufteilung in einigen Ländern Europas kommen wird. Die Geschichte wiederholt sich.

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Löwe von Aspern Foto © Gabriele Czeiner

Bei dieser „Schlacht bei Aspern“ hatte Österreich 23.300 Soldaten verloren, die Franzosen ca. 27.000 Soldaten. In Erinnerung an die Gefallenen dieser Schlacht wurde ein Kriegerdenkmal bei Anton Dominik Fernkorn in Auftrag gegeben.  Der sterbende Löwe von Aspern erinnert an diese verlustreiche Schlacht.

Siegesplatz 7 steht ein 1904 erbautes Gebäude. Darin war das Amtshaus von Aspern und eine städtische Bücherei, das steht noch an der Fassade. Das Haus sollte abgerissen werden, aber die Bevölkerung konnte sich dem widersetzen. Heute ist ein Kindergarten untergebracht und eine Musikschule. Es soll ein öffentliches Zentrum für Jung und Alt sein.

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Siegesplatz 7 Foto © Gabriele Czeiner

Großenzersdorfer Straße

Der Siegesplatz mündet in die Großenzersdorfer Straße. Die Straße führt zum Autokino und nach Orth an der Donau. Dort gibt es herrlichen Fisch. Aber so weit gehen und fahren wir heute nicht. Wir bleiben hier in Aspern. Man spürt hier noch den dörflichen Charakter. Es wurde auch sehr auf die Bauweise geachtet. Die Neubauten fügen sich gut in das „Dorfbild“ der alten Zeit ein. 

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Ehemalige Bäckerei Foto © Gabriele Czeiner

Wir biegen links in die Waquantgasse ein. Diese Gasse ist benannt nach Johann Theodor Waquant, er war Feldzeugmeister und hat, no na, an den Kämpfen gegen die Franzosen teilgenommen. Und ein Feldzeugmeister war bis 1918 der niederste (fünfte) Rang der Generalität im österreichisch-ungarischen Heer. 

Abseits von der Großenzersdorfer Straße ist es noch um eine Spur ländlicher und vor allem ruhiger. Wimpffengasse, die nächste Gasse. Sie erraten nie, nach wem sie benannt wurde! Maximilian Freiherr von Wimpffen, wem fällt ein solcher Name ein, war Heerführer in den Napoleonischen Kriegen.

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Wimpffengasse Foto © Gabriele Czeiner

Zu den Gassennamen darf dieser Name nicht fehlen: Bienefeldgasse. Benannt nach Major Wilhelm Bienefeld von Löwenkron. Da hat sicher eine Biene einen Löwen gestochen und das war dann die Vorlage für den Film „Der König der Löwen“! Der Herr Major war natürlich auch ein Mitkämpfer von Aspern.

Lobaugasse

Wir queren die Großenzersdorfer Straße und sind in der Lobaugasse. Die Lobau war das Augebiet am linken Donauufer. Es hatte 2.160 Hektar und wurde als Jagdgebiet des kaiserlichen Hofes genutzt, besonders gerne von Kronprinz Rudolf. Hier habe ich noch ein Haus gefunden auf dem „Gasthaus des Karl Kiesling“ steht. Heute ein Wohnhaus, da war sicher einmal einiges los!

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Das Gasthaus in der Lobaugasse Foto © Gabriele Czeiner

Vorbei am Aspener Jagdhaus, stehen wir jetzt auf der Jägermaiszufahrt. Die Siedlung Jägermais wurde 1921 gegründet und die Straße soll heute noch daran erinnern. Hier ist es sehr grün, herrlich ruhig. Man hat das Gefühl man ist am Land.

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Jägermaiszufahrt Foto © Gabriele Czeiner

Benjowskygasse

Wieder ein Heerführer aber auch ein Abenteurer: Moritz August Graf Benjowsky. Er starb 1786 auf Madagaskar. Das Infanterieregiment Nr. 31 wurde nach ihm benannt und als Erinnerung an die Schlacht bei Aspern wurde die Gasse so benannt. Was man nicht alles für den Krieg tut.

Wir gehen durch die Heustadelgasse. Benannt nach dem historischen Flurnamen Heustadelfeld. Hier gibt es ein Gymnasium und sehr viele Neubauten. Es wurde auch hier sehr niedrig gebaut, meistens Reihenhäuser. Und dazwischen immer viel Grün. Es ist schön hier.

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Heustadelgasse Foto © Gabriele Czeiner

Biberhaufenweg

Nein, das ist kein Heerführer. Hier gab es einen Biberhaufen mit reichem Biberbestand, das war Anfang des 20. Jahrhunderts. Heute stehen ihr noch teils alte kleinere Einfamilienhäuser, teils neue kleinere Villen, der Aspener Sportplatz ist hier. Wir gehen weiter bis zum Aspener Heldenplatz. 

Aspener Heldenplatz

Der Kreis schließt sich. Dieser Platz wurde benannt zum Gedenken an die Helden der Schlacht von Aspern. Der ursprüngliche Name war Kirchenplatz. Auf dem Platz befindet sich unter anderem ein Spielplatz. Der Park ist nach Astrid Lindgren benannt. Aber nicht weit davon, auch noch im Park, ist ein Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges. Man kommt dem Krieg hier einfach nicht aus. 

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Astrid-Lindgren-Park Foto © Gabriele Czeiner

Gleich neben dem Park ist eine Wohnhausanlage der Gemeinde Wien. Langobardenstraße 207. In der Zwischenkriegszeit erbaut, ist es die kleinste kommunale Wohnanlage in der Donaustadt. Hier gibt es nur 20 Wohnungen. Ich habe es schon bei einigen Spaziergängen erwähnt, es ist wirklich bewundernswert, mit welchem Weitblick die damaligen Politiker den Wohnbau in unserer Stadt betrieben haben. 

Erwähnenswert an diesem Bau sind die Eckbalkone mit den bunt glasierten Putto-Reliefs der Wiener-Werkstätten-Künstlers Russ-Paintl.

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Wohnhausanlage Langorbardenstraße 207 Foto © Gabriele Czeiner

Pfarrkirche Aspern

Wir sind wieder beim sterbenden Löwen. Dahinter ist die Pfarrkirche St. Martin. Gewidmet Martin von Tours. Er war der Begründer des abendländischen Mönchtums und der dritte Bischof von Tours. Diese Kirche hat schon einiges hinter sich. Einige Überschwemmungen und natürlich Kriege. Vor allem die Schlacht um Aspern. 1809 wurde die Kirche aus strategischen Gründen angezündet, da sich immer wieder auf dem Turm französische Scharfschützen verschanzten. 1810 bis 1813 erfolgte der Wiederaufbau.

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Pfarrkirche Aspern mit dem sterbenden Löwen Foto © Gabriele Czeiner

Der heutige Spaziergang war auf sehr geschichtsträchtigem Boden. Bin ich froh im Hier und Heute zu leben. Hoffentlich weiterhin ohne Krieg in unserem Land.

Text + Beitragsfoto: Gabriele Czeiner

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