Marokko – im Reich der Sinne

Wenn nach drei Jahren Corona-Pause die Reisebranche wieder wirklich tolle Angebote unterbreiten kann, dann sollte man nicht zögern, sich die aufgeschobenen Traumziele so schnell wie möglich zu Gemüte führen. Noch bevor sie vermutlich wieder unerschwinglich werden. Ein Beispiel nur: Eine Reise nach Marokko in der nordafrikanischen Maghreb-Region, in das orientalische Reich der Sinne…

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Marokko Foto © Gerhard Krause

Aufstrebendes Tourismusland

Faszinierende Reiserouten durch das aufstrebende Tourismusland gibt es zurzeit viele und auch überaus abwechslungsreiche. Ob die Besichtigung eindrucksvoller historischer Sehenswürdigkeiten auf dem Programm steht, oder ein Badeurlaub am Mittelmeer oder an der Atlantikküste. Marokko bietet einfach alles. Ob die Wüste auf dem Rücken von Dromedaren entdeckt werden soll, wo einst Händler ihre Karawanen von Oase zu Oase führten und mit Gewürzen, Tonwaren und Seidenstoffen ihre Geschäfte gemacht haben, oder ein Rundreise zu den architektonisch reizvollen Palastanlagen der zahlreichen Königsdynastien des Landes zum Besuch einladen; man kommt einfach überall auf seine Rechnung.

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Dromedar-Ritt Foto © Gerhard Krause

Nicht zuletzt, weil sich in der jahrhundertelangen Geschichte Marokkos Herrscher und Kolonialherren oft abgewechselt und immer ihre ganz individuellen Spuren hinterlassen haben. So etwa auch in den vier Hauptstädte mit den jeweiligen Königs-Residenzen. Heute gibt es sogar sechs Königsstädte, welche auch Hauptstädte des Landes waren und in dieser Zeit jeweils eine rasante Entwicklung erlebt haben. Ganz abgesehen von den eindrucksvollen Königspalästen mit ihren riesigen Gärten hinter den ockerfarbenen, hohen, mit Zinnen versehenen Mauern welche bis heute selbst den Touristen immer noch meist verborgen gebliebenen sind.

Ausgangspukt der Reise

Wenn man nach einem knapp über vierstündigen Flug von Wien in Marrakesch gelandet ist, entfaltete sich eine neue Welt. Etwa in der Landesmitte gelegen, ist die Ebene der Millionenstadt eine Welt voller Wunder. Inmitten der Medina (Altstadt) thront das Minarett der ab 1162 errichteten Koutoubia-Moschee als Wahrzeichen der Stadt. Sie war einst die größte Moschee der Welt bis sie vom Turm der Hassen II-Moschee in Casablanca abgelöst wurde. Die Koutoubia-Moschee liegt am Rande des großen freien Platzes Djemaa El-Fna, der einstigen Hinrichtungsstätte, an der die Enthaupteten dem Volk präsentiert wurden. Heute ist dies ein riesiger, lebendiger Platz auf dem Gaukler und Schlangenbeschwörer residieren und ab 16 Uhr die gastronomischen Marktstandler ihre wohlschmeckenden und dennoch billigen kulinarischen Genüsse präsentieren. Hier geht das Leben bis weit in die Nacht. Flankiert von der Kasbah und den vielen Geschäften der Mellah (Judenviertel) und den umliegenden Souks.

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Händler im Souk Foto © Gerhard Krause

Die Gaukler präsentieren kleine Affen, beschwören giftige Kobras oder laden zu Geschicklichkeits- oder Glücksspielen ein. Immer jedoch darauf bedacht, dass man für die Fotoerinnerungen der Touristen eine Art Lösegeld (Bagschisch) verlangt. Und das sogar mit Nachdruck und mit Hilfe von Komplizen, die das Fotoshooting beobachten und dann die „Gebühr“ dafür kassieren. 

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Platz der Gaukler Foto © Gerhard Krause

Nicht vergessen sollte man auch einen Besuch im Bahia Palast (Palast des Schönen) in Marrakesch. Am Rand der südlichen Medina, unweit der Mellah gelegen, zählt der Palast bis heute zu den schönsten Sehenswürdigkeiten, die Marrakesch zu bieten hat. Die großzügige Anlage wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von den Alawiden erbaut. Bou Ahmed, der Sohn des Großvesirs Si Moussa soll den Bahia-Palast nach seiner Lieblingsfrau benannt haben. “Bahia” bedeutet auf Arabisch so viel wie “Die Glanzvolle” oder “Die Strahlende”. Besonders beeindruckend ist auch der sogenannte Ehrenhof (Cour d’honneur). Er wurde 1898/99 vollendet und hat eine imposante Größe von 50 mal 30 Metern. Der Hof ist komplett mit Marmor gefliest. Ihn umgeben die Zimmer für die bis zu 80 Konkubinen aus dem Harem des Großwesirs. 

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Harem für 80 Konkubinen Foto © Gerhard Krause

Die marokkanische Währung ist der marokkanische Dirham. Den aktuellen Umrechnungskurs etwa 100 Dirham = 0,9 Euro. Übernachtungen gibt es ab 60 Dirham, ein Essen in der Garküche am Markt ist um 25 Dirham zu bekommen. In Restaurants zahlt man etwa 100 Dirham, umgerechnet also nicht einmal einen Euro.  

Casablanca

Wenn man die Architektur der 1920 und 1930 Jahre genießen will, dann ist man in Casablanca, der nächsten Stadt unserer Reise bestens versorgt, weil die Kolonialherren bei ihren Planungen vom europäischen Klassizismus, dem Jugendstil und Art déco geprägten waren. Den Architekten wurde aber auch zugestanden, die verspielten maurische Stilelemente in ihren Bauten zu integrieren und sie deshalb besonders attraktiv zu machen. Casablanca leitete deinen Namen vom spanischen Casabranca ab.

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Königspalast Casablanca Foto © Gerhard Krause

Neben dem architektonischen Reichtum locken auch zahlreiche breite Boulevards in die Stadt. Am eindrucksvollsten aber ist die Moschee Hassan II, die 1993 unter König Hassan II fertiggestellt worden ist. Sie wurde vom französischen Architekten Michel Pinseau entworfen und wurde von 35.000 Handwerkern und Künstlern fertiggestellt. Ihr Minarett ist 200 Meter hoch, ist für 80.000 Gläubige konzipiert und nach Mekka dar zweitgrößte Sakralbau der Welt.    

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König Hassan Mosche Foto © Gerhard Krause

Zweitgrößter Sakralbau

Meknés ist das nächste Ziel. Das sehenswerteste Bau-Juwel ist das Tor zur Königsstadt in Meknés, (Bab El Mansour) und Zugang zu der wuchtigen Palast- und Festungsarchitektur von geradezu furchteinflößenden Dimensionen. Die Stadt hat aber auch andere Facetten. In der sonst so alkoholfeindlichen Gegend wird nämlich hervorragender Rotwein angebaut. Meknès beherbergt auch ein wichtiges und großes Handels- und Handwerkszentrum. Der Bau der Festung stammt bereits aus dem Jahr 1063. Aber schon im 13. Jahrhundert folgte der Niedergang wegen der Kämpfe der Dynastien. Geblieben ist Meknés als Hauptstadt im Jahre 1672 unter dem Alaouitensultan Moulay Ismail, der dem Sonnenkönig Ludwig XIV. verehrte und auch um die Hand dessen Tochter anhalten ließ. Nach 55 Jahren der Herrschaft war das Versailles von Meknès fertig aber die Herrschaft vom Moulay Ismail zu Ende. Nach seinem Tod im Jahr 1727 wurde die Residenz wieder nach Fes verlegt.    

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Königspalast Meknes Foto © Gerhard Krause

Königsstadt Fès 

Fès ist eine Stadt im Nordosten Marokkos, die häufig als Kulturhauptstadt des Landes bezeichnet wird. Sie ist für die von einer Mauer umgebene Altstadt Fès el Bali mit Gebäuden aus der Zeit der Meriniden, zahlreiche enge Souks und ihre gediegene Atmosphäre bekannt. In der Medina gibt es Religionsschulen wie die berühmte und sehenswerte Bou Inania Madrasa. Fès ist die älteste der vier Königsstädte und das geistige Zentrum des Landes mit der ältesten islamischen Universität. Der Spaziergang durch die Medina von Fès startet an dem prachtvollen Haupttor Bab Bou Jeloud, dem schönsten Stadttor in der Altstadt von Fès. Der Name heißt übersetzt „Blaues Tor“. Ein Besuch der Gerbereien zählt zu den Höhepunkten einer Tour durch die Medina. Das Gerberhandwerk hat Tradition in Marokko und Fès ist berühmt für die besonders gute Qualität seiner Lederwaren. Bereits im 12. Jahrhundert wurden die Lederwaren bis nach Bagdad exportiert. Das bedeutendste Bauwerk in Fès ist die Karaouyine Moschee. Innerhalb der Moschee befindet sich auch die im 9. Jahrhundert gegründete, gleichnamige Universität Karaouyine, welche die älteste Universität der islamischen Welt ist. Einen besonderen Blick auf die Stadt Fes bietet das Hotel Les Merinede am gegenüberliegenden Hügel mit Blick auf die Altstadt und die 12 großen Moscheen samt den lauten Rufe der Muezzins zu den Gebetszeiten.  

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Färberei Fes Foto © Gerhard Krause

Dades (Todra-Schlucht) 

Gorges de Dades (Schlucht des Flusses Dades) ist beliebt bei Wanderer und Abenteurern. Das eindrucksvolle Naturdenkmal befindet sich nahe der Oase Bumalne du Dades und hat sich in das 1000 bis 1500 Meter hochgelegenen Wüstenplateau eingeschnitten. Das Gebiet hat einst der Familie des Pasha von Marakesh Al Glaoui gehört, der sich mit den Franzosen arrangiert hat und mit der Unabhängigkeit von Marokko (1952) als Hochverräter ins Exil nach Frankreich flüchten musste. Der Pasha hinterließ aber zahlreiche prachtvolle Bauten und Paläste, die heute noch Sehenswürdigkeiten darstellen. Der einstige Stammsitze der Familie des Berberfürsten, die Kasbah Telouet und Kasbah Taourirt im Hohen Atlas ist heute als einer der letzten Lehmbauen eine Sehenswürdigkeit, die häufig als Filmkulisse (Star Wars, Gladiator etc.) verwendet wurde. 

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Dades Schlucht Foto © Gerhard Krause

Quarzazate (Atlas Studios)

Die Kasbah Ait Ben Haddou ist eine befestigte Stadt 30 Kilometer von Quarzazate am Fuße des Hohen Atlas im Südosten Marokkos am Ufer des Flusses Wadi Mellah. Der komplette alte Ortskern ist seit dem Jahr 1987 von der UNESCO als Weltkulturerbe erhoben worden. Für einen Besuch muss man ein paar Stunden einplanen und gut bei Fuß sein, wenn man die Spitze der Kasbah mit den historischen Kornspeicher auf dem steilen, von Andenkenhändlern gesäumten Weg auch erreichen möchte.

Andre Hellers ANIMA

ANIMA wird als einer der schönsten Gärten der Welt beschrieben. Sie ist eine magische Welt der Sinnlichkeit, des Staunens der Kontemplation, der Freude, der Heilung und Inspiration, wie André Heller sein Werk beschreibt. Der Wiener Multimediakünstler hat sich während eines Aufenthaltes in den 70er-Jahren in die Anlage in Marrakesch verliebt. Im Jahre 2010 begannen die ambitionierten Arbeiten am wunderschönen Symbol des Lebens. Der Garten ist reich an kostbaren Bäumen, Sträuchern und Blüten und ist mit Kunstwerken von Keith Haring, Pablo Picasso und anderen ausgestattet. Und das alles mit einem Blick auf den schneebedeckten Hohen Atlas mit seinem 4617 Meter hohen Toubkal-Gipfel. Zweimal im Jahr ist Heller hier in seinem privaten Refugium auch anzutreffen, wenn er an Erweiterungen der Anlage plant. 

Für Feinschmecker 

Weitere mögliche Reiseziele: Erfoud „Tor zur Sahara“ mit Wüstenbesuch am Rücken der Dromedare, Tingerhire (die Route der Kasbahs) oder Kelâa M’Gouna (Sie ist als Rosenstadt von Marokko bekannt) sowie der Trisan Tichka Pass. 

Text + Beitragsfoto: Gerhard Krause

   

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Eine Reise nach Marokko in der nordafrikanischen Maghreb-Region, in das orientalische Reich der Sinne. Eine faszinierende Reiseroute.
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