Memories
49plus möchte an Menschen erinnern, welche etwas bewirkt oder an etwas geglaubt haben. Und von den damaligen Anfängen wir noch immer profitieren. Heute sind diese Menschen vergessen oder nur mehr einem kleinen Kreis in Erinnerung. Auch Ereignisse, welche unser Leben, unser Land geprägt haben, wollen wir hier nochmals in Erinnerung rufen. Dieses Lied ist auch eine Erinnerung: Barbra Streisand`s „Memory“
- Kandlkapelle, Breitenfurter Straße, beim neuen Stadtpark Atzgersdorf. Wie viele Menschen fahren oder gehen hier vorbei, sehen diese Kapelle und wie viele kennen die Geschichte dieser Kapelle? Ich lese gerade ein Buch von Gabriele Hasmann & Sabine Wolfgang über die „gefährlichen Frauen von Wien“. Eine dieser Frauen war Theresia Kandl, die schönste Mörderin von Wien. Theresia Kandl hat ihren Ehemann 1808 abgemurkst, so richtig brutal mit einer Axt. 1809 wurde sie auf der Spinnerin als erste Frau öffentlich gehenkt. Die Leiche hing bis am Abend am Galgen, sie durfte erst bei Dunkelheit abgenommen werden, und solange konnten die Wiener und Wienerinnen die Leiche bewundern und feiern. Und Hinrichtungen wurden damals gefeiert. Man hatte ja sonst nichts. Daher kommt vielleicht auch der morbide Humor der Wiener/innen. Seit 1963 steht die Kandlkapelle in Atzgersdorf, der früheren Heimat von Theresia Kandl, an dieser Stelle. Bis vor kurzem war hier der Campingplatz, seit einigen Wochen gibt es hier den neuen Stadtpark Atzgersdorf. Die Kapelle selbst, auch „Kapelle zur heiligen Mörderin“ genannt, wurde Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut um der Sünderin den Weg in das Jenseits zu erleichtern. So bleibt die schönste Mörderin von Wien in Erinnerung.

- Karl Reiss, geb. 26. Mai 1925, gestorben am 31. Mai 1954 in Nepal. Karl Reiss war Automechaniker und Bergsteiger. 1954 nahm er an der Österreichischen Himalaya-Expedition unter der Leitung von Dr. Rudolf Jonas teil. In dem rund 6.300 Meter Seehöhe errichteten Lager III erkrankte Reiss plötzlich an Lungenentzündung. Er konnte noch selbständig ins Lager II absteigen, erreichte dieses jedoch völlig entkräftet und starb am darauffolgenden Tag. Am Inzersdorfer Friedhof gibt es eine symbolische Grabstätte, mit Erde von seinem Nepal Grab. Wirklich begraben liegt Karl Reiss auf der linken Seitenmoräne des Saipal-Gletschers in 4.000 m Höhe. Wohnhaft war Karl Reiss in Favoriten.

- O’Brien-Denkmal: Das Denkmal zu Ehren des Generalmajors Johann Freiherr von O’Brien. Errichtet wurde das Denkmal 1909 und befindet sich vis-a-vis der Überfuhrstraße 15-17 in Jedlesee. O’Brien gelang es am 13. Mai 1809 die Franzosen zu schlagen. Napoleons Truppen konnten erst Tage später die Donau übersetzen, am 20. Mai 1809 Höhe Aspern. Somit wurde dem österreichischen Heer eine geordnete Aufstellung ermöglicht.

- Shoah Namensmauern: Im Ostarrichi-Park wurde am 9. November die Gedenkmauer eröffnet. Diese Namensmauern bestehen aus 160 Gedenksteinen und sind mit 64.400 Namen von jüdischen Kindern, Frauen und Männern versehen. Österreicher/innen mit jüdischem Glauben, die während der Nazizeit verfolgt, vertrieben und getötet wurden. Die Namen wurden in alphabetischer Reihenfolge gelistet. Familienname, Vorname, Geburtsjahr. Familien haben jetzt einen Ort an dem sie trauen und ihrer Angehörigen gedenken können.
Es fehlen aber noch die Namen von Sinti und Roma. Kinder und Erwachsene, welche eine geistige oder körperliche Behinderung hatten. Menschen die als Asoziale oder aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt wurden. Kärntner Slowenen/innen, Politische Gegner/innen sowie Ausländer/innen welche sich in in unserem Land aufgehalten haben und auch verfolgt und getötet wurden oder Zwangsarbeit verrichten mußten.

- J.F. Kennedy: Nachdem demnächst eine Schwägerin von J.F. Kennedy als Botschafterin der USA nach Wien kommt, erinnern wir uns an den Kennedy-Hof. Er wurde zu Ehren des Präsindenten in der Rotenturmstraße benannt. Und darüber haben wir auch schon bei einem Wiener Spaziergang berichtet.

- Gedenkstein für Georgy Halpern: Diesen Gedenkstein habe ich bei einem Spaziergang am Schwedenplatz gesehen. Die Familie dieses Buben wohnte in der Rotenturmstraße. Er war eines von sieben Wiener Kindern, die 1943 im französischen Kinderheim Maison d’Izieu den Krieg für kurze Zeit entkamen. Im April 1944 veranlasste Klaus Barbie (der Schlächter von Lyon), dass die Kinder und ihre Erzieher festgenommen wurden. Alle Festgenommenen wurden nach Auschwitz deportiert und sofort vergast.

- Gedenktafel für die ehemalige Synagoge für Atzgersdorf und Liesing. Es gab in Liesing, Atzgersdorf, Dirmhirngasse 112 eine Synagoge. Die Synagoge wurde 1886 gegründet und 1900 errichtet. Davor hatte sich die jüdische Gemeinde in einem Betsaal in Liesing befunden. Den Novemberprogromen 1938 fiel auch die Atzgersdorfer Synagoge zum Opfer. Eine Gedenktafel steht heute in der Dirmhirngasse 114. Auf dem Grundstück Nr. 112 konnte die Gedenktafel nicht aufgestellt werden, da mit dem Eigentümer des Grundstückes keine Einigung erzielt werden konnte.

- Weltlachtag! So etwas gibt es! Die Idee stammt aus der Yoga-Lachbewegung und wird immer am 1. Sonntag im Mai begangen. Pünktlich um 14.00 Uhr, mitteleuropäischer Zeit, wird für ein Minute gelacht. Wir sollten überhaupt mehr lachen oder lächeln. Gehen Sie mit einem Lächeln durchs Leben, Sie werden sich besser und freier fühlen. Ein Klick auf YouTube und Sie hören „Are you lonesome tonight“, die Lachversion von Elvis Presley. Bei diesem Lied muss man einfach Mitsingen und Mitlachen. Also wir nehmen uns vor mehr zu lachen, das brauchen wir auch in dieser verrückten Zeit.

- Franz Seidl, Aviatiker und Fluglehrer, geboren am 8.11.1879, verunglückt am 10.6.1913. Sein Grab ist am Friedhof Inzersdorf, 1230 Wien. Er war ein Pionier der österreichischen Luftfahrt. Begeisterte sich schon als Jugendlicher für den Radsport, er war technikaffin und bestritt danach Autorennen. Der nächste Schritt war natürlich das Fliegen. Er erlernte das Fliegerhandwerk und erhielt am 24.10.1911 das Flugzeugführer-Diplom. Er wurde nie so bekannt wie die Pioniere der damaligen Zeit, Karl Illner oder Igo Etrich. Aber er war ein erfahrener Fluglehrer für angehende Piloten. Am 10. Juni 1913, abends, war er, natürlich, fliegend auf dem Weg zu einem „Flugmeeting“ in Aspern. Er stürzte ab und starb auf dem Weg ins Spital. Er wurde nur 33 Jahre alt und war das vierte Todesopfer der Luftfahrt in Österreich. Übrigens Aviatiker bedeutet Flugtechniker, Kenner des Flugwesens, geht auf lateinisch avis „Vogel“ zurück.

- Tschernobyl: Am 26. April 1986, 1.23 Uhr, ereignete sich die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl. Die Welt wurde von dieser Katastrophe erst viele Tage später informiert. Die WHO hält 4000 Todesopfer weltweit durch diesen Unfall für sehr wahrscheinlich. Die Opfer sind größtenteils an Krebs gestorben. Vor allem an Schilddrüsenkrebs sind sehr viele Menschen erkrankt und leider auch verstorben.

Text + Beitragsfoto: Gabriele Czeiner

