Wiener Spaziergänge Nr. 20

Wir leben in der wahrscheinlich schönsten Stadt der Welt. Wien hat so viel zu bieten und sich zu präsentieren. Wir starten mit den Wiener Spaziergängen Nr. 20.

Roßau – 9. Bezirk

Roßau leitet sich von „Rosstrenke“  am Donauufer (Roßauer Lände) ab. In diesem Teil werden wir heute unsere Stadtwanderung machen, wir starten in der Wasagasse. Benannt nach Feldmarschall-Leutnant Gustav von Wasa. Ich habe an Knäckebrot gedacht. Bei der Votivkirche und in der Berggasse waren wir schon, das war der 7. Wiener Spaziergang. Heute gehen wir weiter, schauen was es noch so alles in diesem Grätzel gibt.

Berggasse

Beim 7. Wiener Spaziergang habe ich geschrieben, dass das Sigmund Freund Museum gerade renoviert wird. Die Renovierung ist abgeschlossen, das Museum hat auch wieder geöffnet. In der Berggasse 16 ist das Palais Festetics.  Es wurde 1858 für die Gräfin Festetics von Tolna erbaut. 1897 bezog das Österreichische Handelsmuseum das Haus. Von 1961 bis 2019 wurde das Palais von der Kammer der Gewerblichen Wirtschaft genutzt. Wieder eine Erklärung warum unsere Kammerbeiträge so hoch sind. Aber es wird noch interessanter: 2019 wurde das Palais um 17 Millionen Euro an die Signa Holding (erraten Rene Benko) verkauft. Und dieser verkaufte es wenig später um 31,3 (!!!) Millionen weiter. Ich gehe weiter, gebe hierzu keinen Kommentar ab.

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Berggasse Foto © Gabriele Czeiner

Servitenviertel

Wir überqueren die Porzellangasse, kennen wir auch schon, und landen in der Servitengasse. Links, noch in der Porzellangasse, sind die Lohnerwerke. Die Oldies unter uns werden sich noch an den Lohnerroller erinnern. Das Servitenviertel ist in den letzten Jahren zu einem „In-Viertel“ geworden. Das kulturelle Angebot ist sehr groß und natürlich gibt es hier jede Menge gute Cafes und Restaurants. Es wurden einige Gassen verkehrsberuhigt. In der warmen Jahreszeit ist es schön hier zu sitzen und das Leben genießen.

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Servitengasse Foto © Gabriele Czeiner

Die Servitenkirche (jetzt wissen wir auch woher das Viertel seinen Namen hat) und das anschließende Kloster wurden 1639 erstmalig erwähnt. Der Vorplatz der Kirche lädt zum Verweilen ein. Auf Parkbänken kann man die Ruhe genießen und die Architektur bewundern.

Das habe ich noch in einer Auslage entdeckt: einen Zigarettenautomat aus den 1970er/1980er Jahren, damals noch in Schilling. Ein Packerl Zigaretten um 33 Schilling. Daran werden sich noch etliche von uns 49plus-Jährigen erinnern.

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Zigarettenautomat aus alten Schilling-Zeiten Foto © Gabriele Czeiner

 Ghost Bike

Ghost Bike ist ein Mahnrad oder Geisterrad. Die Idee stammt aus den USA. Ein weißgestrichenes Fahrrad als Mahnmal für einen im Straßenverkehr verunglückten Radfahrer.

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Ghost Bike Foto © Gabriele Czeiner

Dieses Geisterrad habe ich in der D’Orsay-Gasse fotografiert. Diese Gasse wurde nach Dominika Gräfin d’Orsay von Grimaus benannt. Sie hat das Areal parzellieren und die ersten Häuser in dieser Gasse erbauen lassen.

Jüdischer Friedhof

In der Seegasse 9 gibt es einen jüdischen Friedhof. Der Zugang ist über das Pensionistenheim. Das ist der älteste erhaltene jüdische Friedhof Wiens. Er wurde Anfang des 14. Jahrhunderts eröffnet und blieb bis 1943 unverändert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde 280 der 931 Grabsteine wieder aufgestellt.

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Jüdischer Friedhof in der Seegasse Foto © Gabriele Czeiner

Müllnergasse

Die Müllnergasse benannt nach Leopold Müllner. Er war Ortsschulrat und ein Wohltäter. Er errichtete mehrere Stiftungen und hinterließ unter anderem ein Wohnhaus für Taubstumme. Am Haus Nr. 21 erinnert eine Gedenktafel an die Zerstörung der Synagoge durch die Nazis. Der Architekt dieser Synagoge war Max Fleischer. Über ihn haben wir auch schon in einem Wiener Spaziergang berichtet.

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Müllnergasse 14, wunderschöne Fassade Foto © Gabriele Czeiner

Wir gehen weiter zur Grünentorgasse – benannt nach dem Gasthausschild „Zum grünen Tor“. Von hier hat man einen schönen Blick zur Servitenkirche. Die Gasse mündet in der Porzellangasse, die wir überqueren und stehen am Bauernfeldplatz. Der Platz wurde nach Eduard von Bauernfeld benannt und liegt zwischen Liechtensteinstraße und Porzellangasse. Jetzt gibt es eine Kaffeepause. Hier am Bauernfeldplatz gibt es ein sehr nettes Lokal. Guten Kaffee und wenn man möchte auch ein Glaserl Wein oder Prosecco.

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Bauernfeldplatz Foto © Gabriele Czeiner

Liechtensteinstraße

Im Mittelalter verlief schon im Bereich der heutigen Liechtensteinstraße eine Straße nach Klosterneuburg. Dieser Weg wurde nach einem schweren Hochwasser 1193 weggerissen. Die Liechtensteinstraße wurde nach Fürst Hans Adam I. von und zu Liechtenstein benannt. Er hat an dieser Straße das Gartenpalais Liechtenstein erbauen lassen und die Vorstadt Lichtental 1699 gegründet. Die Liechtensteinstraße war und ist eine wichtige Verkehrsverbindung und auch sehr stark befahren. Es gibt hier unzählige kleine und mittlere Geschäfte für den täglichen Einkauf und natürlich viele Cafes und Restaurants. Seit der Pandemie sieht man auch hier etliche leerstehende Lokale. Hoffe, dass sich das in den nächsten Monaten wieder ändert.

Es gibt so viele kleine Gässchen, gerade hier im 9. Bezirk. Ein Beispiel ist die Harmoniegasse. Benannt nach dem Harmonietheater, später Orpheum bzw. Neue Wiener Bühne. Eigentliche sollte diese Gasse „Otto-Wagner-Gasse“ heißen, die Mehrheit der Häuser inkl. Haromietheater entstanden unter Otto Wagner.

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Harmoniegasse Foto © Gabriele Czeiner

Thurnstiege

Wir gehen die Wasagasse bis zur Thurngasse. Hier stehen wir von der Thurnstiege. Diese Stiege verbindet die Wasagasse mit der Währinger Straße. Diese Stiege wurde 2014 renoviert und behinderten gerecht gemacht. Von oben hat man einen schöne Blick in die kleine enge Thurngasse. Wenn man sich konzentriert, kann man noch die Geräusche von Fiaker hören, welche vor über 100 Jahren hier unterwegs waren. Das Leben heute ist sicher um einiges einfacher und leichter.

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Thunstiege Foto © Gabriele Czeiner

Währinger Straße

Der Name Währinger Straße wurde nach der Gemeinde „Währing“ benannt. Die Währinger Straße beginnt beim Schottentor und endet in Gersthof. Hier stehen ein paar wunderschöne, geschichtsträchtige Häuser. Der Währinger Straße werden wir demnächst einen eigenen Spaziergang widmen. Erwähnt sei noch der Albert-Appel-Hof, an der Ecke zur Schwarzspanierstraße. Ein Eigentumswohnhaus, welches um 1929 erbaut wurde. Architekt war Franz Suppinger. Benannt wurde es nach dem Gründer des Christlichen Arbeiter-Touristenvereins. Heute ist das der Österreichische Touristenverband.

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Albert-Appel-Hof Foto © Gabriele Czeiner

Votivkirche

Das Ende des Spaziergangs naht. Wir wandern noch über den Rooseveltplatz, benannt nach dem US-Präsidenten. Wir sehen schon die Votivkirchen. Hier waren wir schon. Beim 7. Wiener Spaziergang kann man einiges über die Votivkirche nachlesen. Die Renovierungsarbeiten sind fast abgeschlossen. Die Kirche ist sehenswert. Außen und Innen. Jetzt kann man auch wieder in die Kirchen gehen, welche in Corona teilweise geschlossen war. Der Innenbereich der Kirche wird auch gerade renoviert, aber ein Teil ist zu besichtigen. Das sollte man unbedingt ansehen und bewundern.

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Votivkirche – außen und innen Foto © Gabriele Czeiner

Zum Ende gibt es noch einen Mokka im Cafe Maximilian. Das „Wiener Gemüt“ ist um einiges leichter zu ertragen wenn die Kaffeehäuser offen haben. Kaffee und Apfelstrudel – das Leben in Wien ist einfach perfekt.

Text + Beitragsbild: Gabriele Czeiner

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Wir leben in der wahrscheinlich schönsten Stadt der Welt. Wien hat so viel zu bieten und sich zu präsentieren. Wiener Spaziergängen Nr. 20.
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