Früher war alles viel billiger

Kennen Sie das auch? Man hat das Gefühl, früher war alles viel billiger. Wenn, wir doch nur unseren Schilling hätten. Dann habe ich auf Facebook gelesen: „Das hätte es in Österreich nie gegeben, dass der Kleine Braune im Kaffeehaus über 30 Schilling gekostet hätte“. Schauen wir uns das an!

Die Geschichte des Schilling

Am 1. Jänner 1925 wurde der Schilling als Zahlungsmittel in Österreich eingeführt. Es war die 1. Republik. Ein Schilling waren 100 Groschen. Es gab verschiedene Münzen. 1, 2, 10, 50 Groschen und eine  „Halbe Schilling-Münze“. Dann gab es noch 1, 2, 5, 25 und 100 Schilling Münzen. Natürlich auch verschiedene Banknoten: 5, 10, 20, 50, 100, 1.000 Schilling. 

Diesen Schilling gab es bis 1938. Danach gab es die Reichsmark. Bis fünf Tage nach dem Anschluss Österreichs, wurde der Schilling mit einem Umrechnungskurs von 1 RM = 1,50 Schilling umgetauscht. 

Mit der Zweiten Republik kam auch wieder der Schilling zurück. Der Umtausch erfolgte „eins zu eins“. 1947 wurde der Schilling um ein Drittel abgewertet. Die alliierte Militärbehörde gab folgende Banknoten aus: 50 Groschen – als Banknote!!!! 1, 2, 5, 10, 20, 25, 50, 100 und 1.000 Schilling Banknoten. Münzen gab es natürlich auch 1, 2, 5, 10, 20 und 50 Groschen in Münzen, 1-Schilling-Münze und bis 1957 auch eine 2-Schilling-Münze. Danach kamen auch die 25-, 50-, 100-Schilling-Münzen. Die wurden immer von meiner Großmutter gesammelt. Zu den Feiertagen oder Geburtstagen gab es dann immer diverse Münzen.

Es gab dann noch verschiedene Silber- und Goldmünzen, die wurden von Sammler sehr begehrt und wurden auch immer gerne verschenkt, wenn man nicht wusste, womit man jemand zu Weihnachten oder zu den Geburtstagen eine Freude machen konnte.

1976 wurde der Schilling an die „harte“ Deutsche Mark gekoppelt.

Euro

Am 1. Jänner 1995 trat Österreich der Europäischen Union bei. Am 1. Jänner 1999 wurde der Schilling vom Euro als Buchgeld abgelöst. Ab 1. Jänner 2002 gab es dann auch den Euro als Bargeld. Der Wechselkurs betrug 1 Euro = 13,7603 Schilling. Was war das für eine Umrechnerei. 

Alles ist teurer!

Jetzt interessiert uns, um wie viel teurer es wirklich in den vergangenen Jahrzehnten geworden ist. Von der Österreichischen Nationalbank gibt es die Homepage „Eurologisch“ mit einem Historischen Währungsrechner. Man wählt ein Jahr von 1820 bis jetzt und bekommt die Umrechnung von Gulden, Kronen oder Schilling in Euro. Zum Beispiel  1882: 50 Gulden sind heute 784 Euro. 1950: 50 Schilling sind heute 49,32 Euro. Noch ein Beispiel 1980: 50 Schilling sind heute 9,92 Euro.

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Kleiner Brauner Foto © Gabriele Czeiner

Kaufkraftrechner von Eurologisch: Ein kleiner Brauner kostete 1980 10,70 Schilling, 2022 2,67 Euro. Wenn ich jetzt den Umrechnungskurs von 2002 nehme, wäre das 36,74 Schilling. Ich bin mir sicher, dass alle Kaffeehausbesitzer dann aufrunden würden auf 39, 40 oder 41 Schilling. Oktober 2023 habe ich Preise für einen Kleinen Braunen von 2,50 bis 4 Euro gefunden – Früher war alles viel billiger.

Die Aussage auf Facebook stimmt also nicht, wir wären sicher schon auf 40 Schilling für einen Kleinen Braunen. Aber man sollte auch den Social Medias nicht allzu viel trauen und bevor man etwas teilt besser überprüfen.

1 kg Mischbrot kostete 1980 8,33 Schilling, 2022 2,91 Euro. 

Armin Wolf hat am 11. August 2019 auf, damals noch Twitter heute X, getwittert: 1 kg Schweinsschnitzel kostete im Konsum, 1980, ca. 70 Schilling, 2019 waren das ca. 13 Euro, Oktober 2023 ist der Preis zwischen 8,99 und 14 Euro im Supermarkt.

#49plus Früher war alles billiger
Armin Wolf auf Twitter/X Foto © Gabriele Czeiner

Auf der Homepage vom Finanzrechner lässt sich das gut nachrechnen. 

Noch ein Preisvergleich, den ich gefunden habe. Auf der deutschen Homepage von businessinsider.de steht, dass man 1991 noch 53 Stunden für eine Waschmaschine arbeiten musste, 2021, als dieser Artikel veröffentlicht wurde, waren es nur mehr 20 Stunden – Früher war alles viel billiger.

Wir wissen, dass das Schlagobers nach der Euro-Umstellung billiger geworden ist. Wir wissen, dass einiges teurer geworden ist. Manche Einkäufe fühlen sich teurer an. Es gibt sicher immer noch viele, die umrechnen, vor allem, wenn es um große Anschaffungen geht, wie ein Auto, ein großer Urlaub, eine teure Einrichtung. Nur der Umrechnungskurs war von 2002 – dazwischen sind viele Jahre vergangen und die Inflationen der letzten Jahre, welche alles verteuert hat. Und auf unsere Gefühle sollten wir uns vielleicht doch nicht immer verlassen.

Text + Beitragsbild: Gabriele Czeiner

 

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