Wiener Spaziergänge Nr. 54

Nach längerer Zeit gibt es wieder Wiener Spaziergänge, Nr. 54. Mit den Öffis in die Wiener Innenstadt. Es ist ein Sonntag, Ende Mai. Ich fahre von Atzgersdorf zum Schwedenplatz. Es waren exakt 35 Minuten mit Bus und U-Bahn. Selbst am Sonntag kann man es in dieser Zeit nicht mit dem Auto schaffen. 

Wenn ich am Schwedenplatz von der Rolltreppe steige, fallen mir unterschiedliche Gerüche auf. Kebab und Pizza. Gleich beim Aufgang stehen zwei Fressbuden, in denen diese Speisen angeboten werden. Die ersten Touristen drängen sich hier. 
 
Jetzt fällt mir Georg Kreisler ein: „Wie schön wäre Wien ohne die Wiener.“ Ich denke mir „Wie schön wäre Wien ohne Touristen“. Vor allem, weil ich das auch schon erlebt habe. Während der Corona-Epidemie startete ich mit den Wiener Spaziergängen. Es war toll, alleine durch Wien zu gehen. Einfach stehen bleiben, ohne dass einem jemand umläuft.
Aber die Stadt benötigt natürlich die Touristen, und die Shops die Einnahmen daraus. Also wandere ich durch unsere wunderschöne Stadt und höre die verschiedensten Sprachen und sehe, wie den Menschen unsere Stadt gefällt. 

Ruprechtskirche

Vom Schwedenplatz hat man einen herrlichen Blick zur Ruprechtskirche. Das ist eine der ältesten Kirchen Wiens. Hier am Salzgries landeten die Salzschiffe. Und woher kommt der gute Messwein? Das wussten die Geistlichen schon im Mittelalter und früher. Sie hatten Grundbesitz und Weingärten in Sievering, Grinzing und Ottakring. Daran hat sich bis heute nichts geändert. 
 
Wenn man die Stufen zur Kirche rauf geht, sieht man die Ruprechtsstatue. Der Heilige Ruprecht hält in der linken Hand ein Salzfass. Zur Erinnerung an die Salzschiffe.
 
#49plus Wiener Spaziergänge
Ruprechtsstatue Foto © Gabriele Czeiner

Mahnmal

Hier steht auch das Mahnmal für die Terroropfer vom 2. November 2020. Talos Kedl und Peter Habarta initiierten dieses Gedenk-Kunstwerk. Hier bei der Ruprechtskirche fielen auch die ersten Schüsse.

#49plus Wiener Spaziergänge
Mahnmal für die Terroropfer Foto © Gabriele Czeiner

Judengasse

Es gibt wieder eine größere jüdische Gemeinde in Wien. Die Stadt erinnert an sehr vielen Orten an die jüdische Geschichte. Im 2. Bezirk, hier hatten wir schon einen Wiener Spaziergang durch die Mazzesinsel. Heute sind wir in der Judengasse. Hier gibt es in erster Linie Bars und Beisln. Die Wienbesucher brauchen natürlich zu trinken und zu essen. 

#49plus Wiener Spaziergänge
Judengasse mit Blick zur Seitenstettengasse Foto © Gabriele Czeiner

Seitenstettengasse

Hier befindet sich die Israelitische Kultusgemeinde Wien. In der Reichskristallnacht, vom 9. auf 10. November 1938 erreichten die Ausschreitungen gegenüber Juden, Zigeuner, Homosexuelle und all jene Menschen, die nicht in das arische Weltbild passten, einen Höhepunkt. Vor 1938 gab es in der jüdischen Gemeinde über 185.000 Mitglieder. Heute sind es knapp 8.000. Fast alle Synagogen wurden vernichtet. Der Stadttempel in der Seitenstettengasse wurde nur teilweise zerstört, da er sich in einem Wohnhaus befand. Übrigens, die Seitenstettengasse ist benannt nach dem Seitenstettner Hof vom Stift Seitenstetten. 

Hoher Markt

Über die Judengasse geht es zum Hohen Markt. Es ist kurz vor Mittag, da ist was los. Die Touristen warten auf Joseph Haydn, Maria Theresia und weitere Persönlichkeiten unserer Geschichte mit Musik bei der Ankeruhr. Es ist wahrlich ein Spektakel. Die Zuschauer werden still und genießen diesen Anblick. 

#49plus Wiener Spaziergänge
Hoher Markt und Ankeruhr Foto © Gabriele Czeiner

Durch die Wiener Innenstadt zu spazieren, ist zurzeit nicht so lustig, es sind einfach zu viele Menschen in der Stadt. Stehenbleiben und etwas in Ruhe ansehen oder fotografieren, ist fast nicht möglich ohne angerempelt zu werden. Was auch noch auffällt, sind die vielen leer stehenden Geschäfte hier in der Innenstadt. Na ja, online Einkaufen ist doch bequemer und meistens auch noch billiger.

#49plus Wiener Spaziergänge
Flanieren am Graben ist nicht möglich! Foto © Gabriele Czeiner

Über den Kohlmarkt und Michaelerplatz ist es wirklich sehr, sehr anstrengend zu gehen. Hier könnten unsere Skifahrer ein Sommertraining machen. Slalom lernt man hier in Sekunden!

Maria-Theresien-Platz

Wir gehen durch das Burgtor und überqueren den Ring. Jetzt stehen wir am Maria-Theresien-Platz. Auch die Kaiserin schaut nicht glücklich aus. Die vielen Menschen, ständig wird sie fotografiert. Habe es ebenfalls für mein Buch „Wiener Spaziergänge II“ gemacht. „Reserl des muaßt aushalten!“ 

#49plus Wiener Spaziergänge
Tritonen- und Najadenbrunnen Foto © Gabriele Czeiner

Neben dem Denkmal der Kaiserin finden sich 4 Tritonen- und Najadenbrunnen. Die Najaden sind Nymphen in der griechischen Mythologie, die über Quellen, Bäche, Flüsse, Sümpfe, Teiche und Seen wachen. Als Triton bezeichnet man in der Ikonografie ein Mischwesen, je zur Hälfte bestehend aus einem menschlichen Oberkörper und fischartigem Unterkörper mit Schwanzflosse. Viele Symbole der griechischen Mythologie finden sich an den verschiedenen Plätzen und Bauwerken in Wien.

Von hier aus hat man auch eine gute Aussicht zu der geplanten Dachterrasse am Lamarr-Kaufhaus von René Benko. Das wird wohl so bald nicht zustande kommen. DANKE BENKO!

#49plus Wiener Spaziergänge
Blick zum Lamarr-Kaufhaus Foto © Gabriele Czeiner

MuseumsQuartier

Der nächste Stopp ist das MuseumsQuartier, das Leopold Museum. Darüber können Sie in Ausstellungs- und Kultur-Tipps nachlesen.  Dieser Gebäudekomplex wurden Anfang des 18. Jahrhunderts als Hofstallungen angelegt und erbaut. Ab 1922 wurde es zum Messepalast umfunktioniert. 1998 begann der Umbau zum MuseumsQuartier. Die alten Gebäude wurde restauriert und neuen moderne Gebäude dazu gebaut. Alt und Neu ergänzen sich hier hervorragend. 

#49plus Wiener Spaziergänge
MuseumsQuartier Foto © Gabriele Czeiner

Über die Mariahilfer Straße gehe ich, im Zick-Zack, Richtung Westbahnhof. Die Mariahilfer Straße ist angenehm schattig. Es wurden viele Bäume gepflanzt, so als ob man durch eine Allee geht. Es gibt hier viele Bänke und Sitzgelegenheiten. Die sind aber größtenteils besetzt. Sehr viele betrunkene Typen, verwahrlost, teils in großen Gruppen. Ich fühle mich hier nicht gut. Was auch hier wieder auffällt, die vielen leer stehenden Geschäftsräume.

Trotz allem leben wir in der weltweit schönsten Stadt!

Text + Beitragsfoto: Gabriele Czeiner

Summary
Wiener Spaziergänge Nr. 54
Article Name
Wiener Spaziergänge Nr. 54
Description
Nach längerer Zeit gibt es wieder Wiener Spaziergänge, Nr. 54. Mit den Öffis in die Innenstadt. Ich fahre von Atzgersdorf zum Schwedenplatz.
Author
Publisher Name
Print & Web GmbH
Publisher Logo