Gemeinnützig oder nur „gemein“

Ja, es geht wieder einmal um die WIEN ENERGIE. Jenes Unternehmen, das ausschließlich im Besitz der Stadt Wien ist und daher eigentlich den Wienerinnen und Wienern gehört. Dass die Geschäftsführer dieser eigentlich „gemeinnützigen Institution“ wie Vertreter einer kapitalistisch geführten Aktiengesellschaft agieren und regelmäßig an der Börse spekulieren, gehört nicht zu ihren Aufgaben. Das ist sogar „gemein“. Die Herrschaften hätten eigentlich zum Wohl der Wienerinnen und Wiener handeln müssen.

Geschichte

Im Dezember 1824 wurde die Imperial Continental Gas Association (ICGA) als Aktiengesellschaft gegründet. Das Unternehmen war im 19. Jahrhundert für die Gasbeleuchtung in Kontinentaleuropa Jahrzehnte zuständig, bis es sie ab 1900 von elektrischer Beleuchtung abgelöst wurde. In Wien wurde die (ICGA) 1842 durch den Ankauf von zwei in Wien ansässigen privaten Gasgesellschaften zum äußerst umstrittenen Monopolisten. Die Drohung – „I drah‘ da die Gas o“ – hatte ihr Entstehen der absoluten Härte der Engländer bei Zahlungsverzügen zu verdanken. Ohne Gas war man ohne Licht und Wärme praktisch wie ermordet.   

Lueger der Retter

Die Unzufriedenheit mit der englischen Gasgesellschaft und der Zorn der Bevölkerung auf die englischen Ausbeuter führte schließlich dazu, dass die Gemeinde Wien 1899 das erste städtische Gaswerk errichtete und die Verträge mit der ICGA auslaufen ließ. Die Kommunalisierung der Gas- und Elektrizitätsversorgung sowie der Straßenbahnen gehört zu den großartigen Leistungen eines gewissen Karl Lueger, Bürgermeister von Wien.

Aktuell

Statt als gemeinnütziges Unternehmen für alle Wiener zu sein, ist WIEN ENERGIE aber ein würdiger Nachfolger der englischen Gasgesellschaft geworden, Spekulationen an den Börsen inbegriffen. So konnte es passieren, dass die Kapitalisten von WIEN ENERGIE rund 400 Millionen Euro Gewinn „erwirtschaften“ konnten, während die Wienerinnen und Wiener über horrende Nachzahlungen und verdoppelte Vorschreibungen weit über Gebühr zur Kasse gebeten wurden. Und der Wiener Bürgermeister, der Eigentümervertreter des Wiener Volkes, schauten einfach monatelang zu.

Unfaires Angebot

Dass der Großhandelspreis für Gas derzeit schon fast wieder die Werte des Vorkrisenniveaus vom Juni 2021 erreicht hat und jener für Strom mit 28,50 Cent/kWh derzeit bereits unter den 31,37 Cent/kWh des Jahres 2020  liegt, wird bei WIEN ENERGIE offenbar ignoriert. Man macht den Kunden aber immerhin das Angebot, die Preise um 20 bis 30 Prozent zu senken. Allerdings mit einer Bindung. Was für ein Glück für die Halsabschneider, dass ihnen dann immer noch 70 Prozent der letzten Erhöhung für die gewünschten Gewinne bleiben. Könnte sein, dass sich die Geschäftsführer dann auch noch saftige Boni erwarten …

Text + Beitragsfoto: Gerhard Krause #krausegedanken Nr. 3

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