Wiener Spaziergänge Nr. 35

Der Sommer ist in der Stadt – sehr, sehr heiß. Wir haben 35 Grad, darum gibt es heute den 35. Wiener Spaziergang. Logisch. 

Matznerpark

Wir waren schon in der Nähe, Linzer Straße, Wiener Spaziergänge Nr. 30. Heute gibt es eine etwas kleinere Wanderung aber dafür umso interessanter. Start ist der Matznerpark, benannt nach Josef Matzner. Dieser war Jurist und Bezirksrichter von Hietzing. 

Der Park ist sehr groß und eine Oase in der heißen Jahreszeit. Viele alte Baumbestände, viele Ruheplätze um ein wenig abzuschalten. Ab das interessante an diesem Park ist der Pfarrfriedhof von Penzing. Hinter einer alten Mauer ist ein relativ kleiner aber dafür umso interessanterer Friedhof versteckt. 

Pfarrfriedhof von Penzing

Der ursprüngliche Friedhof war bei der Pfarrkirche Penzing. Die Kirche war ursprünglich von einem Friedhof umgeben, welcher 1879 aufgelassen wurde. Der neue Friedhof ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Matznerpark. Aber das wissen wir ja schon von unserem 30. Wiener Spaziergang.

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Pfarrfriedhof von Penzing Foto © Gabriele Czeiner

Und diesen Friedhof sehen wir uns jetzt an. Der Friedhof hat ein Größe von über 14.000 m2. Den wunderschönen alten Baumbestand, den es im Park gibt, finden wir natürlich auch am Friedhof. Ich gehe gerne auf Friedhöfe, vor allem die alten Gräber finde ich sehr interessant. Wunderschön verzierte Grabsteine. Sehr oft steht geschrieben welchen Beruf oder Berufung der Verstorbene oder die Verstorbene hatte. Wobei bei Frauen meistens „Ehefrau, Gattin oder Mutter“ steht. Bei den Männern steht dann Hausbesitzer, Gastwirt, Wohltäter, Schriftsteller, Komponist. Dann steht man vor dem Grab und stellt sich vor, wie dieser Hausbesitzer oder Wohltäter, mit seiner geliebten Gattin und seinem Gehstock über die Ringstraße flaniert.

Bürgermeister

Der erste frei gewählte Bürgermeister von Wien, Johann Kaspar von Seiller, hat auf diesem Friedhof seine letzte Ruhe gefunden. Zu diesem Bürgermeister sei noch erwähnt, dass unter seiner Amtszeit die Planung und der Baubeginn der Wiener Ringstraße und die Planung der ersten Wiener Gasbeleuchtung fiel. Und besonders hervorgehoben sei, dass er nie versucht hat aus seinem Amt persönlich Kapital zu schlagen, er verzichtete sogar auf sein Jahresgehalt von 10.000 Gulden! Das sollte sich vielleicht der eine oder andere Politiker als Vorbild nehmen anstatt blöde Chats zu schreiben.

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1. Bürgermeister von Wien Foto © Gabriele Czeiner

Barmherzige Schwestern

Eine ganze Reihe ist den Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul gewidmet. Hier werden die Ordensschwestern begraben. Wir kennen alle das Krankenhaus der  Barmherzigen Schwestern in der Stumpergasse. Wenn man die Namen der Schwestern an den Grabsteinen liest dann ist man schon sehr erstaunt, wie viele diesem Ordnen gedient haben und vor allem für uns gearbeitet haben. Danke!

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Barmherzige Schwestern Foto © Gabriele Czeiner

Noch einige Persönlichkeiten welche hier begraben sind: 

  • Karl Freiherr von Vogelsang (Sozialreformer)
  • Dr. Jakob Franz Kastelic (Widerstandskämpfer)
  • Johann Freiherr Vesque von Püttlingen (Jurist, Komponist, Schriftsteller)

Ein kleiner Friedhof mit aber viel Geschichte.

Ameisgasse

Haben wir auch schon gehört, diese Gasse wurde nach „Paul Emsig“ benannt – immer der selbe Schmäh – natürlich nach dem Ameisbach. Die Ameisgasse ist sehr stark befahren, sie ist die Verbindungsstraße vom 14. Bezirk Richtung Hietzing, die Hütteldorfer Straße und die Linzer Straße sind auch über die Ameisgasse zu erreichen. Hier wurde sehr viel gebaut in den letzten Jahren. Gerade dieses Grätzel Richtung Hütteldorfer Straße und darüber hinaus ist ein Neubau nach dem anderen. Diese Neubauten schauen mir nicht sehr klimafreundlich aus. 

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Blick Richtung Ameisgasse Foto © Gabriele Czeiner

Hütteldorfer Straße

Benannt nach dem Vorort Hütteldorf. Wir sind an der Kreuzung und gehen rechts. Hier ist sehr viel los. An der Kreuzung haben Straßenbahn und Autobus ihre Stationen. Es gibt hier eine Bäckerei, Supermarkt, Cafe’s, Gasthäuser, ein sehr großes Bekleidungsgeschäft, das würde man hier gar nicht erwarten. Und einen Eissalon, da machen wir jetzt eine Rast und kühlen uns ab.

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T-Shirts von der Hütteldorfer Straße Foto © Gabriele Czeiner

Breitenseer Kommandogebäude

Bevor wir in die Matznergasse einbiegen, werfen wir noch einen Blick zum Kommandogebäude General Körner, auch Breitensser Kommandogebäude. Dieses Gebäude gibt es seit 1898. Genutzt wurde es als Offizierswohnhaus, als Kadettenschule, als Bundeserziehungsanstalt für Knaben, ab 1939 von den Nazis für die NAPOLA genutzt (Nationalpolitische Erziehungsanstalt). In der zweiten Republik wurde ein Teil des Militärkommandos untergebracht. 1967 wurde das Gebäude in „Kommandogebäude General Theodor Körner“ unbenannt und beherbergt heute das Heeres-Nachrichtenamt.

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Breitenseer Kommandogebäude Foto © Gabriele Czeiner

Über die Matznergasse gehen wir wieder Richtung Matznerpark. Auch hier sehen wir einige wunderschön renovierte Zinshäuser, zumindest außen sind sie schön renoviert. Die Märzstraße beim Matznerpark ist verkehrsberuhigt. Autofahren ist nicht erlaubt, die restlichen Verkehrsteilnehmer können ohne Probleme diesen Abschnitt benutzen.

An diesem Eingang, Ecke Märzstraße, steht ein Bücherschrank. Die Idee Telefonhütten, die wir 49plus-jährigen noch gut kennen, werden jetzt als als „Bücherschrank“ benutzt. Jeder kann ein Buch ausborgen oder auch Bücher reinstellen.

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Einladung zum Lesen Foto © Gabriele Czeiner

Citizen Science Project

Citizen Science sind wissenschaftliche Projekte, welche unter Mithilfe von interessierten Liebhabern durchgeführt werden. Es gibt Vorgaben die für die Forschung eingehalten werden müssen. Hier im Matznerpark ist das Projekt „Heavy Metal City Zen“. Das Ziel dieses Projektes ist das potentielle Risiko einer Schwermetallkontamination von Nutzpflanzen in Wiener Stadtgärten wissenschaftlich zu bewerten.

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Citizen Science Project Foto © Gabriele Czeiner

Jetzt gibt es noch eine Pause im Park, ich werde mir eine Bank im Schatten suchen. Vergessen Sie nicht zu Trinken, in dieser Hitze ist das sehr, sehr wichtig für unseren Körper.

Text + Beitragsfoto: Gabriele Czeiner

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Der Sommer ist in der Stadt - sehr, sehr heiß. Wir haben 35 Grad, darum gibt es heute den 35. Wiener Spaziergang. Logisch. 
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