Leberkrebs: Tumorentstehung

Leberkrebs: Molekularer Signalweg der Tumorentstehung entschlüsselt: Studie zeigt neuen Ansatzpunkt für Therapie des hepatozellulären Karzinoms auf.

Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist als bösartige Erkrankung der Leberzellen eine der Hauptursachen für krebsbedingte Todesfälle. Während die Behandlungsmöglichkeiten der aggressiven Krebsart begrenzt bleiben, nimmt die Häufigkeit zu. Ein Forschungsteam um Latifa Bakiri und Erwin Wagner vom Klinischen Institut für Labormedizin der MedUni Wien hat nun den molekularen Signalweg beschrieben, der wesentlich an der Entstehung von Leberkrebs beteiligt ist. Damit wurde ein möglicher neuer Ansatzpunkt für die Entwicklung von Therapiemaßnahmen identifiziert. Die Studienergebnisse wurden aktuell im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) publiziert.

Transkriptionsfaktoren

Bei seinen Forschungen knüpfte das internationale Team unter Leitung der MedUni Wien an frühere Studienergebnisse an, die die Beteiligung bestimmter Transkriptionsfaktoren (c-Fos und c-Jun) an der Entwicklung von hepatozellulären Karzinomen nahegelegt hatten. Unter Transkriptionsfaktoren sind Proteine zu verstehen, die an zahlreichen zellulären Prozessen beteiligt sind, einschließlich der Kontrolle von Genen, die mit der Entwicklung von HCC verbunden sind. Um diese Erkenntnisse voranzutreiben, entwickelten die Wissenschafter:innen ein neues Mausmodell.

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© MedUni Wien

In den damit durchgeführten Experimenten zeigte sich, dass die Kombination mit bisher in diesem Zusammenhang unerforschten (Fra-)Proteinen die entscheidende Kaskade der Tumorbildung in Gang setzt. Konkret handelt es sich um die Interaktion zwischen c-Jun und Fra-2, die sich in den Untersuchungen als wesentlich bei der Entstehung von Leberkrebs herausstellte. „Bemerkenswert ist, dass wir durch Ausschalten der Protein-Kombination aus c-Jun und Fra-2 eine Umkehrung des Tumorwachstums herbeiführen konnten“, berichtet Studienleiter Erwin Wagner.

Forschungsergebnisse

Außerdem zeigten die Untersuchung, dass durch Blockierung eines bestimmten Gens (c-Myc) das Tumorwachstum gestoppt werden kann. „Entsprechend legen unsere Forschungsergebnisse nahe, dass der von uns entschlüsselte molekulare Signalweg einen vielversprechenden Ansatzpunkt für die weitere Erforschung von HCC und die Entwicklung von neuen Therapiemaßnahmen darstellt“, zieht Erstautorin Latifa Bakiri Bilanz.

Das hepatozelluläre Karzinom ist ein aggressiver Tumor mit raschem Fortschreiten und begrenzten therapeutischen Möglichkeiten. Zwar hat die Häufigkeit in den vergangenen Jahrzehnten auch in westlichen Staaten deutlich zugenommen, dennoch ist diese Krebsart nach wie vor vergleichsweise selten. Aufgrund der schlechten Prognose gehört HCC aber zu den häufigsten Krebstodesursachen. Das hepatozelluläre Karzinom tritt insbesondere im Rahmen einer fortgeschrittenen Lebererkrankung (Zirrhose, chronische Hepatitis B) auf und wird oft erst in einem späten Stadium diagnostiziert.

Quelle: Medizinische Universität Wien, Mag. Johannes Angerer
www.meduniwien.ac.at

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