Konferenz über Konsens-Sex statt #MeToo 

Ein öffentlicher Diskurs in Wien über ChemSex, Polyamorie und Self Love-Yoga

In Wien findet am 15. und 16. September eine außergewöhnliche Konferenz an der Uni Wien statt. Thema „Moderne Sexualität auf dem Prüfstand“ Oder: „Sexpositiv statt #MeToo“. Während die #MeToo-Bewegung betroffene Frauen ermutigte, auf das Ausmaß sexueller Belästigung und sexueller Übergriffe aufmerksam zu machen, stellt der Sexpositivismus als Alternative den Konsens zwischen zwei oder mehreren Menschen zu gemeinsamen sexuellen Handlungen dar. Wien will in diesen zwei Tagen der Hotspot für moderne Sexualität werden.

„Sexualität ist ein existenzielles Grundbedürfnis des Menschen und zentraler Bestandteil seiner Identität und Persönlichkeitsentwicklung“ (WHO)

Die Sexualität im 21. Jahrhundert hat sich verändert und weiterentwickelt. Kulturelle, gesellschaftliche und technologische Fortschritte fördern eine breitere Vielfalt an Lebensstilen und -modellen rund um unsere intimen Beziehungen. Im Rahmen der Schwelle-Konferenz sprechen 11 international tätige Expertinnen und Experten an zwei Tagen über moderne Sexualität, sexuelle Gesundheit & Krankheiten, Chemsex und enttabuisieren Bedürfnisse, Vorlieben und L(i)ebensformen. Diverse Orientierungen, Beziehungsformen und -konstellationen und Identitäten werden beleuchtet und diskutiert.

#49plus Konferenz über Konsens-Sex statt #MeToo
Zusammenkunft Foto © Schwelle-Wien

Akzeptanz, Respekt, Gleichberechtigung, Vielfalt und Offenheit.

Mit dieser Konferenz im wissenschaftlichen Kontext und Umfeld will an sich an alle Menschen wenden, die sich leicht zugänglich über gesunde, verantwortungsbewusste Sexualpraktiken und -ansätze informieren wollen. Insbesondere sind auch Therapeuten, Gesundheits- und / oder Sexualpädagogen, Berater und Sozialarbeiter zu einer Teilnahme eingeladen. Die Konferenz dient zudem auch als Plattform und bietet allen Teilnehmern eine sichere Atmosphäre für gegenseitigen Austausch und Netzwerken – während und nach der Veranstaltung.

Chemsex

Geboten werden bei der Konferenz Vorträge, beispielsweise über Chemsex. Es wird ein Blick hinter die Kulissen von Sex, Drugs und kein Rock’n’Roll von Mag. Birgit Leichsenring geboten. Sex & Drugs ist ein altbekanntes Thema. Sex unter dem Einfluss unterschiedlichster Substanzen bietet viele Reize und Möglichkeiten, aber auch Risiken. Welche Konsequenzen und Herausforderungen können entstehen? Warum ist es so wichtig, sich bestimmter Risiken bewusst zu sein?

Sexarbeit als Heilarbeit

Kristina Marlen unterrichtet über Sexarbeit als weitgefasster Begriff. Die im Gesetz formulierte „sexuelle Dienstleistung“ umfasst sowohl die „gemeine Prostitution“, also Geschlechtsverkehr gegen Geld, als auch zahlreiche andere Dienstleistungen: Tantramassagen, professionelle Dominanz, Sexualbegleitung und streng genommen sogar Methoden wie Sexological Bodywork, mit dem Menschen zu einem authentischen Ausdruck ihrer Sexualität gelangen können. Es ist eine lebendige, kreative und prozessorientierte Form der somatischen Körperarbeit. Alle Handlungen und Praktiken, in denen explizit sexuelle Berührung und auch sexueller Lustgewinn stattfindet, ist nach dem Gesetz aber „Prostitution“ – zum Unwillen mancher Anbieterinnen, die sich gern vom sogenannten „Rotlichtmilieu“ abgrenzen wollen. Doch vom Stigma gegenüber der bezahlten Sexarbeit sind alle betroffen.

Self Love-Yoga

Beim Self-Love-Yoga-Event werden Besucher von den erfahrenen Lehrerinnen Steffi und Lucy geleitet. In dieser besonderen Yoga-Stunde werden wir uns auf Vinyasa Flow konzentrieren, um unsere Körper zu stärken und die Beziehung zu uns selbst mit positiver Energie zu füllen. Die engagierten Yoga-Lehrerinnen können eine offene und einladende Atmosphäre schaffen, in der sich jeder wohl und akzeptiert fühlen kann. Dieser Event zielt darauf ab, Selbstliebe und Akzeptanz zu fördern. Wir werden sanfte Bewegungen durchführen, um uns selbst zu ehren und zu lieben, unabhängig von unserem Körperbau oder unserer Größe. Die Session wird auch Elemente der Meditation beinhalten, um unseren Geist zu beruhigen und eine liebevolle Verbindung zu uns selbst aufzubauen. Nach der Yogapraxis werden die Teilnehmer eingeladen, sich auszuruhen und in einer entspannten Atmosphäre eine kleine Massage zu genießen.

Schwelle Wien

Die Schwelle Wien in der Tellgasse 25 in Wien 15 gilt als erster sexpositiver Club Österreichs. Gern blickt Reinhard Gaida, der Gründer und Betreiber, auf die letzten 10 Jahre der intensiven Aufbauarbeit mit all ihren Höhen und Tiefen zurück. Seit 2012 leistet er zusammen mit einem engagierten Team Pionierarbeit für die heimische Szene. Über die Jahre hat die Schwelle Wien wesentlich zur gesellschaftlichen Akzeptanz von gelebter freier Sexualität in all ihren Facetten beigetragen.

#49plus Konferenz über Konsens-Sex statt #MeToo
Rainhard Gaida Foto © Schwelle-Wien

Die Schwelle ist ein „Safe space”. Hier wird großer Wert auf Achtsamkeit, einen respektvollen Umgang miteinander sowie die unbedingte Einhaltung von Einvernehmen (Konsensualität) gelegt. Sexualität erfordert eine Vertrauensbasis zwischen allen Beteiligten und eine gute Einschätzung der eigenen Wünsche und Grenzen. Hier gilt die Regel: Ein “Ja” bedeutet “Ja” und “Nein” bedeutet “Nein”. Das bedeutet, wenn sich Sexualität sicher, vernünftig und einvernehmlich ergibt, ist es in Ordnung. Es kann und darf also um Sex gehen, muss es aber nicht. Man darf nicht die Erwartung haben, dass alle Anwesenden Sex wollen, oder jemand mit einem bestimmten Besucher Sex haben wird. Man muss auch bei nichts mitmachen, sollte aber akzeptieren können, dass möglicherweise andere Menschen in der Schwelle intim miteinander werden können.

Nein bleibt Nein

Ein Nein ist zu akzeptieren, auch wenn jemand nur sprechen oder Zeit verbringen will. Ungefragte Berührungen sind tabu. Man schuldet auch niemandem Aufmerksamkeit, Zeit oder ein Gespräch. Wenn kein Interesse vorhanden ist, sollte es ausgesprochen werden. Wenn jemand ein „Nein“ nicht akzeptieren will, soll sie der oder die Betroffene an die Veranstalter, die Leute an der Bar oder am Einlass wenden. Im Sinne des nachhaltigen Bestandes der Schwelle als sex-positiver Raum werden Verstöße bis hin zum Hausverbot sanktioniert.

Safe: Es sollen nur Praktiken angewendet werden, die man auch sicher beherrscht. Geschützten Sex ist sinnvoll. Alles, was man dazu braucht, findet man im „Safer Sex-Schrank“

Sane: Es wird Wert auf einen verantwortungsvollen Alkoholkonsum gelegt und auf den Verzicht von illegalen Drogen

Consensual: Alles ist einvernehmlich. Es gilt die Grenzen anderer und die eigenen zu beachten.

Eine glitzernde Nacht feiern!

Neue Menschen kennenlernen, Lebensfreude feiern, ab-tanzen, alles kann, aber nichts muss. DJ’s präsentieren Musik aus den 80ern und 90ern.

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Kinky Kuschelparty Foto © Schwelle-Wien

Dresscode: Elegant, Dessous & Lingerie, Kink, Latex, Lack & Leder, Kostüme, Uniformen, Nacktheit, Bodypainting, Vinyl, PVC, Shibari oder Abendgarderobe.

No-Go: Jeans und T-Shirt oder Trainingsanzug.

Wir möchten, dass unsere Gäste sich frei und wohlfühlen, deswegen gestalten wir den Dresscode für diese Veranstaltung freizügiger. Also zieh dir dein Lieblingsoutfit an und denk daran, dass ein gepflegtes und attraktives Äußeres dich für Andere anziehend macht und mehr Aufmerksamkeit auf dich lenkt.

Location: Schwelle Wien, Tellgasse 25, A-1150 Wien +43 664 302 1250

Infos: www.schwelle.at und www.schwelle-conference.com

Text: Gerhard Krause

Beitragsbild: „Sexpositive Disco“ Foto © Schwelle-Wien

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Konferenz über Konsens-Sex statt #MeToo 
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Ein öffentlicher Diskurs in Wien über ChemSex, Polyamorie und Self Love-Yoga. Konferenz zu Konsens-Sex statt #MeToo
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