Zentralfriedhof

Der nächste Wiener Spaziergang findet am Wiener Zentralfriedhof statt. 

„Es lebe der Zentralfriedhof….“ wer kann sich noch an das Lied von Wolfgang Ambros erinnern. Ich habe nachgelesen, das Lied stammt von 1975 (!), na ja ich bin 49plus.

Der Wiener Zentralfriedhof wurde 1874 eröffnet. Mit einer Fläche von fast zweieinhalb Quadratkilometer, rund 330.000 Grabstellen und drei Millionen Verstorbenen gehört der Zentralfriedhof zu den größten Friedhofsanlagen Europas.

Der Wiener Zentralfriedhof zählt mit den vielen Ehrengräbern und den Jugendstil-Bauwerken zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten von Wien.

Mit dem 71er zum Zentralfriedhof, 2. Tor. Wenn wir durch das Tor gehen, sehen wir die Friedhofskirche, die Karl-Borromäus-Kirche oder Dr.-Karl-Lueger-Gedächtniskirche.

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Karl-Borromäus-Kriche Foto © Gabriele Czeiner

Alte Arkaden

Das waren die ersten Gebäude des Zentralfriedhofes. Sie wurden 1880 in Neo-Renaissance-Stil errichtet und haben 36 Grüfte. In einer Arkadengruft haben bis zu 15 Särge Platz. Hier finden sich sehr bekannte Namen wie die Industriellenfamilie Mautner-Markhof und Freiherr Franz von Wertheim, Erfinder des feuerfesten Tresors. 

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Alte Arkaden Foto © Gabriele Czeiner

Ehrengräber

Wir wandern in der Allee zu den Ehrengräber. rechte Seite Gruppe 14A. Hier finden sich Vertreter der Ringstraßen-Ära, wie die Maler Hans Markart, Friedrich Amerling, Rudolf von Alt. Sehenswert ist das Grab des Bürgermeisters Prix. Er war von 1889 bis zu seinem Tod 1894 Bürgermeister von Wien. Davor liegt die Grabplatte von Friedrich von Schmidt. Sind wir schon auf einem unserer Spaziergänge begegnet. Er war der Architekt des Wiener Rathauses.

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Ehrengrab Bürgermeister Prix Foto © Gabriele Czeiner

Die nächste Gruppe der Ehrengräber ist 14C. Hier sind vorwiegend Politiker begraben. Leopold Figl, Julius Raab, Rudolf Sallinger, Heinz Nittel, Bruno Pittermann, Gertrude Fröhlich-Sandner, Bruno Marek, Leopold Gratz, Hertha Firnberg und Rosa Jochmann. Die Widerstandskämpferin und sozialdemokratische Politikern. Über Rosa Jochmann habe ich gelesen, dass in einer Umfrage von 2004 im Kurier diese bemerkenswerte Politikerin in die Liste der 50 wichtigsten ÖsterreicherInnen der letzten 50 Jahre gewählt wurde. Wie würde diese Umfrage wohl heute aussehen?

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Rosa Jochmann Foto © Gabriele Czeiner

Auf der anderen Seite bei der Gruppe 32C finden wir wieder Politiker wie Bruno Kreisky, Barbara Prammer, Johanna Dohnal. Aber auch die Komponisten Arnold Schönberg, Robert Stolz, die Schauspieler Werner Krauss, Albin Skoda, Hans Moser, Theo Lingen, Adrienne Gessner und auch Karl Farkas. Einige dieser Persönlichkeiten sind wir schon auf unseren Wiener Wanderungen begegnet. In dieser Gruppe ist Paula von Preradovic begraben. Sie hat den Text der österreichischen Bundeshymne gedichtet.

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Grab von Hans Moser Foto © Gabriele Czeiner

Bundespräsidentengruft

Direkt vor der Lueger-Kirche im sogenannten Kapellenhof werden unsere Bundespräsidenten der Zweiten Republik beigesetzt. Die Idee dazu entstand während der Besatzungszeit. Auch ein Zeichen für das „Neue Österreich“. Es wurde mit dem damaligen und ersten Bundespräsidenten der Zweiten Republik, Dr. Karl Renner besprochen. Er sagte: „Ja, aber nur mit meiner Frau!“ (Georg Markus). Seither werde auch die Gattinnen nach ihrem Versterben hier beigesetzt. Bei den anderen Ehrengräber muss zumindest formal um Erlaubnis gefragt werden. 

Diese Bundespräsidenten der Zweiten Republik wurden hier beigesetzt: Karl Renner, Theodor Körner, Adolf Schärf, Franz Jonas, Rudolf Kirchschläger, Kurt Waldheim, Thomas Klestil. 

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Ehrengräber Bundespräsidenten Foto © Gabriele Czeiner

Lueger-Kirche

Diese katholische Kirche wurde 1911 geweiht. Das Gotteshaus wurde dem Hl. Karl Borromäus geweiht, einem Namenspatron des Wiener Bürgermeisters Dr. Karl Lueger, der auch den Grundstein legte. Er starb kurz vor der Fertigstellung. Die Kirche wurde dann Dr.-Karl-Lueger-Gedächtniskirche genannt. Im Volksmund Lueger-Kirche. Die Uhren auf den Glockentürmen zeigen die „Lebenszeit“ an. „TEMPUS FUGIT“ – Die Zeit flieht. Das sind 11 Buchstaben und die 12. Stunde ist ein Kreuz, welches die Todesstunde bezeichnet. 

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Lueger-Kirche Foto © Gabriele Czeiner

Ehrenhain

Gruppe 40 Ehrenhain. Bei diesen Gräbern handelt es sich um „ehrenhalber gewidmete Gräber“. Das heißt, die Grabmiete wird von der Stadt Wien auf Friedhofsdauer übernommen, die Angehörigen müssen für die Grabpflege aufkommen. Auch hier finden sich einige sehr bekannte österreichische Namen. Falco, Susanne Almassy, Franz Antel, Helmut Zenker, Journalisten wie Alfred Worm und Reinhard Tramontana, der Karikaturist Erich Sokol.

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Grab von Falco Foto © Gabriele Czeiner

In dieser Gruppe sind auch die Mahnmale, welche an den Bürgerkrieg, Katastrophen und den zwei Weltkriegen des letzten Jahrhunderts erinnern. Wen ich davor stehe, werde ich sehr demütig. Die vielen Menschen, die gefallen sind, die für unser Land gekämpft haben, und ich raunze, dass alle Lokale geschlossen sind, kein Kaffee, kein Glaserl Wein. Es wird mir wieder bewusst, wie dankbar ich bin, hier in diesem Land geboren worden zu sein.

Waldfriedhof

Geplant wurde der Waldfriedhof schon in den 1920er-Jahren, realisiert erst 2009. Gruppe 35A. Dieser Teil ist fast 10.000 m² groß mit einem alten Baumbestand. Am Eingang des Waldfriedhofes gibt es Steinplatten, darauf können die Namen der Verstorbenen graviert und Kerzen aufgestellt werden.

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Waldfriedhof Foto © Gabriele Czeiner

Anatomie

Gruppe 26: Ich halte es für bewundernswert, wenn Menschen ihren Körper nach dem Tod der Medizin zur Verfügung stellen. Junge Mediziner können lernen und man soll nicht unterschätzen, es ist um einiges billiger als eine herkömmliche Bestattung. Seit 1975 fanden bis jetzt mehr als 17.000 Menschen auf dieser Wiese ihre letzte Ruhe. Der Architekt Prof. Dr. Riccabona hat einen achteckigen Bereich aus roten Mauern entworfen. In der Mitte steht eine Laterne. Hier gibt es auch die Möglichkeit zu verweilen und Kerzen anzuzünden. An jeden Verstorbenen erinnert eine Namenstafel.

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Gedenkstätte der Anatomie Foto © Gabriele Czeiner

Park der Ruhe und Kraft

Der Park wurde 1999 eröffnet. Man betritt den Park durch einen Torbogen. Das Tor ist Symbol dafür, etwas hinter sich zu lassen und etwas anderes vor, sich zu haben. Der Kraftort ist in fünf Landschaftsbereiche aufgeteilt, welche auf die Kräfte der Erde und des Kosmos abgestimmt sind. Hier kann man Kraft tanken. Hier können Sie trauern und neue Energie finden. In der Natur ist es einfacher loszulassen und wieder nach vorn zu schauen.

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Park der Ruhe und Kraft Foto © Gabriele Czeiner

Es gäbe noch so viele Gräber zu besichtigen, heute nach ca. 3 Stunden Spazieren ist es genug. Es war sehr beeindruckend. Interessant sind die alten Gräber, auf denen immer sehr viel vom Leben des Verstorbenen steht. Alte Begriffe wie „Cafetier, Zinshausbesitzer“ etc. kann man lesen.

Als ich vor dem Grab von Elfriede Ott stand, sah ich sie vor mir als „Perle Anna“. Vor dem Grab von Helmuth Qualtinger erinnere ich mich an den „Herrn Karl“. „Österreich ist frei“ – erraten, ich stehe vor dem Grab von Leopold Figl. So bleiben viele Menschen in Erinnerung. Mache hat man persönlich gekannt, einige kannte man nur aus den Medien oder aus der Geschichtsstunde. 

Beim Tor 2 gibt es noch das Bestattungsmuseum, aber natürlich ist es geschlossen – Corona! Jetzt muss ich aber doch ein wenig raunzen, bei Tor 2 gibt es die Kurkonditorei Oberlaa. GESCHLOSSEN! Oh Gott, wie gerne hätte ich jetzt einen kleinen Mocca und eine Torte.

Das war der 8. Wiener Spaziergang in Corona-Zeit. Ich mag diese Spaziergänge, diese Wanderungen durch Wien. Ich hoffe aber trotzdem, dass diese „Unzeit“ bald beendet ist. 

Hier noch eine Information: Auf der Homepage von Friedhöfe Wien gibt es eine Verstorbenensuche. 

Text + Fotos: Gabriele Czeiner

 

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Der Wiener Zentralfriedhof zählt mit den vielen Ehrengräbern und der Jugendstil-Bauwerke zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten Wiens.
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