Wiener Spaziergänge Nr. 55
Nach langer Zeit gibt es wieder einen Wiener Spaziergang, Nr. 55. Es ist ein Samstag im Oktober, das Wetter ist angenehm, sonnig, etwas windig. Ich starte nach langem wieder einmal am Flohmarkt beim Naschmarkt.
Flohmarkt
Der Begriff und das Konzept des Flohmarkts stammen vermutlich aus Frankreich, wo solche Märkte ab dem 19. Jahrhundert als „Marché aux Puces“ (wörtlich: Flohmarkt) belegt sind. Der erste Flohmarkt soll um 1890 in Paris entstanden sein. Flöhe in gebrauchten Waren! Der Name könnte auf die Vorstellung zurückgehen, dass in den angebotenen gebrauchten Textilien und Möbeln tatsächlich Flöhe saßen. Im Mittelalter und noch bis ins 19. Jahrhundert war die Hygiene oft mangelhaft, sodass man sich beim Kauf alter Kleidung häufig auch Flöhe einhandelte.
Der Platz ist voll von Besuchern und Standlern. Es ist kurios, was hier alles angeboten wird. Von Kleidung, Schuhe, Stiefel, über alte und neue Teppiche, Möbel, wahrscheinlich echter Schmuck, alter Schmuck, Modeschmuck, Schallplatten, CD’s, Bücher, Briefmarken. Diverse Antiquitäten, Bilder, Gläser, Porzellan. Es gibt hier alles zu kaufen. Der Flohmarkt endet um 15.00 Uhr, ab 14.00 Uhr hört man die Standler schreien: „Jedes Stück um 1 Euro – greifen Sie zu!“
Bauernmarkt
Jeden Samstag ist vor dem Flohmarkt-Eingang auch der Bauernmarkt am Naschmarkt. Hier kann man frisches Obst, Gemüse, Käse, Fische, Fleisch oder Blumen von den Bauern kaufen. Und natürlich auch ein wenig handeln ist erlaubt.
Graffiti
Graffiti ist eine Form der visuellen Kunst, die extern auf öffentlichen Oberflächen wie Wänden, Brücken oder Bahnhöfen angebracht wird. Es umfasst eine Vielzahl von Techniken und Stilen, von einfachen Schriftzügen bis zu komplexen Wandmalereien. Natürlich findet man das auch am Naschmarkt. Auf der Rückseite eines Standes habe ich dieses Bild gefunden. Bansky lässt grüßen.
Ich gehe entlang der Rechten Wienzeile und habe an einem Lokal dieses Bild entdeckt.
Durch den Durchgang Bärenmühle, über die Margaretenstraße, gelangen wir zur Wiedner Hauptstraße. Das ist eine riesige Baustelle. Hier wird die Straße neu gemacht, es werden Bäume gesetzt, bald gibt es mehr Grünflächen für die Bewohner dieses Grätzel’s. Zwar gibt es weniger Parkplätze, aber die Radwege werden weiter ausgebaut. Wird ein schöner Teil von Wien werden.
Denkmal Irene Harand
Vor der Paulanerkirche ist das Denkmal Irena Harand. Sie war Autorin, Widerstandskämpferin und Katholikin. 1933 gründete sie die „Weltbewegung gegen Rassenhass und Menschennot“.
Die Paulanerkirche, benannt nach dem Paulanerorden. Der Orden siedelte sich 1626 in Wien an. Die Paulaner befolgen eine überaus einfache, asketische Lebensweise in Anlehnung an Franz von Assisi. Dieses Mal konnte ich in das Innere der Kirche gehen, bisher stand ich immer vor einer verschlossenen Tür.
Albert Lortzing
Bei meinen Spaziergängen findet man immer Namen von Menschen, die heute nur mehr einem kleinen Kreis bekannt sind. Etwa Fleischmanngasse 1 findet man eine Gedenktafel für Albert Lortzing, er war Tondichter. Am Haus selbst ist auch ein Waffenschmied zu sehen. 1846 wurde im Theater an der Wien „Der Waffenschmied“ uraufgeführt. Der Text stammt von Albert Lortzing. Wieder was gelernt.
2019 stürzte ein Gemeindehaus in der Preßgasse nach einer Gasexplosion ein. Heute steht hier ein neuer Gemeindebau. Modern, aber trotzdem nicht unangenehm anzusehen.
Durch die Seitengassen wandern wir noch bis zum Naschmarkt. Jetzt gibt es etwas zu essen in einem der Lokale mit Schanigarten, das schöne Wetter muss noch ausgenutzt werden. Vielleicht auch noch ein Glas Wein als Abschluss für diesen schönen Wiener Spaziergang. Wenn man durch unsere Stadt wandert, dann kann man verstehen, dass Wien wieder zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt wurde.
Text + Beitragsbild: Gabriele Czeiner