Mich trifft der Schlag

Am 19. Oktober ist Schlaganfall Tag! Schlaganfallbehandlungen wurden stark verbessert – „Mich trifft der Schlag“ – für rund 19.000 Österreicher ist der im Volksmund oft leichtfertig verwendete Ausdruck pro Jahr eine erschreckende Realität. Der Schlaganfall ist hierzulande nämlich nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebserkrankungen die dritthäufigste Todesursache. Schockierenderweise erleidet jeder Vierte im Laufe seines Lebens tatsächlich einen leichteren oder schwereren Schlaganfall. Auch wenn es nicht zum Tod kommt, hinterlassen Schlaganfälle oft massive neurologische Beeinträchtigungen. Die Schwere dieser Defizite hängt insbesondere von der Schnelligkeit einer Akuttherapie ab und natürlich auch von der Stelle im Gehirn, wo der Schlaganfall auftritt. In letzter Zeit gab es im Bereich der Behandlung aber bemerkenswerte Fortschritte.

„Um Todesfälle oder schwere Behinderungen durch einen Schlaganfall zu verhindern, ist das Wichtigste, den Schlaganfall schnell zu erkennen, damit der Patient auch rasch auf eine Schlaganfallspezialeinheit gebracht werden kann“, erklärt Prim. Dr. Julia Ferrari, Präsidentin der Österreichischen Schlaganfall Gesellschaft und Leiterin der Abteilung für Neurologische Rehabilitation im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien.

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Prim. Dr. Julia Ferrari © Anja Koppitsch ÖGN

 Luftverschmutzung als weitere Ursache

Sind Risikofaktoren wie erhöhter Blutdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen als Ursache des Schlaganfalls weitestgehend bekannt, so lässt die neueste Erkenntnis über eine weitere Ursache aufhorchen: „Ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor ist auch die Luftverschmutzung“, so die Schlaganfall-Expertin Julia Ferrari. Die damit verbundenen Prokoagulatorischen Effekte bedeuten, dass die Blutgerinnung angeregt wird. Normalerweise gerinnt Blut nur, wenn es notwendig ist, zum Beispiel um Wunden zu schließen. Wenn dieser Prozess aber übermäßig aktiviert wird, kann das Blut leichter verklumpen, was zu gefährlichen Blutgerinnseln (Thrombosen) führen kann. Eine Entzündung ist eine Abwehrreaktion des Körpers auf schädliche Reize. Im Zusammenhang mit Luftverschmutzung kann es aber auch zu einer chronischen Entzündung kommen, welche die Blutgefäße schädigt. Und schließlich kann es zur Atherosklerose kommen. So entstehen Ablagerungen (Plaques) in den Blutgefäßen, die sie verengen und verhärten. „Akzeleration“ bedeutet hier, dass dieser Prozess durch Luftverschmutzung beschleunigt wird, was das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte erhöht.

Akutbehandlung mit Tenecteplase

„Das Thrombolytikum Tenecteplase wurde nun auch zur Behandlung des akuten ischämischen Schlaganfalls zugelassen“, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Jörg Weber, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) und Abteilungsvorstand der Neurologie im Klinikum Klagenfurt. Tenecteplase ist ein eingesetztes Medikament um Blutgerinnsel aufzulösen. Beim akuten ischämischen Schlaganfall wird ein Blutgefäß im Gehirn durch ein Gerinnsel verstopft, wodurch die Durchblutung und Sauerstoffversorgung unterbrochen werden. Tenecteplase hilft dabei, dieses Gerinnsel aufzulösen, damit das Blut wieder normal fließen kann und das Gehirn nicht weiter geschädigt wird. Besonders vorteilhaft ist, dass es schnell und einfach mittels einmaliger Injektion verabreicht werden kann.

Schnelle Hilfe jetzt bis zu 24 Stunden danach

In der Behandlung von Schlaganfällen hat sich die sogenannte endovaskuläre Therapie, eine Behandlungsmethode, bei der ein Blutgerinnsel direkt aus dem verstopften Gefäß entfernt wird, stark weiterentwickelt. Ärztinnen und Ärzte können jetzt bei mehr Menschen als früher diese Therapie anwenden. Früher musste sie innerhalb von sechs Stunden nach dem Schlaganfall erfolgen, heute kann sie in einigen Fällen bis zu 24 Stunden danach durchgeführt werden. Das Zeitfenster für die Thrombolyse, eine Methode, bei der ein Medikament das Gerinnsel auflöst, wurde ebenfalls ausgeweitet – von früher 4,5 Stunden auf bis zu 9 Stunden, je nach genauer Diagnose.

„Stroke Card“ senkt Schlaganfall-Risiko um 35 %

Etwa 30 % der Patienten werden im ersten Jahr nach einem Schlaganfall erneut ins Krankenhaus eingeliefert. Deshalb ist es bedeutungsvoll, sowohl die Patienten als auch ihre Angehörigen nach einem Schlaganfall zu unterstützen, um solche Komplikationen zu vermeiden. Ein großer Fortschritt in diesem Bereich wurde mit der „Stroke Card“-Studie gemacht, die in Innsbruck und Wien durchgeführt wurde. Diese Studie hat gezeigt, dass ein strukturiertes Nachsorgeprogramm, das eine Kontrolle nach drei Monaten durch ein interdisziplinäres Team aus verschiedenen Fachleuten beinhaltet, das Risiko eines erneuten Schlaganfalls im ersten Jahr um 35 % senken und die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern kann.

Vorsorge Schlaganfall

Bis zu 80 % aller Schlaganfälle wären durch fünf einfache Maßnahmen des Lebensstils verhinderbar:

  • Nicht rauchen,
  • auf das Gewicht achten (BMI unter 25 kg/m²),
  • mediterrane Diät/Kost,
  • geringer oder kein Alkoholkonsum (weniger als 100 g/Woche)
  • und regelmäßige körperliche Aktivität (mindestens 150–300 Minuten pro Woche moderate Aktivität)

Eine ideale Prävention beinhaltet auch das Erkennen und die Kontrolle vaskulärer Risikofaktoren wie erhöhter Blutdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen im Rahmen von regelmäßigen Gesundenuntersuchungen.

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© ÖGN

Über die Österreichische Schlaganfallgesellschaft

Die Österreichische Schlaganfall Gesellschaft ist eine medizinische Fachgesellschaft mit dem Ziel, die Diagnostik und Behandlung von Menschen mit Schlaganfällen zu verbessern. Besondere Anliegen sind die Förderung von Forschung im Bereich zerebrovaskulärer Erkrankungen, die kontinuierliche Fortbildung von medizinischem Fachpersonal und die Information Betroffener und der Öffentlichkeit über die Prävention, Akutbehandlung, Nachsorge und Rehabilitation von Schlaganfällen.

Text: Gerhard Krause #krausegedanken

Beitragsbild: © ÖGN

 

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