USA – 2. Station Denver
Zu Colorado habe ich eine besondere Beziehung. In Colorado Springs haben sehr viele Jahre mein Onkel und meine Tante gewohnt, hier war ich sehr oft, hier hatte ich mein zweites Zuhause. Beide sind vor einigen Jahren gestorben, zu Colorado besteht aber immer noch eine sentimentale Bindung. Dieser Bundesstaat ist Österreich landschaftlich ähnlich. Es sind die Rocky Mountains, es ist sehr grün hier, das Klima ist ähnlich wie bei uns, im Sommer wird es auch hier immer heißer. Die Rocky Mountains enden hier in Colorado, wenn man Richtung Kansas fährt, ist es ähnlich als wenn man in Österreich von Westen nach Osten fährt. Die Berge werden niedriger, die Landschaft wird „breiter“, offener, es ist nur mehre hügelig oder eben dann sehr flach.
In Colorado haben sich sehr viele Senioren angesiedelt, da es hier bis in die 1990er Jahre billiger zu wohnen war als z.B. in Kalifornien oder an der Ostküste. Und das Klima erträglicher war. Nach der großen Wirtschaftskrise in den 2000er Jahren übersiedelten sehr viele Unternehmen in diese Bundesstaaten wie Colorado, Kansas, Arkansas. Diese Bundesstaaten boten den Firmen günstige Kredite, billige Grundstücke und niedrige Steuern an. Die Angestellten und Arbeiter mit ihren Familien folgten dann nach, da es hier jetzt die Arbeit gab, und das (Über)Leben und Wohnen hier um einiges billiger war. In Colorado Springs ist eine Militärakademie, auch mit ein Grund, dass sich hier viele Soldaten mit ihren Familien angesiedelt haben. Den Wohnort zu wechseln ist für Amerikaner keine große Sache, für uns ist das nicht so selbstverständlich.
Aber jetzt zu meiner nächsten Station: Denver. Wer kann sich noch an den Denver-Clan erinnern? Von diesem Glamour ist hier allerdings nichts zu sehen. Hier war ich das letzt Mal vor 30 Jahren, es ist immer noch eine schöne Stadt, sauber und auch sicher. Ich war zwei Tage hier, habe fast alles zu Fuß erledigt oder mit dem Bus. Wenn man vom Flughafen mit dem Taxi nach Downtown fährt, sieht man, dass hier sehr viel gebaut wurde und wird. Nich so wie üblich Einfamilien- oder Reihenhäuser sondern Wohnungen, hier entstehen riesige Wohnsiedlungen.
Das erste was man sieht, wenn man nach Denver fährt sind Obdachlose. Es gibt hier nämlich sehr, sehr viele Obdachlose. Ich hatte den Eindruck mehr als in Chicago. Es hatte fast 30 Grad als ich vom Taxi ausgestiegen bin, und dementsprechend war auch ein sehr unangenehme Geruch in der Luft. Es wurde mir gesagt, dass es sehr viele ehemalige Soldaten sind. Die Stadt Denver gibt den Obdachlosen gratis täglich ein Essen. Das sei auch mit ein Grund warum so viele hier sind. Für das restliche Leben müssen sie dann selber sorgen. Sehr viele davon haben Alkohol- Drogenprobleme oder sind traumatisiert vom Krieg. Auch mit ein Grund, warum die Kriminalität stetig steigt.
Denver war eine Goldgräberstadt. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Goldgräber, und nachdem erfolgreich Gold gefunden wurde, siedelten sich hier die ersten Menschen an. In den 1860er Jahren brannte die Stadt ab und wurde danach mit Steinen wieder aufgebaut. In den 1870er Jahren kamen die Eisbahnen nach Denver und damit begann der Aufschwung. In den 1880er Jahren wurde dann auch noch Silber in den Rocky Mountains entdeckt, danach siedelten sich Geschäftsleute an. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Silbermienen geschlossen, und danach begann eine wirtschaftlich sehr schwierige Zeit. 1976 hätten die Olympischen Winterspiele in Denver abgehalten werden sollen, der damalige Gouverneur lehnt ab, da die Kosten zu hoch waren, Innsbruck sprang ein, und Franz Klammer wurde zur Legende.
Zu Beginn der 1980er Jahre fand man Öl, und seit damals geht es wirtschaftlich wieder bergauf.
Ein wunderschönes Gebäude ist das Colorado State Capitol. Es erinnert an das United States Capitol. Es wurde Ende der 1890er Jahre aus weißem Colorado-Granit gebaut. Die Kuppel wurde 1908 in Gedenken an den Goldrausch vergoldet. Das Gebäude ist etwas erhöht, und man kann das Gold der Kuppel von weitem leuchten sehen. Das Capitol ist öffentlich zugänglich, man kann es besichtigen mit Führung oder einfach nur herumlaufen und geniessen. Interessant ist eine Galerie aller amerikanischer Präsidenten, von Trump fehlt noch das Bild, ein Messingschild ist schon angebracht, 2017 – das Ende ist noch offen – leider.
Es gibt auch Führungen in die Kuppel des Gebäudes, hier hat man einen herrlichen Blick über Denver. Auf den Stiegen zum Capitol gibt es einen Hinweis „1 Meile über den Meeresspiegel“. Den Hinweis gibt es dann insgesamt drei mal, weil nachvermessen wurde und die neuen Einträge wurden immer hinzugefügt.
Ich habe in Downton gewohnt im Crown Plaza Denver Hotel, 2 Minuten von der 16th Street Mall entfernt. Das ist die „Kärntnerstraße“ von Denver. Na ja, Kärntnerstraße ist vielleicht etwas übertrieben, vielleicht die Favoritenstraße, aber immerhin ein Fußgängerzone. Diese Fußgängerzone ist 2 km lang und ist dominiert von Fastfood-Ketten. Aber auch Restaurants und Bars sind hier zu finden. Auch das berühmte Hardrock Cafe ist neben einigen netten Kaffeehäusern vertreten.
In der Mitte der Straße gibt es jede Menge Sitzgelegenheiten, die aber meist von den Obdachlosen okkupiert sind. Dann stehen alle paar hundert Meter Pianos, bunt bemalt, und die Fußgänger können hier ihrer Musikalität nachgehen – was nicht immer sehr angenehm ist.
Auf dieser Mall gibt es auch einen Bus, der gratis zu benutzen ist. Fährt ständig die Mall auf und ab, bleibt an jedem Block stehen zum Ein- und Aussteigen. Ja und zum Einkaufen gibt es hier Walmat, Walgreen – das ist der mit Alkohol und Ausweis für 49plus(!!!!), ein paar Souvenirläden. Also nicht sehr berauschend. Amerikaner bevorzugen Einkaufszentren, das Geschäft muss mit dem Auto erreichbar sein und über ein Parkdeck verfügen.
Was ich mir auch angesehen habe ist der Botanische Garten, ist ca. 40 Minuten von Downtown zu Fuß entfernt, man geht durch diverse Vierteln, nicht immer sehr ansprechend, aber einige davon waren schon sehr schön. Man wandert durch den Cheesman Park, eine riesige Parkanlage, die durch 2 Straßen getrennt wird. Das muss man sich so vorstellen: Der Stadtpark in Wien, der geteilt wird. Eine Straße geht durch den Park, damit die Autos schneller am Heumarkt sind. Absolut verrückt. Und schade um diese schöne Parkanlage. Aber den Bewohnern von Denver stört das nicht.
Auch sehr interessant ist das Denver Art Museum, für „europäische“ Begriffe ist alles ein wenig durcheinander. Richard Philips ist in diesem Museum vertreten, für mich bis dahin ein unbekannter Künstler, aber in den USA sehr bekannt.
Rund um das Museum gibt es ein paar Galerien, die aber, bis auf eine, geschlossen waren. Diese eine Galerie war sehr interessant, moderne Kunst, total sehenswert. Mirus-Gallery
Ja, das war im Großen und Ganzen Denver, zu erwähnen ist noch, dass an diesem Wochenende die Pride Parade war, am Samstag war hier die Hölle los, ich habe es vorgezogen in den Botanic Garden zu gehen, und habe dort die Ruhe genossen.
Hier noch eine kleine Auswahl an Sehenswürdigkeiten rund um Denver: Rocky Mountain National Park, Garden of the Gods, Royal Gorge, Pikes Peak, Cripple Creek, Red Rocks – hier zum Nachlesen: Globusliebe
Um das alles zu sehen, sollte man sich gut 5 bis 7 Tage Zeit nehmen, man kann diverse Touren buchen, aber ich glaube es ist viel interessanter mit dem eigenen Auto zu fahren und Stopps zu machen, wo und wann man selber möchte.
Das Beste kommt zum Schluß: San Francisco, das ist meine dritte und letzte Station – kommt demnächst.
Quelle: div. Reiseführer, Wikipedia
Text + Fotos: Gabriele Czeiner