Liebesgrüße aus Moskau

Als touristischer Hype hat sich in letzter Zeit der Besuch der beiden russischen Städte Moskau und St. Petersburg entwickelt. Reisende aus aller Welt stehen hier vor den historischen  Sehenswürdigkeiten Schlange und bewundern den unglaublichen Reichtum an wirklich eindrucksvollen Schätzen etwa hinter den Kreml-Mauern.

#49plus Kremelmauern in Moskau
Kremel-Mauern

Aber auch in St. Petersburg, wo nicht nur das sagenumwobene Bernsteinzimmer im detailreich nachgebauten Katharinen-Palast auf die Besucher wartet. Verbunden werden die beiden Städte durch eine echt entspannende mehrtägige Schiffsreise auf der Wolga oder in nur knapp dreieinhalb Stunden mit dem 250 km/h schellen Hochgeschwindigkeitszug „Sapsan“.   

 

  1. Teil:

    Moskau

Das größte Land der Welt mit seinen historischen Sehenswürdigkeiten als Reiseziel anzusteuern und gleichzeitig den Flair einer modernen Millionenmetropole zu erkunden, kann durchaus reizvoll sein und sich lohnen. Moskau, die Hauptstadt Russlands, der sogenannten GUS-Staaten (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) bietet dem Besucher eine Fülle von unglaublichen längst vom Kommunismus abgerückten Erlebnissen und Eindrücken. Hochinteressant ist schon eine Visite in der ältesten U-Bahn der Welt, die heute schon über 300 Stationen aufweist und auch ständig erweitert wird. Die Züge donnern hier alle 90 Sekunden durch die bis zu 90 Meter tief gelegenen Tunnelröhren. Einige der alten Stationen sind prachtvoll ausgestattet, andere mit Figuren von Soldaten und Revolutionären geschmückt. Deckenfresken und moderne Mosaike gehören hier zur normalen Ausstattung. Die ältesten Stationen der Moskauer Metro sind noch zu Zeiten Stalins von führenden Malern und Bildhauern der Sowjetunion luxuriös dekoriert worden, um die Kraft und den Reichtum Russlands zu demonstrieren.

Geheimtipp:

Die Station Nowoslobodskaja an der Kolzewaja-Ring-Linie. Mit ihren riesigen Buntglasfenstern stellt sie die festlichste Station der Moskauer Metro dar. Auf sechs Buntglasfenster sieht man Vertreter verschiedener Berufe, die anderen zeigen Ornamente und Kreml-Sterne. Die günstigste Einzelfahrt in der Metro kostet übrigens nur 38 Rubel (ca. 0,49 Euro).

#49plus Metro in Moskau
Metro

Mit der U-Bahn gelangt man übrigens auch am schnellsten und ohne sonst üblichen Staus auf den Straßen ungehindert in die altehrwürdige Innenstadt, zum Roten Platz und weiter zum Kreml. Beim Besuch der historischen Altstadt wird man von der fast pingeligen Sauberkeit überrascht. Zweimal am Tag befahren hier Spritzwagen mit ihren Bürsten die Straßen. Dass dem Wasser sogar ein zart riechendes Shampoo beigemengt ist, kann der Tourist in deutscher Sprache von den versierten Fremdenführern an Ort und Stelle erfahren.   

Der Kreml

Dem hinter den hohen Mauern verborgenen Kreml, dem Herzen Russlands, mit seinen eindrucksvollen, mit goldenen Zwiebeltürmen gekrönten Kirchen und dem Staatspalast, dem Regierungssitz des Präsidenten Putin, muss man wohl eine eigene Tagestour widmen.

#49plus Präsidentenpalast von Putin in Moskau
Präsidentenpalast

Zwischen dem Terem-, dem Facetten- und dem Patriarchen-Palast hindurch gelangt man zum Glockenturm „Iwan der Große“ und seiner unmittelbar nach dem Guss zerbrochenen Zarenglocke und zur furchterregend große Zaren-Kanone. Zu den Pflichtbesuchen gehört auch eine Visite der unmittelbar vor den Kremlmauern gelegenen Maria-Schutz- oder Wasilli Blashenny-Kathedrale, die auch den Spitznamen Basilius-Kathedrale trägt.

#49plus vor den Kremel-Mauern in Moskau gelegene Basilius Kathedrale
Basilius Kathedrale

Der Bau beeindruckt durch sein harmonisches Zusammenspiel von Farben und Formen. Bemerkenswert ist auch die Konstruktion des Bauwerks. Es besteht aus neun Kapellen, die je einem besonderen Ereignis im Krieg um die Stadt Kasan unter Iwan dem Schrecklichen gewidmet sind und auf die Jahre davor errichteten sieben Holzkirchen erinnern sollen.

GUM-Kaufhaus

Den Abschluss des Besichtigungstages könnte das Lenin Mausoleum vor der Kreml-Mauer bilden – allerdings nur nach einer notwendigen Anmeldung – oder, ohne Anmeldung, das gegenüber liegenden GUM-Kaufhaus.

#49plus Kaufhaus GUM in Moskau
Kaufhaus GUM

Das ehemals größte Warenhaus der Welt ist heute ein luxuriöses Einkaufszentrum mit einer Fläche von rund 75.000 m², einer über 100-jährigen Geschichte das aktuell mit allen Vertretern teurer Weltmarken bestückt ist. Das Gebäude des GUM befindet sich im Herzen Moskaus am Roten Platz, der früher für Militärparaden reserviert war, sich heute aber als riesiger Veranstaltungsplatz präsentiert. Ein Veranstaltungsplatz besonderer Art ist auch das neben dem Kreml gelegen ehemalige Podol-Areal. Hier hatten sich früher ausländische Kaufleute niedergelassen. In den 60er-Jahren wurde hier das berüchtigte Hotel „Rossija“, das größte Hotel der Welt mit 3.170 Zimmern errichtet. Später erlangte es als „Agenten-Hotel“ mit seinen speziellen Abhöranlagen des KGB außergewöhnliche Berühmtheit. 2006 wurde es abgerissen und es entstand „Sarjadje“, ein besonderes Stadtviertel mit Parkanlagen, Hügeln, Restaurants und einer fast frei schwebenden Aussichtsplattform. Im Ostteil entstand ein Konzertsaal für 1.500 Besucher; die Philharmonie mit einer gewaltigen Glaskuppel.

Über den Moskwa-Fluss erreicht man die prächtig ausgestattete und eindrucksvolle Christi-Erlöser-Kirche mit seinen fünf Zwiebeltürmen. Sie wurde zerstört und erst in den 1990er- Jahren (!) wiedererrichtet. Ebenso eindrucksvoll die Georgs-Kirche, die Dreieinigkeits-Kirche und die Nikolaus-Kirche sowie das Neujungfrauenkloster im näheren Stadtgebiet. Hier fallen einem auch sieben markanten Hochhäuser, bekannt als die sieben Schwestern, aus den 30er-Jahren mit ihrer monumentalen Architektur in die Augen. Die meisten davon sind gemischte Wohnhäuser und Verwaltungsgebäude von Ministerien, eines beherbergt die staatliche Universität auf den Worobjow-Bergen mit einem herrlichen Blick über die ganze Stadt.       

Millionenstadt

Mit rund 15 Millionen Einwohnern – ganz genau weiß man das nicht – gehört Moskau aber auch zu den modernen Megametropolen der Welt. Trotzdem ist die Stadt sauber und durchaus attraktiv. An den Wohnhäuser sind die diversen Bauphasen (Stalin, Chruschtschow, Breschnew etc.) deutlich erkennbar. Stabile eindrucksvolle Bauten unter der Regierung Stalins, fünfstöckige Plattenbauten unter Chruschtschow, sogenannte „Chruschtschowkas“ (Wortspiel aus Chruschtschow und Armenviertel) und Sparbauten unter Breschnew. Nach der Wende, der Perestrojka und dem Ende des Kommunismus konnten die Moskauer ihre Wohnungen sehr billig kaufen. Das haben fast alle Bewohner auch gemacht. Probleme bereiten heute freilich die hohen Betriebskosten der nunmehrigen Eigentumswohnungen. Sie steigen rasant an, wenn beispielsweise Heizkessel veraltet sind, Dächer repariert oder Fassaden saniert werden müssen.

Die Regierung hat mittlerweile ein Reformprogramm gestartet, um die Renovierung der Altbauten zu unterstützen. Dennoch können sich viele Moskauer das dann nicht mehr leisten. Pensionisten etwa müssen dann ihre Wohnungen aufgeben. Viele Pensionisten – die oft nur 400 Rubel Rente bekommen – wobei ein Brot rund 12 Rubel kostet – müssen dann sehr beengt bei ihren Kindern wohnen oder in der Umgebung in einer ärmlichen Datscha unterkommen, wo sie – um zu überleben – im Garten Kartoffeln und Gemüse anbauen können. Alte Leute sind in Moskau deshalb kaum mehr zu sehen. Für die Mehrheit der Russen ist die Wohnsituation katastrophal. Die zahlreichen Neubauten bieten für sie keine Alternative; auch sie sind viel zu teuer und stehen deshalb oft sogar leer.

#49plus Das moderne Moskau
Das moderne Moskau

Vorbild Kolchose

Eine besondere Ikone aus der Kommunismus-Periode gibt es im modernen Moskau aber auch noch zu besichtigen: Die Kolchose „Sovchoz Lenina“ des Politikers Pavel Grudinin. Er tritt mit seiner Kolchose, die heute als AG geführt wird, mitten in Moskau den Beweis dafür an, dass der echte Kommunismus tatsächlich funktionsfähig sein kann. Begonnen hat alles mit Gemüse, welche die Mitarbeiter der Kolchose auf den ersten 100 Hektar angebaut haben. Heute werden 1500 Hektar von 300 Familien bearbeitet. Die Mitarbeiter verdienen im Schnitt stolze 80.000 Rubel im Jahr, sind hervorragend kostenfrei untergebracht und produzieren Obst, Gemüse und Fleisch von höchster Qualität, die in den täglich 24 Stunden geöffneten Geschäften angeboten werden. Der Gewinn (Mehrwert) wird in die Elite-Kindergärten für ihre 470 Kinder, in Schulen und Wohnhäuser investiert. Alle Bewohner haben das Recht auf bestmögliche Krankenversorgung und sind auch pensionsversichert. „Sovchoz Lenina“ ist außerdem vermutlich der größte Erdbeer-Produzent der Welt.

#49plus Moskauer Marktangebot
Moskauer Marktangebot

Hotels

Die Moskauer Hotels haben meist einen hohen Standard. Das „Kosmos“ oder das „Olympic Penta Hotel“ (Renaissance) gehören zu den vornehmsten Häusern. Größere Reisegruppen werden aber auch im Olympischen Dorf der Sommerspiele 1980 billiger untergebracht. Die Häuser tragen die Nahmen Alpha, Beta, Gamma und Delta nach dem griechischen Alphabet. Sie weisen jeweils rund 1000 Zimmer in ihren 24 bis 30 Stockwerken auf. Die Gebäude haben sehr dünne Wände und sind eher spartanisch eingerichtet, aber die gastronomische Versorgung ist durchaus qualitätsvoll, wie etwa im „Izmailovo Delta Hotel“ in Izmailovo-Park nahe der U-Bahnstation Partisanzkaja mit Zimmerpreisen um 38 Euro.

Vergnügen

In unmittelbarer Nachbarschaft: Der „Kleine Kreml“, eine Art Vergnügungspark mit Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten sowie einem sehenswerten Schnapsmuseum in dem es natürlich auch Kostproben gibt. Vor den Toren der Hotels ist eine nachgebaute traditionelle Holzkirche als durchaus empfehlenswertes Restaurant, das „Troye Iz Lartsa“, eingerichtet. Nachtlokale außerhalb des Hotelkomplexes wie „Point Rouge“, „Vanilia“ (SPA-Salon for men) und „Burlesque“ runden das Angebot ab. Wer das eindrucksvolle Nachtleben von Moskau in einer der Großdiskos erleben will, hat jeweils am Freitag im „Space“, im „Siberia“ oder dem „Propaganda“ dazu Gelegenheit; weibliche Begleitung inklusive. Bis zu 12.000 Besucher, vor allem junge Moskauer und vergnügungssüchtige Geschäftsreisende feiern hier bis Samstagmittag durch.

Angebote für Gruppenreisen mit deutschsprachiger Führung nach Moskau und St. Petersburg gibt es ab 799 Euro (6 Tage) und um rund 1.298,– Euro (8 Tage). Plus Visum: 125,– Euro.

Infos zum Visum

2. Teil – St. Petersburg folgt demnächst!

Text und Fotos: Gerhard Krause

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