Wiener Spaziergängen Nr. 17

 Wir begeben uns auf dem nächsten Wiener Spaziergang, Nr. 17 ist angesagt. Dieses Mal wandern wir durch Liesing, wir schauen uns Atzgersdorf an. 

Noch ein paar Worte zum Bezirk Liesing. Das ist der südlichste und der fünftgrößte Bezirk von Wien. Liesing entstand durch Zusammenlegung mehrerer Gemeinden und ist der 23. Wiener Gemeindebezirk. Dieser Außenbezirk entstand bereits 1938 als 25. Wiener Gemeindebezirk. So wie wir diesen Hieb (= Wienerisch für Arbeiterbezirk, heute wird dieser Ausdruck für jeden Bezirk angewandt) jetzt kennen, besteht er seit 1954/55. Die Acht Bezirksteile von Liesing sind Atzgersdorf, Erlaa, Inzersdorf, Kalksburg, Liesing, Mauer, Rodaun und Siebenhirten.

Atzgersdorf

Einen Teil von Atzgersdorf werden wir uns ansehen. Diese Stadtwanderung habe ich noch im Lockdown gemacht, also alle Lokale sind geschlossen. Das ist wirklich schade, denn in diesem Teil gibt es ein paar sehr „gutbürgerliche Gasthäuser“. Bin gespannt, wie viele es nach Corona davon noch gibt. Ein bisserl raunzen und granteln muss sein, sonst wären es keine Wiener Spaziergänge.

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Atzgersdorfer Platz Foto © Gabriele Czeiner

Down Town Atzgersdorf – also Atzgersdorfer Platz. Ein sehr zentraler und leider auch verkehrsreicher Platz. Die Breitenfurter Straße kommt von Meidling und führt Richtung Liesing Bahnhof, die Brunner Straße beginnt hier und führt zum Industriezentrum und weiter zur Autobahn. Die Erlaaer Straße mündet am Platz, über diese kommt man zur U-Bahn. Wir gehen über den Platz und biegen in die Levasasseurgasse ein. Diese Gasse wurde nach Karl Levasseur bennant, er war der österreichische Pionier der Stenographie. Hier kann man noch den dörflichen Charakter spüren. Aber auch dieses „Gespür“ wird es bald nicht mehr geben. Es gibt hier noch ein paar Geschäfte, eine Apotheke. Aber die Nahversorger werden auch hier immer weniger. Auf Nr. 6 steht schon seit über 2 Jahren ein Haus leer und verfällt.

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Levasseurgasse 6 Foto © Gabriele Czeiner

Kirchenplatz

Die Atzgersdorfer Kirche wird Ende des 13. Jahrhunderts gegründet. In der Pfarrkirche befindet sich das „Fieber- oder Türkenkreuz“. Im 18. Jahrhundert zog es viele Wallfahrer nach Atzgersdorf um sich Hilfe und Heilung zu erhoffen. Am Kirchenplatz befindet sich auch eine Volksschule, welche schon 1826 erbaut wurde. Hinter der Kirche ist das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges.

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Kriegerdenkmal Foto © Gabriele Czeiner

Über die Endresstraße geht es Richtung Bahnhof. Die linke Seite der Straße zeigt noch ein Stückerl altes Wien, die rechte Seite ein Park und dahinter das neue Wien.

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Endresstraße „Das neue Wien“ Foto © Gabriele Czeiner

Beserlpark

Dieser Park ist erwähnenswert: Mayer von Rosenau Park. Ist neben dem Bahnhof Atzgersdorf. Benannt wurde der Park nach dem Lehrer und Lokalhistoriker David Silvester Mayer von Rosenau. In diesem Park ist ein Naturdenkmal eine Schwarzkiefer. Riesengroß, einfach beeindruckend. Übrigens der Begriff „Beserlpark“ ist eine scherzhafte Bezeichnung für eine „kleine, kümmerliche Parkanlage“.

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Mayer von Rosenau Park mit Naturdenkmal Foto © Gabreiele Czeiner

Der Spaziergang geht entlang der Bahn zur Knotzbachgasse. Die Gasse wurde übrigens 1955 nach dem  eingewölbten Knotzbach benannt. Vorher war das die Schulgasse. In dieser Siedlung finden sich in erster Linie Einfamilienhäuser, teils noch aus der Zwischenkriegszeit. Auch hier wieder ein sehr dörflicher Charakter. Kindergarten, Tierarzt, Mechaniker, auch eine Galerie habe ich entdeckt, leider geschlossen. Kunstraum Galerie G.20. Nach dem Lockdown werde ich mir diese Galerie ansehen und darüber berichten.

Wir sind jetzt in der Canvesegasse. Diese Gasse wurde nach dem italienischen Hofbildhauer Cesare Antonio Canavese benannt. Er hat unter anderem die Marienstatue in Atzgersdorf geschaffen. In dieser Gasse befindet sich  das Bezirksmuseum, leider auch geschlossen. Corona wird jetzt wirklich schon sehr lästig. Auch das Bezirksmuseum werde ich mit demnächst ansehen.

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Das „geschlossene“ Bezirksmuseum Foto © Gabriele Czeiner

Breitenfurter Straße

Jetzt sind wir in der Breitenfurter Straße. Der Name 1593 war „Die Straße“. Sehr „verkehrsgünstig“, aber es gibt hier noch einen Fleischhauer, Bäckerei und einen Eissalon. Die Nahversorgung ist hier noch teilweise vorhanden. Wir gehen nochmals über den Atzgersdorfer Platz, links die Breitenfurter Straße Richtung 12. Bezirk. Auf der rechten Seite nach dem Platz, gibt es einen Rad- und Wanderweg neben der Liesing, welcher bis zum Zentralfriedhof führt. Danach ist das Seniorenheim und ein Campingplatz. Dieser Platz wird aber in nächster Zeit umgewidmet. Alle Bewohner von Liesing können hier ihre Ideen und Anregungen einbringen. Wir wandern weiter. Auf der rechten Seite wird gerade gebaut und gebaut und gebaut. Momentan gibt es in Wien nicht viele Plätze an denen man keinen Kran sieht. Bis zur Wundtgasse, das ist die Grenze zum 12. Bezirk, gibt es hier noch kleinere Betriebe, Glaserei, Tischlerei und Einfamilienhäuser. Über die Wundstraße geht es zum Südwestfriedhof.

Südwestfriedhof

Das ist der 2. größte Friedhof, nach dem Zentralfriehdhof. Ein Teil des Friedhofes gehörte bis 2010 zu Atzgersdorf. Durch eine Verwaltungsvereinfachung wurde die Grenze verschoben. Somit gehört der Friedhof komplett zu Meidling. Den Toten ist es wahrscheinlich egal sein, ob sie in Liesing oder Meidling begraben werden.

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Südwestfriedhof Foto © Gabriele Czeiner

Wir sind in der Wundtgasse, bevor der Friedhof beginnt ist, jetzt neu ein Kreisverkehr, links, auch neu, die Benyastraße. Benannt nach Anton Benya, Präsident des Österr. Gewerkschaftsbundes. Viele wären heute froh, wieder ein so gut funktionieren Sozialpartnerschaft zu haben, wie wir sie in „Benya-Sallinger-Zeiten“ hatten. Am Ende der Friedhofsmauer beginnt eine neue Siedlung. In der Wiesen daneben entsteht Carree Atzgersdorf. Wien wird immer größer, immer mehr Menschen ziehen in unsere Stadt. Das mehr Wohnungen gebraucht werden ist verständlich. Es ist aber traurig zu sehen, wie viel Grünfläche und Erholungsgebiete verschwindet.

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Atzgersdorfer Straße mit Blick auf Carree Atzgersdorf Foto © Gabriele Czeiner

Gehen wir weiter durch die Wiesen und stossen an die Kleingartensiedlung Rosenhügel, die umrunden wir und landen auf der Atzgersdorfer Straße. Die führt natürlich wieder in die „City“ von Atzgersdorf. Über die Ziedlergasse gelangen wir wieder zum Atzgersdorfer Platz. Den überqueren wir nochmals. Durch die Meisgeyergasse gelangen wir zum Schrailplatz. Das ist ein Beserlpark, und ein Teil davon ist der Dr.-Rudolf-Hatschek-Park. Dieser Park wurde nach dem Atzgersdorfer Arzt Dr. Rudolf Hatschek benannt, der ein Opfer des Faschismus wurde. Und hier gibt auch noch den „Franz-Schubert-Gedenkstein“, gewidmet vom Männergesangsverein Atzgersdorf. Sogar einen Männergesangsverein gibt es in Atzgersdorf.

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Franz Schubert Gedenkstein Foto © Gabriele Czeiner

Anton Heger Platz

Über die Autofabriksstaße gelangen wir zu unserer letzten Station „Anton-Heger-Platz. Hier steht der Gedenkstein für Therese Klostermann. Auch sie wurde vom NS-Regime ermordet. Am Gedenkstein war ursprünglich ihr Name falsch geschrieben „Theresia“, wurde aber nachträglich geändert.

Die nächsten Wiener Spaziergänge finden wieder im „normale Leben“ statt. Was immer man als normal bezeichnen möchte. Aber zwischendurch ein Kaffee und eine Mehlspeise, vielleicht ein Glaser Wein oder Prosecco ist nach diesem langen Lockdown schon sehr normal! Grantl’n und Raunzen natürlich auch. Wir sind Wiener, das liegt uns im Blut. 

Text und Beitragsfoto: Gabriele Czeiner

 

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Wiener Spaziergänge Nr. 17
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Wiener Spaziergänge Nr. 17
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Der nächsten Wiener Spaziergang Nr. 17 ist angesagt. Dieses Mal wandern wir durch Liesing, wir schauen uns Atzgersdorf an. 
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