Palmenhaus
Der 27. Wiener Spaziergang startet, wieder in Schönbrunn. Heute sehen wir uns das Palmenhaus an. Wir hatten Schneefall und heute strahlenden Sonnenschein und blauen Himmel. Das ergibt schöne Fotos.
Das Palmenhaus befindet sich auf dem Areal des ehemaligen holländisch-botanischen Gartens und wurde 1881/82 nach den Plänen von Franz Xaver Segenschmids errichtet. Das Palmenhaus ist 113 Meter lang, besteht aus einem 28 Meter hohen Mittelpavillon und zwei, um drei Meter niedrigeren, Seitenpavillons. Diese drei Pavillons sind miteinander verbunden. Diese bilden drei verschiedene Klimazonen. Ein Kalthaus im Norden, ein temperiertes im Mittelteil und ein Warmhaus im Süden.
Dampfwasserheizung
Die unterschiedlichen Temperaturen werden mit einer Dampfwasserheizung erzielt. Dadurch können exotische Pflanzen von allen Kontinenten gezeigt werden.
Eisenkonstruktion
Interessant und sehr imposant die Eisenkonstruktion des Palmenhauses. Mit viel Glas verleiht diese Eisenkonstruktion eine gewisse Leichtigkeit. Faszinierend sind die Eisen-Wendeltreppen, die leider geschlossen sind und teilweise mit Pflanzen überwachsen. Wäre schön wenn man über eine Treppe hoch gehen könnte. Der Ausblick auf Schönbrunn müsste herrlich sein, und der Blick nach unten in das Palmenhaus grandios.
Erwähnenswert ist auch noch, dass das Schönbrunner Palmenhaus das letzte und größte seiner Art in Europa ist. Schön das es bei uns in Wien zu bewundern ist.
Willst mich pflanzen?
Diese Redensart ist vielleicht hier im Palmenhaus entstanden?
Was auffällt sind die herrlichen Farben, das satte Grün und die hohe Luftfeuchtigkeit. Es ist eine Wohltat für die Augen, vor allem im Winter wo alles grau-in-grau ist.
Wie schon erwähnt war der Beginn der holländisch-botanische Garten. Den Namen bekam der Garten von den Pflanzen die aus Holland stammten. So wie den Tiergarten verdanken wir den Beginn des botanischen Gartens Franz Stephan von Lothringen, dem Gemahl Maria Theresias. Unter Kaiser Franz Joseph I. wurde das Palmenhaus gebaut. Es war die Zeit der Palmenhäuser in Europa. 1882 war es das größte Glashaus der Welt.
Alle Pflanzen sind beschriftet mit lateinischen und deutschen Namen. Als ich durch das Palmenhaus wanderte, wurden gerade die Schilder gereinigt. Ich habe irgendwo gelesen das über 4000 unterschiedliche Planzen im Glashaus sind. 4000 Schilder reinigen ist eine Lebensaufgabe…..
Einige der Palmen stossen an die Glasdecke an. Es ist total beeindruckend und gerade in dieser verrückten „Corona-Zeit“, in der wir jetzt gerade leben, fühlt man sich im Palmenhaus etwas freier und unbeschwerter. Es fehlt nur das Meerrauschen, aber das holen wir dann im Sommer nach.
Warmhaus
Hier ist die Luftfeuchtigkeit sehr, sehr hoch. Das Objektiv von der Kamera läuft ständig an. Augengläser sind auch immer beschlagen. Aber es ist trotzdem sehr beeindruckend. Hier gibt es einen Teich in dem die Riesenseerose Victoria gedeiht. Die Blätter haben bis zu 2 Meter Durchmesser und können ein Gewicht von bis zu 60 kg tragen.
Wiederaufbau
Zu Ende des Zweiten Weltkrieges fielen über 200 Bomben auf das Areal von Schloss Schönbrunn. Die Verglasung des Palmenhauses ging fast vollständig zu Bruch. Einige Pflanzen konnten gerettet werden aber der Großteil der Pflanzen überlebte die Temperaturen von bis zu -7 Grad Celsius nicht. 1948 begann der Wiederaufbau des Palmenhauses. Es brauchte 45.000 (!!!) Doppelglasscheiben und fünf Waggonladungen (ca. 55 Tonen) Fensterkitt. 1953 erfolgte dann die Eröffnung.
Reichsbrücke
Nach dem Einsturz der Reichsbrücke, 1. August 1976, wurden in Wien sämtliche Brücken und Stahlkonstruktionen überprüft und es wurden auch im Palmenhaus sehr große Mängel festgestellt. Es wurde geschlossen und 1990 nach einer Renovierung wieder eröffnet. Die Renovierung dauerte auch so lange, da nur im Sommer gearbeitet werden konnte. Die letzte Renovierung fand 2010 bis 2014 statt. Jetzt wissen wir auch was die Reichsbrücke mit dem Palmenhaus in Schönbrunn gemeinsam hat.
Um den Augen und der Seele etwas gut zu tun lohnt sich ein Besuch im Palmenhaus.
Text + Beitragsfoto: Gabriele Czeiner
