Wiener Spaziergänge Nr. 37

Heute  machen wir einen wunderschönen Wiener Spaziergang, Nr. 37! Wir sind in Pötzleinsdorf mit Barbara Wolflingseder, sie ist Fremdenführerin, Autorin und Sprecherin. Sie weiß so viele nette G’schichteln von Wien und kann zu so vielen Häusern, Plätzen und berühmte Menschen interessantes erzählen. Bin schon gespannt, was ich heute alles zu hören und sehen bekomme.

Pötzleinsdorf

Pötzleinsdorf ist ein Stadtteil vom 18. Bezirk (Währing). Erwähnt wurde dieser Teil erstmals 1112. Der Name Pötzleinsdorf stammt von einem Ritter, welcher einen Bären mit bloßen Händen bezwungen hat und ihn auf seiner Burg wir einen Hund abgerichtet hat. Der Ritter wurde „Petzler“ und das zugehörige Dorf „Petzlersdorf“ genannt.  Das war vielleicht die Vorlage für Baloo aus dem Dschungelbuch.

Pötzleinsdorfer Schloßpark

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Pötzleinsdorfer Schloßpark Foto © Gabriele Czeiner

Der Park wurde im 18. Jahrhundert durch Philippina von Herberstein angelegt und ab 1797 durch Johann Heinrich Geymüller neu konzipiert. Pötzleinsdorf war ein beliebter Treffpunkt der Wiener Oberschicht zur  Sommerfrische. Nach dem Konkurs des Bankhauses Geymüller wurde der gesamt Besitz verkauft. Die Eigentümer wechselten öfters bis zu Max Schmidt. Der Möbelfabrikant erwarb nach dem ersten Weltkrieg den Park und konnte ihn so vor der Parzellierung schützen. Ein Glück für uns. Er vererbte den Park der Gemeinde Wien mit der Auflage ihn für die Bevölkerung zu öffnen. Das geschah 1935.

Der Parkeingang ist noch so erhalten wie auf einem Stich von Franz Barth um 1830 zu sehen.

Singendes Quartett

Die vier Figuren des Wiener Ringtheaters, das „Singende Quartett“ (Sopran, Alt, Tenor, Bass), haben den Brand des Ringtheaters vom 8. Dezember 1881 überdauert, wurden von Max Schmidt erworben und in den Park übersiedelt.

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Drei vom Quartett Foto © Gabriele Czeiner

Rechts sehen wir jetzt das Schloß Pötzleinsdorf. Heute ist darin eine Rudolf-Steiner-Schule untergebracht. Das Gebäude wurde renoviert, aber nicht sehr schön. 

In unmittelbarer Nähe des griechische Tempels ist der Gendenkstein für Johann Baptist Alxinger, Dichter und Freimaurer. Nach ihm ist eine Gasse im 10. Bezirk benannt. Das Schweizerhaus ist leider nicht erhalten geblieben, es bot einen herrlichen Blick auf die Stadt.

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Alxinger Gedenkstein Foto © Gabriele Czeiner

Mosenthalweg

Neben dem Schloß gibt es einen Ausgang zum Mosenthalweg. Salomon Hermann Mosenthal war ein deutscher Dramatiker und Librettist. Geboren in Kassel, lebte er in späteren Jahren in Wien. Zur Sommerfrische war er immer in Pötzleinsdorf. Einige seiner Stücke wurden im Burgtheater und Theater an der Wien aufgeführt. Nach seinem Tod wurde diese Gasse nach ihm benannt. Mosenthal hat hier eine Landhaus besessen, im Giebel war ein Zitat aus seinem Stück „Der Sonnwendhof“ zu lesen:  Je nun, so dann! 

Familie Winterstein

Weit draußen, Pötzleinsdorfer Straße 123, hatte die Familie Winterstein ihr Haus. Robert Winterstein war unter anderem Staatsanwalt und Minister unter Schuschnigg. 1938 wurde er von der Gestapo verhaftet und nach Buchenwald überstellt wo er auch starb.

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Pötzleinsdorfer Straße 123, Familie Winterstein Foto © Gabriele Czeiner

Es stehen hier einige wunderschöne alte Villen, sehr schön und liebevoll renoviert. Aber es wurden dazwischen auch einige „Gebäude“ gebaut, da schaut man zwei mal hin und wundert sich, wer so was baut bzw. so etwas bewilligt. Ein Betonklotz der nur stört.

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Ohne Worte Foto © Gabriele Czeiner

Geymüllerschlössl

Vorbei an der Pötzleinsdorfer Kirche, sie ist dem Heiligen Ägydius gewidmet. Auf der anderen Straßenseite ist das Geymüllerschlössel. Schlössel ist Wienerisch und bedeutet kleines Schloss. Benannt nach dem Erbauer Johann Jakob Geymüller, der Besitzer war der Bruder Johann Heinrich Geymüller. 1888 ging das Schlössel in den Besitz des Industriellen Isidor Mautner, dieser verpfändete es 1929 an die Österreichische Nationalbank. Der Direktor der Staatsdsruckerei Franz Sobek half beim Kauf des Schlössels nach dem Krieg und bekam dafür ein lebenslanges Wohnrecht. Sobek brachte im Schlössel seine Uhrensammlung unter, die man heute noch ansehen kann. Heute gehört das Schlössel zum MAK. Schwerpunkt Wohnkultur der Empire- und Biedermeierzeit sowie die bereits erwähnte umfangreiche Uhrensammlung. Geöffnet ist nur am Wochenende, bitte unbedingt auf der Homepage die Öffnungszeiten ansehen.

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Geymüllerschlössl Foto © Gabriele Czeiner

Links in die Khevenhüllerstraße. Benannt nach dem General und Diplomaten Johann Graf Khevenhüller.

Wir machen eine kurze Pause in der Dr.-Heinrich-Maier-Straße. Diese Straße ist benannt nach dem Kaplan der Pfarre Gersthof Heinrich Maier. Er war Angehöriger einer Widerstandsgruppe, welche Flugblätter gegen Krieg und Faschismus verteilte. 1944 wurde er in der Sakristei verhaften und ins KZ Mauthausen gebraucht. Er starb am 22. März 1945 kurz vor Kriegsende.

Skifahren in Pötzleinsdorf

Ja liebe Tiroler das hört ihr nicht gerne – der Skisport hat seinen Ursprung in Wien! Der 1. Wiener Ski-Club entstand 1891 in Neuwaldegg, der Österreichische Ski-Club 1892 in Pötzleinsdorf.  In der Nähe der Dr.-Heinrich-Maier-Straße war die Julienstraße. Die Wiener Rennstrecke!  Einen Skilift gab es damals nicht. Man fuhr also mit Kutsche oder Tram nach Pötzleinsdorf und die letzten Kilometer ging man dann zu Fuß. Und damals gab es noch Schnee in Wien, so richtig viel Schnee! Im Jänner 1896 gab es einen Wettkampf zwischen Norwegen und Wien, Norwegen hat gewonnen. Die „Allgemeine Sportzeitung“ schrieb, dass die Wiener „fesche Sportdressen trugen, während die Norweger einfache und praktische Bekleidung bevorzugten“.

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Khevenhüllerstraße „Schifoan“ Foto © Gabriele Czeiner

Friedhof Pötzleinsdorf

Diesen Friedhof gibt es seit 1785. Er gehört zu den kleinsten Friedhöfen Wiens. Es finden sich hier interessante Namen wie Hedwig Bleibtreu, die bekannte Schauspielerin, Friedrich Krenn, Kammersänger, oder auch Moritz Schlick. Interessant das Familiengrab der Familie Lohner, wer kann sich noch an den Lohner-Roller erinnern?

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Familiengrab der Familie Lohner Foto © Gabriele Czeiner

Wir gehen jetzt durch eine Wohnhausanlage. Diese wurde in den 1950er Jahren gebaut. Na ja, nicht sehr schön, und landen wieder in der Pötzleinsdorfer Straße. Oh was für ein Zufall, vis a vis ist ein Heuriger. Das ist übrigens der letzte Heurige in Pötzleinsdorf. In den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich unser Stadtbild sehr geändert. Es gibt weniger Heuriger, weniger Kaffeehäuser, weniger Würstelstände dafür mehr Kebab-Buden. Sehr, sehr gewöhnungsbedürftig.

Der Heurige ist ein Heurigen-Restaurant, aber es gibt noch die Holzbänke. Ein wenig Heurigen-Atmosphäre ist noch vorhanden. Hier werden wir jetzt eine Pause einlegen, etwas essen und natürlich ein oder zwei Glaserln Wein trinken.

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Prost Foto ©Gabriele Czeiner

Danke Barbare für die Führung, wieder viel Neues gehört.

Wenn Sie bei einer Stadtführung mit Barbara Wolflingseder mitgehen möchten schauen Sie auf die Homepage, dort sind alle Stadtwanderungen mit Terminen aufgelistet. Ab 8 Personen können Sie auch Führungen bei Barbara bestellen.

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Pötzleinsdorf mit Barbara Wolflingseder Foto © Gabriele Czeiner

Text + Beitragsfoto: Gabriele Czeiner

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Heute  machen wir einen wunderschönen Wiener Spaziergang, Nr. 37! Wir sind in Pötzleinsdorf mit Barbara Wolflingseder.
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