Schutzpatron der Taxler
Die Taxler haben auch einen Schutzpatron: den Heiligen Fiacrius.
Dass der Heilige Florian als Schutzpatron der Rauchfangkehrer vor gefährlichen Feuersbrünsten schützt und der Heilige Franziskus der Schutzpatron der Tiere und des Umweltschutzes ist, das weiß man in Österreich. Dass aber auch die Taxler einen Schutzpatron haben, ist weitgehend unbekannt. Seit vielen Jahren feiern die Wiener Lohnkutscher, Gärtner und Floristen im Wien ihren Schutzpatron, den Heiligen Fiacrius, mit einer feierlichen Messe im Stephansdom. So auch heuer, am 30. August. Der Heiligen Messe ging, wie immer, der feierliche Einzug in den von Wiener Gärtnern mit Blumen geschmückten Stephansdom voraus. Das Lohnkutscher-Gewerbe und das daraus entstandene Taxigewerbe gibt es in Wien schon seit 330 Jahren. Umso erfreulicher, dass die Feier des Schutzpatrons traditionell immer noch weitergeführt wird.
Wer war der Hl. Fiacrius?
Der Namensgeber der traditionellen Wiener Fiaker war ein irischer Einsiedler, dem man auch königliche Abstammung angedichtet hat. Er hatte im Kloster die Pflanzenheilkunde erlernt und deswegen so viele Anhänger, dass ihm das „grüne Martyrium“ der Einsamkeit versagt war. Er verließ Irland und gelangte über die Normandie nach Meaux, wo er ein Kloster gründen wollte. Der dortige Bischof Faro gestand ihm für seine Niederlassung so viel Land zu, wie er innerhalb eines Tages pflügen könne. Fiacrius aber ließ nur leicht seinen Spaten über die Erde gleiten, und die Erde durchfurchte sich von selbst und brachte einen Klostergarten hervor. Eine Frau, die das beobachtet hatte, zeigte ihn dem Bischof an und bezichtigte ihn der Zauberei. Fiacrius war von deren Schimpftiraden nach einer Weile so ermüdet, dass er sich auf einen Stein setzte, der sich alsbald zu einem bequemen Sessel formte, von dem später man Heilung von Hämorrhoiden erlangen konnte. Doch der Einsiedler ließ nie wieder Frauen an sich heran, und seine Kapelle durfte noch im 17. Jahrhundert von Frauen nicht betreten werden.
Wunderheiler
Fiacrius führte ein asketisches Leben und war weithin als wundertätiger Heiler berühmt. Eine Legende will wissen, dass ihm die Bewohner von Hibernien (Irland und Schottland) die Krone seines Vaters angeboten hätten, Fiacrius diese aber aus Liebe zur Einsamkeit ausgeschlagen habe. Als seine Landsleute ihn weiter drängten, wurde Fiacrius von Aussatz befallen und war somit kein möglicher Thronfolger mehr.
Lohnkutscher
Das Grab von Fiacrius im heutigen Saint-Fiacre-en-Brie blieb ein beliebter Wallfahrtsort, obwohl seine Reliquien 1568 in die Kathedrale von Meaux übertragen wurden. 1641 wallfahrte auch Königin Anna von Österreich zu Fuß nach Saint-Fiacre, um für die Genesung Ludwigs XIII. zu danken – am Eingang der Kapelle, versteht sich. Auch Kardinal Richelieu kam und bat um Erlösung von den „Feigen des heiligen Fiacrius“, wie man Hämorrhoiden nannte. Von den Lohnkutschen am Hôtel de Fiacre in der Pariser Rue Saint-Martin leitet sich das Wort Fiaker ab. Seit 1693, also seit 330 Jahren, zieren die Fiaker auch in Wien das Stadtbild. Ihre Hochblüte erlebten die Fiaker um 1700, als über 1000 Gespanne lizenziert waren und die Vorreiter der heutigen Taxis bildeten. Derzeit teilen sich in Wien 19 Fiakerbetriebe rund 130 Gespanne – von denen tagtäglich 58 im Einsatz sind. In Wien gibt es derzeit rund 4.500 Taxis. Übrigens: Der Heilige Fiacrius hilft auch Gärtnern und Blumenhändlern und stellt sich als Helfer bei Hautkrankheiten, Hämorrhoiden, Fisteln und Krebs zur Verfügung.
Text + Beitragsfoto: Gerhard Krause