Toledo – Die Basis von Geschichte und Kunst

Wer Spanien bereist, darf den Besuch der Stadt Toledo nicht versäumen

Die Stadt Toledo zählt zu den wichtigsten Reisezielen in Spanien. 65 Kilometer südlich von Madrid gelegen, ist sie die ehemalige Hauptstadt Spaniens. Ein einzigartiges Museum der Religions- und Kulturgeschichte. Sie ist von zahlreichen Künstlern und Gelehrten geprägt und man kann sie auch als Wiege von mehreren Kulturen bezeichnen.

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Das Bildnis der Mantelraub von El Greco in der Sakristei
Foto © Gerhard Krause

Historische Bauwerke

Toledo ist auch die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und der autonomen Region Kastilien-La Mancha. Sie ist für ihre römischen, arabischen, jüdischen und christlichen Bauwerke in der von einer hohen Mauer umgebenen Altstadt weit über die Grenzen von Spanien bekannt. Schon beim ersten Blick auf die historische Ansiedlung ist man fasziniert. Dem Besucher wird nämlich eine malerische und einzigartige Ansicht geboten. Überaus trotzig besetzen die Befestigungsanlagen der Altstadt den 100 Meter hohen Hügel, den der Fluss Tajo in Jahrtausenden aus dem Felsen der Hochebene der Südmeseta herausgeschnitten hat. Eindrucksvolle Bauwerke die seit Jahrhunderten hier entstanden sind, werden von engen Mäandern sanft umschlossen.

Altstadt

Die Altstadt wird durch die „Puente de Alcántara“, eine stark befestigte mittelalterliche Flussquerung, extrem geschützt. Die Plaza de Zocodover in der Altstadt ist ein beliebter Treffpunkt. Von dort gelangt man in das Museum Santa Cruz. Die Anlage besteht aus dem ehemaligen Heilig-Kreuz-Krankenhaus und dem Kloster Santa Fe, das zu einer Kulturstätte umgebaut wurde. In der prächtigen Kathedrale Santa Maria, erbaut nach den Siegen über die maurischen Besatzer, wartet in die Königskapelle unglaubliche Schätze. Wie etwa die berühmte fünf Meter hohe Goldmonstranz, die herrlichen Gemälde von El Greco und Tintoretto in der Sakristei und das eindrucksvolle Chorgestühl auf die stets überwältigten und begeisterten Besucher. An dieser Stelle kommt uns die kuriose Tradition zu Ohren, der immer am 15. August anlässlich des Festes der Virgen del Sagrario gehuldigt wird. An diesem Tag ist es nämlich Brauch, in der Kathedrale aus den Tonkrügen, Kannen und Gläsern zu trinken, die mit Wasser aus dem Brunnen im Kreuzgang hier aufgestellt werden, welches angeblich Wunder vollbringt.

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Die fünf Meter hohe Goldene Monstranz in der Kathedrale Foto © Gerhard Krause

UNESCO-Weltkulturerbe

Toledo ist auch Sitz des Erzbistums Toledo und zählte zuletzt 85.085 Einwohner. Zusammen mit Segovia und Ávila gehört Toledo zu den drei historischen Metropolen in der Umgebung der spanischen Hauptstadt Madrid. Die Altstadt aus dem 13. bis 15. Jahrhundert und dem Alcázar (arabisch Burg) aus dem 16. Jahrhundert sowie zahlreichen weiteren Kirchen, einem Kloster und Museen wurde im Dezember 1986 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Das ehemalige Hospital de Santa Cruz aus dem 15./16. Jahrhundert nahe dem Alcázar wurde in ein Museum umgewandelt. Die „Puente de Alcántara“ über den Tajo diente seit der Römerzeit als Hauptzugang zur Stadt und wurde im Spätmittelalter durch die „Puente de San Martín“ ergänzt, deren fünf Spitzbögen Spannweiten bis zu 40 Metern erreichen.

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Ein Gesamtkunstwerk: Die Kathedrale von Toledo Foto © Gerhard Krause

Synagogen

Sehenswert sind auch zwei der wenigen erhaltenen mittelalterlichen Synagogen.  El Tránsito und Santa María la Blanca, deren Aufgaben nach der Vertreibung der Juden 1492 – durch die Könige Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragonien mit dem Alhambra-Edikt – beendet war und später als Kirchen benutzt wurden. Isabella erhielt vom Papst dafür den Beinamen „Die Katholische“. Die Juden wurden entweder zur Konversion zum Christentum oder zur Emigration aus Spanien gezwungen. Sehenswert auch das imposante Stadttor „Puerta Nueva de Bisagra“. Es wurde um 1550 errichtete und mit einem großen kaiserlichen Wappen (Doppeladler der Habsburger) auf der Außenseite. 

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Das eindrucksvolle Porta Bisagra mit den Doppeladler Foto © Gerhard Krause

El Cid – hat selbst den Hass besiegt

Die Mauren eroberten die Hauptstadt des Westgotenreiches im Jahr 712 und herrschten hier bis zur Eroberung durch Alfons VI. am 25. Mai 1085 nach vierjähriger Belagerung. Bei der Einnahme Toledos bediente sich Alfons VI. der Hilfe von El Cid, der eigentlich Rodrigo Díaz de Vivar hieß und ein kastilischer Ritter und Söldnerführer aus der Zeit der Rückeroberung (Reconquista) der iberischen Halbinsel durch christliche Nachkommen war. Er avancierte in der Neuzeit zum spanischen Nationalhelden. Sein Beiname El Cid ist aus dem arabischen und bedeutet übersetzt‚ „mein Herr“. Die Stadt widerstand daraufhin sechs Angriffen der Mauren.

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Statue vom Nationalhelden El Cid Foto © Gerhard Krause

Die Einnahme Toledos hatte erhebliche Auswirkungen auf die Moral sowohl der Christen als auch der Araber und führte zum Eingreifen der Almoraviden (eine muslimisch, marokkanische Berber-Dynastie). Rodrigo Díaz fiel aber nach regionalem Konflikt nach der Schlacht von Cabra im Jahre 1079 beim König in Ungnade und wurde aus seiner Heimat Kastilien verbannt. Er hatte seinen auf der anderen Seite kämpfenden Konkurrenten García Ordóñez in demütigender Weise gefangen genommen, indem er ihm den Bart abschneiden ließ. Um 1080 verwüsteten aber plötzlich maurische Truppen das Grenzland zum christlichen Spanien, töten Geistliche und zerstören Kirchen. Der spanische Edelmann Rodrigo Díaz sieht die Zerstörungen und kann in einem kurzen Gefecht die Mauren unschädlich machen. Unter den Gefangenen befanden sich fünf hochrangige Muslime, unter ihnen Al-Mutamin, der Emir von Saragossa (Stammesfürst und Oberbefehlshaber), die er entgegen der Order des Königs begnadigte. Er scheute zwar nicht den Kampf gegen die Araber, wollte aber verhindern, dass weitere Christen im Grenzgebiet gefährdet würden. Die Freigelassenen waren über diese noble Geste verwundert und auch die Emire waren beeindruckt und erkannten in ihrem Besieger einen edlen und klugen Menschen. Sie leisteten ihm daraufhin den Eid, niemals wieder christliche Siedlungen anzugreifen, und geloben ewige Freundschaft. Als Zeichen ihrer Wertschätzung gaben sie ihm den Namen „El Cid“ („der Herr“), als Anerkennung dafür, dass er seinen Hass überwinden konnte und sie für ihr Ehrenwort ziehen ließ.

Text + Beitragsfoto: Gerhard Krause

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