Alt werden wir später

Österreich Senioren fühlen sich im Schnitt 10 Jahre jünger und stehen mitten im Leben. 

Über das Altern ranken sich viele Klischees: So etwa, dass es ab 60 bergab geht, dass ältere Menschen geizig, gebrechlich oder meist schlecht gelaunt sind und stets von der „guten alten Zeit“ reden. Dass dies in den meisten Fällen gar nicht stimmt, das zeigt nun der „Golden Ager Report“ von Marketagent.com. Mehr als 1.500 Personen im Alter von 50 bis 79 Jahren wurden befragt. Das Ergebnis: „Mit 66 ist noch lange nicht Schluss!“ 

60 ist das neue 50 

Während sich Frauen früher mit 50 einen praktischen Kurzhaarschnitt zulegten und ältere Herren das Haus nicht mehr ohne Hut verließen, gibt sich heutzutage die 49Plus-Generation modebewusst, fit, wissbegierig und oft arbeitet man auch nach der Pensionierung weiter. 76 Prozent der vom Report befragten 50-79Jährigen gaben an, sich mitten im Leben zu fühlen. Im Schnitt glaubten die Befragten um ganze 10 Jahre jünger zu sein, als ihnen ihr Pass einzureden versucht. Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.com, fasst die Ergebnisse zusammen: „Alt fühle man sich frühestens ab 70, für die heute 60+Jährigen beginnt das Alter gar erst ab 75 Jahren!“

Foto marketagent.com

Lebenserwartung steigt 

Ganz in diesem Sinne stehen die Zeichen in Sachen Lebenserwartung auch auf Optimismus: Während die Lebenserwartung für Männer in Österreich aktuell bei 79 Jahren liegt, können Frauen sogar noch auf fast 5 Jahre mehr hoffen. Ihr Wunschalter beziffern beide Geschlechter in der Umfrage im Mittel jedoch sogar mit 90 Jahren. Da können sich die Pensionsversicherungen noch auf einiges gefasst machen. 

Mit 66 Jahren … 

Für Udo Jürgens war schon in den 70er Jahren klar dass mit 66 Jahren, das Leben erst anfängt! Heute gilt dies mehr denn je. So geben etwa die  „Silver Ager“ im besten Pensionsalter von 60-69 Jahren an, ihr Leben in vollen Zügen genießen zu können. Sie fühlen sich fit, sind unternehmungslustig und klagen weniger über Beschwerden ihre jüngeren Kollegen. Während die 50-59Jährigen meist noch im Berufsleben stehen und verstärkt über Stress und Erschöpfung klagen, haben die 60-69Jährigen die Rush Hour des Lebens hinter sich, sind aber von einem Pensionsschock meilenweit entfernt. Vielfach wird neben der Pension sogar noch weiter gearbeitet.

Foto: marketagent.com

Es geht uns gut!

Jeder Dritte Best Ager schätzt seine Finanzen als überdurchschnittlich gut ein. Und diese finanzielle Freiheit genießt man in vollen Zügen. 49 Prozent gönnen sich jetzt mehr als früher und leisten sich Dinge, für die man früher kein Geld hatte. Besonders verstärkt hat sich Reiselust der 60+Generation. Und ganz nebenbei greift man auch noch gerne den Angehörigen unter die Arme (62%). Ganz abgesehen vom Großmutter- und Großvater-Diensten. Der Wermutstropfen: Frauen sind im Alter eher von Armut bedroht. Im Schnitt wären davon nur 22 Prozent der Männer betroffen, aber 31 Prozent der Frauen. Jede zweite weibliche Befragte muss daher auch darauf achten, dass sie mit ihrem Geld über die Runden kommt (54%) und befürchtet, dass sie im Alter den Gürtel enger schnallen muss (50%). 

Keineswegs weltfremd 

„Wir können über viele Studien hinweg immer wieder beobachten, dass die Wertvorstellungen quer durch die Altersgruppen alles in allem sehr ähnlich ausgeprägt sind“, erklärt Thomas Schwabl. Beispielsweise hat die Familie/Partnerschaft sowohl für die Jungen als auch für die Älteren den größten Stellenwert im Leben. Die Geschlechterproblematik nehmen ebenfalls alle Generationen stark wahr. Kein Wunder, schließlich sind es die Großmütter von heute, die in ihrer Jugend verstärkt um ihre Rechte und eine Gleichstellung der Geschlechter gekämpft haben. Bei den älteren Herren hingegen ist der Gender Equality Gedanke noch nicht vollständig angekommen. Unterschiede zwischen Jung und Alt gibt es freilich auch: Während die Generation 50+ noch stärker an der eigenen Kultur und den Traditionen festhält, sind die Jungen in ihrem Weltbild insgesamt offener. Und in Sachen Mediennutzung prallen im Generationenvergleich zwei Welten aufeinander: „Digital“ und „on demand“ versus „analog“ und „klassisch“. Jedem zweiten Best Ager würde es schwer fallen, auch nur eine Woche auf die gedruckte Tagezeitung zu verzichten, während die Printzeitung in der Welt der Jungen quasi keine Rolle mehr spielt. Was für die 50-79Jährigen das Buch ist, ist für die Jugend Youtube. Und wenn die Best Ager öffentlich-rechtlich fernsehen, dann „streamen“ die Jungen „on demand“. In einem sind sich die Generationen aber einig: Auf das ein Handy können und wollen sie alle nicht mehr verzichten. 

Text: Gerhard Krause