Barrierefreiheit mit Stil

Barrierefreiheit mit Stil – die Herausforderungen von Reisen und Mobilität für Menschen mit Einschränkungen

Reisen bedeutet für viele Freiheit, doch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen ist es oft eine Herausforderung. Barrierefreies Reisen erfordert Planung: Ein- und Ausstiegshilfen bei Zug oder Flug, Transfers oder ein passendes Hotel müssen im Voraus organisiert werden. Spontanität ist selten möglich – es sei denn, man riskiert, vor Treppen oder einem defekten Fahrstuhl zu landen. Besonders ärgerlich sind Zugfahrten, bei denen Fahrstühle ausfallen und niemand sich zuständig fühlt.

Um solchen Stress zu vermeiden, entscheidet sich Beatrice Kofman oft für Alternativen wie Direktflüge, Autoreisen oder Kreuzfahrten. Diese sind zwar unkomplizierter, aber auch deutlich teurer. Low-Budget-Reisen kommen oft nicht infrage, da diese Unterkünfte in der Regel keine Aufzüge, Gemeinschaftsbäder oder gute Anbindungen bieten. Für Menschen mit Einschränkungen ist die Auswahl von vornherein begrenzt – und meist teurer. Barrierefreiheit sollte Reisen erleichtern, doch die Realität zeigt, dass hier noch viel Nachholbedarf besteht.

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#barrierefreiheit Foito © Beatrice Kofman

Versteckte Kosten

Man stelle sich vor: Für eine Geschäftsreise wird ein Apartment-Hotel gebucht. Das Budget ist knapp, aber machbar. Dann der Schock: Ein barrierefreies Zimmer gibt es – allerdings nur für 700 Euro Aufpreis. Der zusätzliche Platz, der für Rollstuhlfahrer notwendig ist, wird als Luxus berechnet. Statt der vereinbarten 3450 Euro zahlt Beatrice am Ende 4150 Euro – ein Betrag, der für viele untragbar ist.

Dieses Problem ist kein Einzelfall. Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind, müssen oft für grundlegende Bedürfnisse draufzahlen, die für andere selbstverständlich sind. Diese versteckten Kosten werfen ein Licht auf ein grundlegendes Problem: Es mangelt vielerorts an Bewusstsein für die Herausforderungen, die Menschen mit Einschränkungen täglich erleben. Der Traum von Reisen und Unabhängigkeit endet für viele in einem finanziellen Albtraum.

Stilvolle Barrierefreiheit ist möglich

Es gibt jedoch Hotels, die zeigen, dass Barrierefreiheit und Komfort Hand in Hand gehen können. Moderne, komfortable Zimmer, die sowohl funktional als auch ästhetisch gestaltet sind, bieten eine angenehme Lösung für alle Gäste.

Elegante Beispiele sind Griffe, die sich in Wandpaneele integrieren und bei Bedarf ausklappen lassen, oder breite Vorsprünge in der Dusche, die als Sitz und Ablage dienen können. Dezent integrierte Notfallknöpfe, breitere Türen und zusätzliche Bewegungsfreiheit machen den Aufenthalt nicht nur für Rollstuhlfahrer, sondern für alle Gäste komfortabler.

Doch solche Zimmer sind schwer zu finden und fallen meist in eine höhere Preiskategorie. Oft werden barrierefreie Optionen nur als Junior Suiten oder Premiumkategorien angeboten – mit unnötigen Zusätzen wie einem Wohnzimmer, das für kurze Aufenthalte nicht benötigt wird. Gleichzeitig profitieren alle Gäste von barrierefreien Elementen wie Rampen, die auch für Kinderwagen praktisch sind, oder Treppengeländern, die älteren Menschen Sicherheit bieten.

Hotels könnten zudem mehr Kategorien schaffen, sodass auch Menschen mit Einschränkungen zwischen Standard- und Premiumzimmern wählen können. Niemand sollte gezwungen sein, für unnötige Extras zu zahlen, wenn grundlegende Barrierefreiheit bereits ausreichen würde.

Tipps für barrierefreies Reisen

Beatrice hat aus ihren Reisen einige Tipps zusammengestellt, die anderen helfen können, barrierefrei und komfortabel unterwegs zu sein:

  • Frühzeitig buchen: Barrierefreie Zimmer sind oft nur auf Anfrage verfügbar. Ein Anruf im Voraus kann Zusatzkosten vermeiden.
  • Alle Bereiche prüfen: Nicht nur das Zimmer, sondern auch andere Bereiche des Hotels sollten barrierefrei sein. Fragen Sie gezielt nach Zugang zu Restaurant, Pool, Fitnessstudio oder Wellnessbereich. Gibt es einen Pool-Lifter oder eine Lounge mit einfachem Zugang? Oft sind diese Bereiche nur über Treppen erreichbar.
  • Fotos und Bewertungen checken: Bilder und Erfahrungsberichte – etwa auf Instagram oder Google Street View – geben oft realistische Einblicke in die tatsächliche Barrierefreiheit.
  • Umgebung beachten: Auch die Umgebung des Hotels spielt eine wichtige Rolle. Manche Städte gelten als wenig barrierefrei, doch persönliche Erfahrungen können überraschen. So wurde Beatrice von London abgeraten, weil es angeblich „nur aus Stufen und Pflastersteinen“ besteht. Doch sie erlebte die Stadt als eine der rollstuhlfreundlichsten, die sie je besucht hat.

Ein Appell an die Hotellerie

Die Hotellerie sollte Barrierefreiheit nicht als Luxus oder Extraleistung betrachten, sondern als Standard. Barrierefreiheit sollte so selbstverständlich sein wie WLAN oder eine Klimaanlage.

Außerdem sollte es genauso viele Kategorien bei barrierefreien Zimmern geben wie bei Standardzimmern – von Basic bis Suite. Niemand sollte gezwungen sein, ein zusätzliches Wohnzimmer zu bezahlen, nur weil das barrierefreie Zimmer in der Premiumkategorie liegt. Breitere Türen, mehr Platz im Badezimmer oder ein Sitz in der Dusche sind keine Sonderanforderungen, sondern Elemente, die den Aufenthalt für jeden angenehmer machen.

Diese Maßnahmen kommen allen zugute, nicht nur Menschen mit Einschränkungen. Eine umfassende barrierefreie Gestaltung kann dazu beitragen, die Inklusion in der Hotellerie voranzutreiben und alle Gäste willkommen zu heißen.

Fazit

Beatrices Erfahrungen zeigen, dass der Weg zu umfassender Barrierefreiheit noch weit ist. Trotz positiver Ansätze bleiben versteckte Kosten und unzureichende Lösungen ein Problem. Doch es gibt auch Hotels, die Barrierefreiheit und Komfort erfolgreich vereinen – ohne Aufpreis und mit durchdachten Konzepten.

Reisen sollte für alle Menschen möglich und angenehm sein. Barrierefreiheit ist dabei keine Sonderanforderung, sondern eine Bereicherung für alle. Mit innovativen Ideen und dem richtigen Bewusstsein kann die Hotellerie den Weg für eine inklusive Zukunft ebnen – für ein Reisen, das wirklich allen offensteht.

Über die Autorin

Beatrice Kofman ist Managerin, Autorin und Rheumatikerin – und eine wahre Kämpferin. Mit 41 Operationen hinter sich zeigt sie, dass man das Leben trotz Hindernisse meistern kann. Ihr Motto? „Alles ist Einstellungssache.“ In ihrem Buch „BeaBu – Plan B fürs Leben“ und auf Instagram teilt sie inspirierende Tipps und Lebensweisheiten für alle, die trotz Schwierigkeiten voll durchstarten wollen.

Text: Beatrice Kofman

Beitragsbild: Gabriele Czeiner

#barrierefreiheit 

Es gibt eine kleine Ergänzung von 49plus: Wir alle fahren mit der Bahn, fliegen, machen Urlaub, als ob es das Normalste der Welt wäre. Wenn man diesen Artikel von Frau Kofman liest, werden hoffentlich viele Leute nachdenken. Wir könnten Hotels darauf hinweisen, dass es keinen barrierefreien Zugang gibt. Wir können auf Social-Media-Kanälen schreiben, dass es in unserem Urlaubshotel barrierefreie Zimmer gibt. Es gibt auf Flughäfen Personal, das Menschen mit Beeinträchtigungen zur Seite steht – schreiben Sie das auf Facebook & Co. #barrierefreiheit

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