Erstes Alzheimer-Medikament ?
Der an der Universität Zürich entdeckte Wirkstoff Aducanumab gegen Alzheimer ist in den USA bereits im Jahr 2021 zur Behandlung der Krankheit zugelassen worden. Der menschliche Antikörper schien die erste Behandlungsmethode zur Verlangsamung der bisher unheilbaren Alzheimer-Krankheit zu sein. Allerdings hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) die Genehmigung noch verweigert. Der Nutzen des entwickelten Medikamentes „Aduhelm“ würde die Risiken nicht überwiegen, teilte die Agentur mit, weshalb es vorerst noch nicht zuzulassen sei.
Alzheimer
Alzheimer ist die häufigste Ursache für Demenz bei älteren Menschen. Gekennzeichnet ist das Krankenbild durch jahrzehntelange Ablagerung von Eiweißstoffen im Gehirn, die sogenannten Amyloid-Plaques. Verklumptes Amyloid schädigt die Nervenzellen des Gehirns, was zu fortschreitenden Defiziten bei der Erinnerung, beim Lernen, bei der Orientierung in Raum und Zeit, bei der Sprache und der Lebensplanung führt.
Spin-off der Universität Zürich
Forschern der Universität Zürich und dem Spin-off „Neurimmune“ war es gelungen, schützende Antikörper gegen Amyloid bei gesunden älteren Menschen sowie Patientinnen und Patienten mit nur langsam fortschreitender Demenz zu identifizieren. Diese Antikörper erkennen die Amyloid-Ablagerungen im Hirngewebe von Patienten. Die Untersuchung der Antikörper durch das Forschungsteam führte schließlich zur Entdeckung von Aducanumab. Intravenös verabreicht, überwindet der Wirkstoff die Blut-Hirn-Schranke, bindet das Amyloid im Gehirn und beseitigt es mit Hilfe des Immunsystems. Klinischen Studien mit Aducanumab hatte gezeigt, dass Aducanumab das Amyloid im Gehirn dosis- und zeitabhängig reduziert.
Das in Zürich von den Professoren Roger Nitsch und Christoph Hock entdeckte Aducanumab wurde 2007 an die US-amerikanische Firma Biogen lizenziert. Diese hat den Wirkstoff gemeinsam mit der japanischen Firma Eisai weiterentwickelt. Nun hat die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung für die Verwendung von Aducanumab zur Behandlung von Alzheimer-Betroffenen erteilt. Der FDA-Zulassung war freilich ein fast einstimmiges Votum eines unabhängigen Beratungsausschusses vorausgegangen, der das Mittel ablehnte, weil der Nutzen nicht eindeutig erwiesen sei. Dieser Argumentation ist die EMA nun gefolgt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellten fest, dass Aduhelm zwar die Beta-Amyloid-Konzentration im Gehirn reduziert, aber der Zusammenhang zwischen dieser Wirkung und der klinischen Verbesserung nicht nachgewiesen werden konnte. Es wird also weiterer Studien bedürfen, bis auch in Europa eine Zulassung erfolgen kann.
Text: Gerhard Krause
Beitragsbild: Gabriele Czeiner