Kopisten
Wer 49plus kennt, weiß, wie gerne ich Museen besuche. Nachzulesen unter Ausstellungs-Tipps. Im Kunsthistorischen Museum konnte ich beim letzten Besuch zusehen, wie ein Kunstwerk entsteht.
Kopisten
Diese Maler, Kopisten, sind Künstler, welche die Originalgemälde in Museen nachmalen, oft als Teil ihres Trainings oder um ihre Fähigkeiten zu verbessern. Sie können auch im Auftrag von Museen oder Privatpersonen arbeiten, um Reproduktionen anzufertigen, die dann verkauft werden, oder um Kopien anzufertigen, die als Ersatz für beschädigte oder restaurierte Gemälde dienen können.
Kopisten müssen eine große Fähigkeit zur Beobachtung und zur Reproduktion von Details haben, um eine genaue Nachbildung des Originals zu schaffen. Oft ist diese Praxis auch eine Möglichkeit für aufstrebende Künstler, von den Meistern zu lernen, indem sie ihre Techniken und Stile studieren. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass das Nachahmen von Gemälden im Museum normalerweise strengen Regeln und Richtlinien unterliegt, um sicherzustellen, dass die Originalität und Integrität der Kunstwerke geschützt werden.
Mit einer dieser Künstlerinnen habe ich gesprochen, ich durfte auch Fotos machen. Madame Chantal Lheureux Davidse wurde 1958 in Frankreich geborgen. 1987 schloss sie an einer bekannten Kunsthochschule in Paris ihr Studium in Fachbereich Zeichnen ab. Danach hat sie einige Jahre als Textildesignerin in Paris im Atelier Éliakim gearbeitet. Sie hat verschiedene Zeichen- und Malerworkshops für Kinder und Erwachsene geleitet. Vor allem in Frankreich gab es verschiedenen Ausstellungen der Künstlerin mit Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen.
Trompe-l’œil-Wandgemälden
Trompe-l’œil = täusche das Auge. Das ist eine illusionistische Malerei, die mittels perspektivischer Darstellung Dreidimensionalität vortäuscht. Das hat diese Künstlerin gemacht. Auch Kopien von Gemälden für Privatpersonen wurden auf Bestellung angefertigt. Wie zum Beispiel „Der Astronom“ und „Die Spitzenklöpplerin“ von Jan Vermeer.
Bruegel
Im Kunsthistorischen Museum sind einige Werke von Bruegel zu bewundern. Gerade jetzt kopiert die Künstlerin das Gemälde „Die Kinderspiele“. Dabei durfte ich zusehen. Es war sehr faszinieren zu sehen, mit welcher Genauigkeit jeder Pinselstrich ausgeführt wird. Mit welcher Präzision ein Gemälde entsteht. Man kann nur erahnen, wie viele Vorarbeiten dafür notwendig sind, nicht abschätzen kann ich, wie viele Stunden an so einem Gemälde gearbeitet wird.
Madame Chantal Lheureux Davidse hat bereits 1995 „Das Hochzeitsmahl“ von Bruegel im Kunsthistorischen Museum kopiert. Der Auftraggeber für „Die Kinderspiele“ ist derselbe wie für „Das Hochzeitsmahl“. 30 Jahre später nochmals ein längerer Aufenthalt, April bis Juli, in Wien und im Kunsthistorischen Museum, um wieder einen Bruegel zu kopieren.
Ein Bild perfekt zu kopieren gelingt am besten, wenn man vor dem Original sitzt, alle Details sieht, jede Einzelheit akribisch finden und malt. Auch die Farben können genau angepasst werden, wenn man das Original vor sich hat. Bis dieses Gemälde fertig ist, benötigt die Künstlerin ca. 6 Monate.
Zu Madame Chantal Lheureux Davidse sei noch gesagt, dass sie Doktorin in Psychologie über Autismus und klinische Psychologin ist. Sie arbeitet seit über 27 Jahren mit autistischen oder behinderten Kindern im Alter von 6 bis 20 Jahren.
Wenn Sie Fragen an diese vielseitige Künstlerin haben, schreiben Sie ihr eine Mail. Wenn Sie im Kunsthistorischen Museum sind, nehmen Sie sich die Zeit und schauen Madame Chantal Lheureux Davidse „über die Schulter“ beim Malen zu.
Text: Gabriele Czeiner
Beitragsbild: Madame Chantal Lheureux Davidse im Kunsthistorischen Museum © Gabriele Czeiner