Madrid: Es grünt so grün…
Ein Blitzbesuch in der iberischen Metropole ist derzeit besonders günstig
Wer den nächsten Städte-Trip plant, der soll diesmal die spanische Hauptstadt Madrid in seine engere Wahl einbeziehen. Zwei Gründe: Sie ist besonders sehens- und dennoch sehr preiswert. Wenn von Spanien die Rede ist, denkt man meist an die Costa del Sole, vielleicht noch an Barcelona, die Hauptstadt der umstrittenen autonomen Region Katalonien, oder an die High-Society-Inseln Mallorca oder Ibiza. Dass Madrid aber nicht nur die königliche Residenzstadt, der spanische Regierungssitz und damit auch der Mittelpunkt der gesamten Verwaltung des Landes ist, wird meist verdrängt.
Ein Besuch der 3-Millionen-Stadt mit seiner habsburgisch dominierten imperialen Ausprägungen und den vielfältigen Formen von Kunst und Kultur mitten im Herzen Spaniens bietet jedoch ein unvergleichliches Erlebnis. Madrid zeichnet sich durch elegante Boulevards mit viel Grün sowie große, gepflegte Parkanlagen aus. Die Stadt ist für ihre Sammlungen europäischer Kunst wie etwa im „Museo del Prado“ mit Werken von Goya, Velázquez und anderen spanischen Meistern bestens bekannt. Aber auch für ihren Reichtum an Dichtern und Schriftstellern wie Lope de Vega, Cervantes oder Calderon. Den Kern Madrids bilden die Gebäude rund um die „Plaza Mayor“ mit ihren eindrucksvollen Säulengängen. In der Nähe befindet sich der barocke Königspalast „Palacio Real“ mit seiner historischen Waffensammlung. Allein die Vorfreude auf den Blick auf diese Kostbarkeiten ist schon eine echte Bereicherung.
Ankunft im Herzen Spaniens
Angekommen am Madrider Flughafen Barajas fährt man am besten mit der U-Bahn oder den Bus in Richtung Innenstadt. Die U-Bahn braucht etwa 15 Minuten, kostet 5 Euro und fährt zu den Stoßzeiten im 5-Minuten-Takt. In etwa in 20 Minuten ist man mit dem Bus in der O’Donnel 53 nahe dem Novotel Madrid Center mit Zimmerpreisen ab etwa 90 Euro angekommen. Erstes erfreuliches Erlebnis: Während in Wien Ampelpärchen Furore machen, signalisieren hier auf Fußgängerübergängen neben den Farben rot und grün auch ein freundliches Vogelgezwitscher, dass man die Kreuzung passieren kann. Wer nicht im Hotel wohnen will, dem stehen Unterkünfte in B&B sowie Privatzimmer zur Verfügung, die ab 35 Euro zu haben sind. In unmittelbarer Nähe des Standortes befinden sich zahlreiche Gastronomiebetriebe ein großes Kaufhaus, das „El Corte Inglés“ sowie einige der köstlichen „Jamón“ Schinken-Shops samt Restaurants. Hier kann man neben dem weltbekannten „Serrano“ auch den berühmten und köstlichen „Iberico“ um etwa 8 bis 22 Euro (100 g) in Plastik verschweißt als willkommenes Mitbringsel erstehen. Achtung: Die Preise für den handgeschnittenen „Pata Negra“ (36 Monate gereift) reichen bisweilen über 70 Euro pro Kilogramm. Das beste und teuerste Olivenöl aus Spanien wirkt dagegen fast wie ein Schnäppchen.
Grün wohin der Blick auch schweift
Nahezu alle größeren Straßenzüge sind von prächtigen Baumalleen durchzogen. Sie bieten im heißen Sommer genügend Schatten, um sich auch bei einem Einkaufsbummel in der Mittagssonne noch wohlzufühlen. Wem das aber noch nicht genügt, der kann einige der großzügigen Parkanlagen in der Umgebung genießen. Als Spaziergänger, Jogger oder einfach als Seelenbaumler. Der größte Park der Stadt ist der „Buen Retiro Park“ mit dem eindrucksvollen Monument Alfonso XII. Die gepflegte Anlage – auch die grüne Lunge Madrids genannt – erstreckt sich über etwa 1,4 km² und hat viele nette Ecken zu bieten. Hier findet man Ruhe in den prachtvoll angelegten Gärten mit den kühlenden Springbrunnen, in Cafés oder am Rande des großzügigen Teiches, bei dem man kleine Boote mieten und sich in der Sonne auf dem Wasser treiben lassen kann. Erreichbar sind die Parks übrigens umweltfreundlich mit den fast überall verfügbaren Leihrädern.
Sightseeing ist angesagt
Um auch die kulturhistorischen Schätze Madrids genießen zu können, soll man sich erst einmal mit einer Bustour (Hop-On-Hop-Off) mit der Stadt bekannt machen. Man kommt am Porta del Sol vorbei, dem vermeintlichen Mittelpunkt der Welt der Habsburger. Er ist freilich nur „Null-Kilometerstein“ der sechs größten Nationalstraßen Spaniens, die sich sternförmig von Madrid aus über das gesamte spanische Festland erstrecken. Unmittelbar daneben befindet sich die „Casa de Correos“, ein Uhrturm, der traditionell in der Silvesternacht jedes Jahres mit 12 Glockenschlägen das neue Jahr einläutet, wobei die Spanier zu jedem Glockenschlag eine Weinbeere (las 12 uvas) verzehren; dieses Ereignis wird seit dem 31. Dezember 1962 jedes Jahr landesweit sogar im Fernsehen übertragen. Vorbei geht es auch am „Theatro Real“ und an der „Almueda Cathedral“. Man passiert die „Plaza Mayor“ mit ihren eindrucksvollen Bauten, den „Palacio Real“ den königlichen Palast und das Madrider Stadtschloss, die offizielle Residenz des spanischen Königshauses sowie das „Prado Museum“. Je nach Gusto kann man dann im Prado die spanischen Alt-Meister, im „Reina Sofia Museum“ Pablo Picassos Guernica-Gemälde besichtigen oder dem Denkmal des Schriftstellers Miguel de Cervantes mit den Bronzefiguren von „Don Quijote“ und „Sancho Panza“ einen Besuch abstatten.
Königlicher Fußball
Fußballfans kommen bei einem Blitzbesuch in Madrid natürlich auch noch mit einem Besuch des Stadions „Santiago Bernabéu“ auf ihre Rechnung. Benannt ist das Oval nach einem Star-Kicker und späteren Manager des königlichen Vereins Real Madrid. Die Tour durch das Stadion kostet 19 Euro und bietet Sehenswertes, das mit sehr viel Aufwand geschmackvoll präsentiert wird. Man hat beim Besuch keinen Guide, sondern folgt ganz einfach den Hinweisschildern, welche die Route durch das Stadion und die Katakomben weisen. Eindrucksvoll ist nicht nur die Größe des Stadions mit 5 Tribünen-Stockwerken für 81.044 Zuschauer, sondern auch die Trophäenhalle, in der jede Menge Pokale für die vielen siegreiche Fußballschlachten ausgestellt sind. Die schönsten Tore sind auf Video-Walls zu bewundern und man darf sogar die Kabinen der großen Stars besuchen.
Vogelperspektive
Solltet man Madrid aus einer anderen Perspektive genießen wollen, dann empfiehlt es sich, eine Fahrt mit der „Telerefico“ zu unternehmen. Aus der Gondel der Seilbahn wird ein prächtiger Blick auf die Stadt und die umliegende Landschaft geboten. Höhenangst darf man dabei freilich keine haben. Eine Fahrt dauert etwa 12 Minuten und kostet 6 Euro. Besichtigungen machen müde und hungrig. Das Gegenmittel: Der Besuch eines der zahlreichen gastronomischen Juwele der Stadt. Uralte, holzvertäfelte Gaststätten mit dem klingenden Namen „Cerveceria“ und einer langen Bar und herzerfrischenden Preisen. Ein kleines Bier um 1,30 €, ein Krügerl um 2,70 €: Herz was willst du mehr. Dazu werden unterschiedlichste Gratis-Tapas serviert. Entweder sind dies kleine Sandwiches mit Schinkenstückchen, Sardellen mit Weißbrot oder aber winziger Teller mit Bohnengulasch. Das gibt Kraft für das nächste Museum. Aber auch die Qualität von Kaffee und Süßspeisen ist in diesen Lokalen ausgezeichnet. Was bei einem Besuch in Madrid natürlich ebenfalls nicht fehlen darf ist der Genuss von „Churros“. Das Fettgebäck, eine Art länglicher Krapfen mit sternförmigem Querschnitt, welches in den „Chocolaterias“ feilgeboten wird, schmeckt wegen der Zugabe von warmer Schokolade einmalig.
Text + Fotos: Gerhard Krause