Pensionsunterschiede
Es gibt Unterschiede zwischen Frauen und Männer, und damit meine ich nicht den „kleinen“ Unterschied, ich meine die „Pensionsunterschiede“. Das ist ein komisches Wort, aber Dr. Google hat es vorgeschlagen.
Warum gibt es diese Unterschiede?
Der Unterschied in der Höhe der Pension zwischen Männern und Frauen in Österreich (und in vielen anderen Ländern) hat mehrere komplexe Ursachen, die auf sozialen, wirtschaftlichen und strukturellen Faktoren beruhen. Hier sind einige Gründe, die zu diesem Unterschied beitragen:
Erwerbsbiografien: Frauen haben oft unregelmäßigere Erwerbsbiografien aufgrund von Teilzeitarbeit, Unterbrechungen für die Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen. Diese Unterbrechungen führen zu geringeren Beitragsjahren in den Pensionssystemen, was sich negativ auf die Höhe der späteren Pension auswirkt.
Lohnungleichheit: Frauen sind oft in Berufen und Branchen tätig, die schlechter bezahlt werden. Dies führt zu niedrigeren Einkommen während des Arbeitslebens und somit zu niedrigeren Beiträgen in den Pensionsversicherungssystemen.
Teilzeitarbeit: Frauen nehmen Anspruch auf Teilzeitarbeit, um Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren zu können. Dies reduziert jedoch ihre Einkünfte und infolgedessen die Beiträge zur Pensionsversicherung.
Frauen in Führungspositionen: Frauen sind in vielen Fällen in höheren Führungspositionen unterrepräsentiert, in denen in der Regel höhere Gehälter erzielt werden. Dies wirkt sich ebenfalls auf die Pensionshöhe aus.
Altersarmut: Frauen haben eine höhere Lebenserwartung als Männer, was bedeutet, dass sie länger von ihrer Pension leben müssen. Dies kann zu einem höheren Risiko der Altersarmut führen, insbesondere wenn die Lebenskosten, wie soeben durch Inflation, steigen.
Pensionsreformen: Historische Pensionsreformen haben Nachteile für Frauen mit sich gebracht, die sich erst im Laufe der Zeit bemerkbar machen. Anpassungen haben etwa im Pensionsberechnungsverfahren oder Veränderungen im Arbeitsmarkt Frauen stärker betroffen.
Um diesen Unterschied zu verringern, sind politische Maßnahmen und gesellschaftliche Veränderungen notwendig. Dazu gehören:
- Förderung von Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um die Karriereunterbrechungen von Frauen zu reduzieren.
- Maßnahmen zur Schließung der Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, um sicherzustellen, dass Frauen eine gerechte Entlohnung erhalten.
- Sensibilisierung für die Bedeutung der eigenen finanziellen Absicherung im Alter und Förderung einer stärkeren Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt.
Equal Pension Day
Der Equal Pension Day macht jährlich auf den Pensionshöhenunterschied zwischen Frauen und Männern aufmerksam. Es ist jener Tag, an dem Männer bereits seit Jahresbeginn so viel Pension erhalten haben, wie Frauen erst bis Jahresende erhalten haben werden. Heuer fiel der Equal Pension Day auf den 4. August 2023.
Gender Pay Gap
Der Gender Pay Gap ist der durchschnittliche Unterschied zwischen dem Entgelt von Männern und Frauen, die erwerbstätig sind. Die korrekte Übersetzung lautet Geschlechtsspezifisches Lohngefälle.
In Österreich lag der Gender Pay Gap laut Eurostat 2021 bei 18,8 Prozent, und damit deutlich über dem EU-Schnitt (EU-27) von 12,7 Prozent.
Pensionsberechnung
Ein Grund für dieses „Lohngefälle“ ist auch der Durchrechnungszeitraum. In den 1980er-Jahren stieg der Durchrechnungszeitraum von 5 auf 10 (!) Jahren. Damals wurden noch die besten Jahre genommen. Dann gab es Anreize wie die Gleitpension, Bonus für späteren Pensionsantritt. 1993 wurde der Durchrechnungszeitraum auf 15 Jahre erhöht. Und es kam auch die Witwerpension. Davor gab es nur Witwenpensionen. Ab 2000er-Jahre gab es mehrere Reformen für frühzeitige Pensionen und seit 2003 wird der Bemessungszeitrum schrittweise auf 40 Jahre angehoben und ein Jahr später wird eine lebenslange Durchrechnung und eine Verschlechterung für Arbeitslose beschlossen. Die Alterspension wird bei Frauen schrittweise auf 65 Jahre angehoben.
Dass all das in erster Linie Frauen trifft, brauchen wir hier nicht extra erwähnen.
Dagegen etwas zu machen ist natürlich schwierig. Es gibt die Möglichkeit eine private Versicherung abzuschließen. Nur wenn man keinen großen Verdienst hat, dann ist es auch schwierig eine monatliche Prämie zu bezahlen.
Bevor ihre Töchter oder Enkeltöchter in das Berufsleben einsteigen, wäre es ratsam eine Berufsberatung aufzusuchen. Es gibt Schnuppertage in diversen Firmen. Damit könnten Mädchen und junge Frauen von den traditionellen Berufen, wie Friseurin, Verkäuferin oder Bürokauffrau absehen und sich für einen Beruf entscheiden, welcher mehr ihren Fähigkeiten und Interessen entspricht und auch die Verdienstmöglichkeiten größer sind.
Es wird sich auch in naher Zukunft an diesem Pensionssystem nicht viel ändern, das werden wieder Frauen spüren.
Text: Gabriele Czeiner
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