Seniorenreisen II – Sizilien
SIZILIEN – Ausflug in die Vergangenheit
Das Angebot klang verlockend: Eine siebentägige Sizilien-Rundreise inklusive Anreise per Flugzeug und Halbpension in ausgewählten 4-Stern Hotels sowie einer von einheimischen Fremdenführern begleiteten Busreise quer durch das Land zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Insel um wohlfeile 1.020 Euro pro Person. Wer kann da noch widerstehen. Da das Angebot nicht von einem billigen Massen-Reisebüro kam, sondern von den „Freunden der Oper und Klassik“ fiel der Entschluss zur Buchung noch leichter, konnte man doch so auch auf die Bedürfnisse der Reisebegleiter Rückschlüsse ziehen. Meine Frau und mich packte sofort das Reisefieber. Groß war die Erwartung über das, was man an historischen Kostbarkeiten und unbekannten Kulturen und Bräuchen dargeboten bekommen wird, stand doch Sizilien erstmals auf unserem Reiseplan.
Die Ankunft im Palermo, der Hauptstadt der rund 25.000 km² großen Insel an der Zehenspitze des italienischen Stiefels war genauso, wie wir es uns erwartet haben. Sonnenschein und sommerliche Temperaturen obwohl der Frühling eben erst ins Land eingezogen war. Begrüßt wurden wir von der ausgezeichnet Deutsch sprechenden Reiseleiterin Erminia, die ihr Hobby zum Nebenberuf gemacht hat. Sie erweckte mit ihrer Begeisterung und ihren lebendigen Geschichten die toten Steinmauern und Ruinen für uns zum Leben. Trotz Müdigkeit aufgrund der Strapazen des Fluges besichtigten wir am Ankunftstag noch das Theatro Massimo, den Palazzo Abatelli in der Via Alloro, der die „Galleria Regionale della Sicilia“, Siziliens größtes Kunstmuseum beherbergt und die hübsche Kleinstadt Castellammare del Golfo nahe Palermo mit den 30 Reisebegleitern im klimatisierten Bus. Das außergewöhnliche 4-Stern Hotel „Cetarum“ im kleinen freundlichen Ort sollte uns auch drei Tage als Quartier und Ausgangspunkt für unsere Tagesausflüge dienen. Sie führten uns in das malerische Dorf Scopello, in dem es das berühmte „pane cunzato“ gibt. Eine Art sizilianischen Sandwich mit viel Gemüse und Schinken. Ein Ausflug in das Naturschutzgebiet „Zingaro“ durfte auch nicht fehlen. Der nächste Tag führte uns tief ins Landesinnere nach Piazza Armerina, wo auch ein Einblick in das dolce vita der Römer in der spätantiken „Villa del Casale“, dem Haus eines überaus betuchten Kaufmannes geboten wird. Die Villa und ihre prächtigen Mosaike sind bestens erhalten, weil sie nach einem Erdrutsch Jahrhunderte unter einer dicken Schlammschicht begraben waren. Der Hingucker dabei: Das Mosaik der spielenden Frauen. Es beweist, dass schon die Römerinnen knappe Bikinis trugen…
Und weiter ging die Fahrt in das eindrucksvolle „Tal der Tempel“ von Agrigent. Die Bauten hier wurden einst als die „schönste Stadt der Sterblichen“ betitelt und sind Zeugen der eindrucksvollen hellenistischen Baukunst, die jeden Besucher sofort in den Bann ziehen. Ein besonderer Tipp: Eine Nachtfahrt mit dem Bus durch das Tal der gespenstisch beleuchteten Tempel ist wirklich empfehlenswert und sollte nicht versäumt werden.
Um wieder in die Gegenwart zurückzukommen, ist eine Fahrt nach „Montalbano“, der Filmstadt des TV-Serienstars Commissario Salvo Montalbano besonders günstig. Die Figur des schrulligen Ermittlers entstammt der Feder des sizilianischen Autors Andrea Camilleri, der mit seinen Krimis weit über die Grenzen seines Landes bekannt geworden ist. Der nächste Ausflug führte uns in den Nordwesten Siziliens durch zahlreiche Weinberge und Salienen-Fabriken nach „St. Pantaleo“, einer kleinen Insel, die von den Phöniziern 800 vor Christi gegründet worden war und die alte Stadt „Mozya“ beherbergt. Danach ging es zur in die Stadt der Elymer, den vorgriechischen Bewohnern Siziliens, mit Namen „Erice“. Wir erreichten sie mit einer romantischen Fahrt in einem kleinen Boot und besuchten dort das „Museum aus Stein“. Das in den nahen Salinen hergestellte Meersalz kann man bei der Rückfahrt in einem kleinen Verkaufsstand günstig erstehen. Im Bus ging es dann weiter vorbei an zahlreichen Salinen und Windmühlen zur Stadt Marsala, wo auch der gleichnamige Süßwein zu Hause ist.
Der vierte Tag der Rundreise war dem Nordosten Siziliens gewidmet. In Messina bestiegen wir ein Ausflugsschiff, das uns zu den Liparischen Inseln Filicudi, Alicudi, Leni, und Vulcano sowie zum aktiven Vulcan Stromboli brachte. Die bizarren Felsformationen der vulkanischen Inselwelt haben uns schwer beeindruckt. Der nächste Tag, die nächste Sehenswürdigkeit: Jedenfalls einen Besuch wert ist das hübsche Bergstädtchen Taormina. Entlang der Hauptstraße mit seinen zahlreichen Geschäften gelangt man ins Zentrum von Taormina. Zahlreiche Restaurants und Bars zeugen davon, dass die Stadt und die umliegenden Dörfer im Sommer die Urlauber in Massen anlocken. Selbst ein Nieselregen reicht nicht, um die Menschen aus der Fußgängerzone zu vertreiben. Die wahre Sehenswürdigkeit aber bietet dann das griechische Theater, das einem weit zurück in die Geschichte blicken lässt und zeigt, dass hier vor weit über 2000 Jahren eigentlich der Mittelpunkt der damaligen Welt gelegen war. In Taormina, dem ältesten Ferienort auf Sizilien, kann man jedenfalls einen ganzen Tag verbringen, ohne sich zu langweilen. Seine Lage auf einer Terrasse des Monte Tauro 200 Meter über dem Meer hat schon seit Ende des 19. Jahrhunderts Erholungssuchende aus ganz Europa angezogen. Hier verbrachten früher adlige Familien die Wintermonate in einem der zahlreichen Luxushotels.
Tags darauf ging es bei Sonnenschein mit der Seilbahn auf den Berg der Berge – den feuerspeienden Ätna, weil die Reiseleiterin meinte, dass es sich heute besonders lohnen würde, bis ganz nach oben zu fahren und dort auch einen geländefähigen Allradbusse zu besteigen. In der noch jungen, sich immer wieder ändernden Vulkanlandschaft gibt es natürlich keine asphaltierten Straßen, dafür aber jede Menge Schlaglöcher. Am oberen Ende der Seilbahn wird der steile Weg von meterhohen Schneewänden gesäumt. Auf rund 3000 Meter über dem Meer befindet man sich dann in einer Region, in der sich niemand ohne einen Bergführer aufhalten darf. Schließlich finden wir aber ein von der Lava umschlossenes Gebäude unterm Schnee in dem man sich etwas aufwärmen und gemütlich machen kann.
Am letzten Tag der Rundreise brachte uns der Bus noch nach Lentini zum Mittagessen auf dem Landgut „Casablanca“ der Contessa Notarbartolo. Und dann noch in die zweitgrößte Stadt Siziliens, nach Catania, wo wir einen längeren Stadtspaziergang absolvierten. Nicht ohne davor von der Reiseleiterin noch die Warnung zu hören: „Halten Sie hier bitte ihre Handtasche besonders fest!“ Die einstige Mafia-Hochburg Catania ist nämlich immer noch ein Treffpunkt der Taschendiebe. Am Abend ging es dann noch auf den nahegelegenen Flughafen zum Heimflug. Mit sieben herrlichen Tagen voll Erinnerungen im Handgepäck.
Redaktion + Fotos: Gerhrad Krause