Volkskrankheit Fettleber
Wenn die Blutwerte noch im akzeptablen Bereich liegen, das Cholesterin aber zu hoch ist und man sich bisweilen erschöpft und antriebslos fühlt, dann kann es sein, dass man an der Volkskrankheit Fettleber laboriert. Wenn dann noch die Waage nach oben geht und Schmerzen im Bauch und Beinen auftreten, dann liegt die Diagnose Fettleber wahrscheinlich nicht mehr fern. Wer jetzt nicht dagegen ankämpft, muss mit ernsten Konsequenzen rechnen.
Das Fett lagert sich nämlich im Inneren des Körpers ab und belastet Nieren, Darm, Bauchspeicheldrüse und Leber und ist daher für eine Vielzahl an schweren Erkrankungen verantwortlich.
Wie macht sich eingelagertes Leberfett bemerkbar?
Zuerst ist es vielleicht nur ein stechendes Gefühl im Oberbauch, oder man ist ständig müde, obwohl man ausreichend geschlafen hat. Der Arzt warnt vielleicht auch wegen erhöhter Blutfettwerte oder verschreibt Blutdrucksenker. Die Folge davon: Es wird immer mehr Insulin ausgeschüttet und immer mehr Zucker in Fett umgewandelt, wodurch noch mehr Fett in der Leber eingelagert wird. Durchbricht man diesen Teufelskreis nicht, entwickelt sich daraus häufig Typ-2-Diabetes und man wird längerfristig auf Insulin-Spritzen angewiesen sein. Auch Darmerkrankungen sowie schmerzhafte Blähungen oder chronischer Durchfall sind mittlerweile nicht selten. Die Leber ist jetzt extrem gefährdet für Entzündungen bis hin zu einer Leberzirrhose.
Neuer Bluttest um Fettleber zu erkennen
Ein Studienteam der MedUni Wien hat nun die Rolle eines bestimmten Subtyps von Makrophagen (weiße Blutkörperchen) bei der fortschreitenden nichtalkoholischen Fettlebererkrankung identifiziert. Diese Zellen üben als Teil des Immunsystems eine schützende Funktion gegen eine drohende Fibrose oder Leberzirrhose aus. Gleichzeitig sind sie über Bluttest als messbarer Biomarker für das Fortschreiten der Lebererkrankung geeignet. Die nichtalkoholische Fettleber zählt zu den weltweit häufigsten chronischen Lebererkrankungen und betrifft Schätzungen zufolge etwa 30 Prozent der europäischen Bevölkerung. Chronische Fettlebererkrankungen können zu einer nicht umkehrbaren Leberzirrhose führen. Die einzige Therapiemethode dagegen: eine Lebertransplantation. Deshalb ist eine frühzeitige Erkennung von Patienten mit Nichtalkoholischer Fettleber besonders wichtig.
Forschung hilft
Die Krankheitsentwicklung einer Fettleber-Hepatitis, geht mit starken Veränderungen der Immunzellen in der Leber einher. Erst kürzlich wurde die vermehrte Ansammlung eines Subtyps von Fresszellen (Makrophagen), an deren Oberfläche der Rezeptor TREM2 in hohen Mengen vorhanden ist, in der Fettleber beschrieben. Dennoch war die Rolle von TREM2-positiven Makrophagen im Rahmen von Fettlebererkrankungen bis jetzt nicht bekannt. Das Forschungsteam der MedUni Wien rund um Christoph Binder und Tim Hendrikx vom Klinischen Institut für Labormedizin konnte im Tiermodell zeigen, dass diese bestimmten Fresszellen eine schützende Funktion bei Fibrose – eine Vorstufe der Leberzirrhose – haben. Diese Zellen sind bei Entzündungsprozessen der nichtalkoholischen Fettleber vermehrt in den betroffenen Bereichen der Leber anzutreffen, wo sie sich insbesondere in Bereichen der Zellschädigung und Fibrose ansammeln.
Das interdisziplinäre Studienteam konnte auch in Knochenmark-Transplantationsmodellen zeigen, dass ein hämatopoetischer TREM2-Mangel die effiziente Fettspeicherung und den Abbau des überschüssigen Bindegewebes (extrazellulären Matrix) verhindert, was zu einer verstärkten Fettleber-Hepatitis (Steatohepatitis), Zelltod und Fibrose führt.
Schützende TREM2-positive Makrophagen
Demnach erfüllen TREM2-positive Makrophagen (sogenannten Fresszellen weiße Blutkörperchen, die im Knochenmark gebildet werden und im Blut durch den ganzen Körper zirkulieren) eine wichtige schützende Funktion in der Nichtalkoholischen Fettleber, wo sie insbesondere die Fettansammlung, Entzündungsprozesse und das Fortschreiten der Erkrankung bis hin zur Leberfibrose verhindern. „Durch eine Stärkung dieser Schutzfunktion von TREM2-positiven Makrophagen könnten neue therapeutische Ansätze zur Behandlung der Fettleber-Hepatitis entwickelt werden“, sagt Florentina Porsch, Co-Erstautorin der Studie.
Ausgezeichneter Biomarker
TREM2 ist im Organismus sowohl als Membranrezeptor auf Zellen vorhanden, es gibt aber auch eine lösliche Form (sTREM2), die im Blut nachweisbar ist. Die Rolle dieser löslichen Form im Immunsystem ist noch nicht geklärt. Allerdings entdeckten die Studienautoren anhand von Patienten, dass sie sich zur Bestimmung des aktuellen Status der Erkrankung eignet und wesentlich besser als bisher verwendete Biomarker zwischen den unterschiedlichen Stadien der Fettleber-Hepatitis unterscheiden kann. „TREM2 in löslicher Form ist ein ausgezeichneter Biomarker zur Identifizierung und Statusanzeige der fortgeschrittenen Lebererkrankung, die unbehandelt von der Fettlebererkrankung zur unheilbaren Leberzirrhose fortschreiten kann“, erklärt der Erstautor Tim Hendrikx vom Klinischen Institut für Labormedizin der MedUni Wien.
Quelle: Gerhard Krause + Medizinische Universität Wien, Mag. Johannes Angerer
www.meduniwien.ac.at
Beitragsbild: MedUni Wien