Wiener Spaziergänge Nr. 18
Der Lockdown ist schon einige Wochen vorbei. Das Leben beginnt sich wieder zu normalisieren. Na ja fast. Wir machen weiter mit dem nächsten Wiener Spaziergang. Wien hat so viele Sehenswürdigkeiten. Auch kleinere Spaziergänge bieten so viel zu sehen und zu staunen.
Start ist heute beim Stubenring – Rosenbursenstraße. Eine Burse war ein Studentenheim, ab 1432 erhielt das Heim den Namen „Burse zur roten Rose“. Seit 1902 heißt diese Straße Rosenbursenstraße. Wie biegen in die Falkestraße ein.
Diese Straße wurde nach dem deutschen Kunsthistoriker Jacob von Falke benannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich die Zentrale der ÖVP in der Falkestraße. Die älteren Leser werden sich noch an die „Falken“ oder „schwarzen Falken“ erinnern.
Dominikanerbastei
Die Falkestraße mündet in die Dominikanerbastei. Das war ein Teil der Wiener Stadtmauer. Dieses Viertel hat schon sehr viel erlebt. Schon alleine der Name dieser Straße wurde sehr oft geändert. Stadtbastei, Bürgerbastei, Hollerstaudenbastei und eben Dominikanerbastei. Die Straßenseite mit den geraden Hausnummern war einmal die Franz-Josefs-Kaserne. Diese Teil wurde 1901 mit Häusern verbaut, welche heute noch großteils erhalten sind und wunderschön restauriert wurden. Heute erinnert nur mehr eine Rampe daran, dass sich hier eine Stadtmauer befand.
Barbaragasse
Hier gibt es ein paar ganz nette kleine Gassen. Nichts Besonderes zu sehen. Schön renovierte Häuser und angenehm kühl, jetzt im heißten Sommer. Die Barbaragasse ist so ein Beispiel. Im 15. Jahrhundert befand sich hier eine Burse (Erklärung siehe oben). Im 17. Jahrhundert wurde von den Jesuiten eine Barbarakapelle errichtet = Barbaragasse! Bis 1810 gab es den Gerold Druck und im Eckhaus, hat die Adresse Postgasse 6, wohnte Johannes Brahms.
Fleischmarkt
Postgasse – natürlich benannt nach dem Postverwaltungsgebäude. Fleischmarkt, der Name dieser Straße wurde schon 1220 nachgewiesen. Interessant wie lange sich Straßennamen halten. Er bezieht sich auf die hier ansässigen Fleischhauer und den Marktplatz für Fleisch. Diese Gasse ist bei Wienbesuchern sehr beliebt. Sie steht in jedem Reiseführer. In dieser Straße stehen fast alle Häuser unter Denkmalschutz, hier befindet sich die Griechichisch Orthodoxe Kirche, die Österreichische Buddhistische Religionsgemeinschaft. In unmittelbarer Nähe gibt es die Wiener Kammerspiele, die Wiener Kammeroper, das Theater Drachengasse. Natürlich auch sehr viele Fotomotive.
Griechengasse
Wie biegen ab in die Griechengasse. Am Eck ist noch das Griechenbeisl. Es zählt zu den ältesten Gaststätten Wiens. Das Beisl hatte verschiedene Namen. Mitte des 17. Jahrhunderts siedelten sich am Fleischmarkt griechische und levantinische Kaufleute an, von da an wurde das Gebiet als „Griechenviertel“ und das Lokal als „Griechenbeisl“ bezeichnet. Es wurde aber immer Wiener Küche serviert. Im 17. Jahrhundert trat hier auch der Bänkelsänger Marx Augustin auf – Oh du lieber Augustin – kennen wir schon von einer Stadtwanderung im 7. Bezirk. Manche Dinge begegnen uns immer wieder.
Die Griechengasse mündet in die Rotenturmstraße. Schön langsam durchwandern wir alle Gassen und Straßen vom 1. Bezirk. Es sind sehr viele Wiener und auch wieder Touristen in Wien unterwegs. Wir verstehen das, unsere Stadt ist doch einfach schön. Die Rotenturmstraße ist natürlich auch sehr beliebt, es gibt hier sehr viele Lokale mit Schanigärten und viele Shoppingmöglichkeiten.
Jetzt gehen wir stadtauswärts, zum Schwedenplatz. Kennen wir auch schon, wir sind aber damals Richtung 9. Bezirk gewandert. Heute gehen wir Richtung 3. Bezirk. Hafnersteig, kommt von „Unter den Hafnern“. Hier waren einmal die Hafner mit ihren Betrieben angesiedelt. Auf der Fassade von Nr. 3 erinnert das Mosaik „Töpfer bei der Arbeit“. Am Schwedenplatz ist auch ein reges Treiben. Hier treffen die U-Bahn Linien U1 und U4 zusammen, über die Brücke geht es in den 2. Bezirk und nicht zu vergessen am Eck zum Hafnersteig ist einer der besten Eissalons von Wien. Es sind auch sehr viele Menschen, mit Abstand und Mundschutz, angestellt.
Rechts von uns ist der Laurenzerberg. Wurde nach dem Laurenzerinnenkloster benannt. Franz-Josefs-Kai hier stehen einige Häuser, welche nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut wurden. Es wäre schönem wenn man diese Gebäude mit etwas Farbe verschönern würde. Das ist etwas worüber man wirklich raunzen muß. Meine Idee wäre Graffiti-Künstler sollten diese Fassaden verschönern. Es kann nur besser werden, statt dieser grauen, dreckigen zum Teil abfallenden Fassaden. Eines dieser Gebäude gehört dem Bundesministerium für Landesverteidigung. Statt Panzer kauft’s Farbe!
Julius-Raab-Platz
Am Ende des Kai’s ist der Julius-Raab-Platz. Benannt nach unserem Bundeskanzler. Vorher hieß dieser Platz Aspernplatz. Vor hier aus haben wir einen schönen Blick zur Urania und Richtung 2. Bezirk.
Stubenring
Der Name Stubenring geht auf die Stubenbastei und das Stubentor zurück. Auf Nr. 1 ist das Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium. In der Monarchie war es das Kriegsministerium. Sehr beeindruckend ist der Doppeladler. Diese Skulptur ist 40 Tonnen schwer und hat eine Flügelspannweite von 15 Metern. Dieser Doppeladler symbolisiert die bewaffnete Macht der Donaumonarchie. Davor das Radetzky-Denkmal.
Georg-Coch-Platz
Eine 90-Grad-Drehung und wir sehen eines der schönsten Gebäude von Wien. Eines der Hauptwerke des Wiener Secessionismus. Die Postsparkasse wurde von Otto Wagner erbaut. Vor diesem Gebäude kann man stundenlang stehen und man entdeckt immer wieder Neues. Georg Coch war der Begründer der Österreichischen Postsparkasse.
Am Eck zum Stubenring, Nr. 8-10, ist die ehemalige Handels- und Gewerbekammer für Niederösterreich in Wien. Das Gebäude wurde 1907 fertiggestellt. Heute sind in diesem Palais das Präsidium und einige Sektionen der Kammer der gewerblichen Wirtschaft für Wien untergebracht.
Ich glaube ich habe schon einige Male erwähnt, wie schön Wien ist. Aber das kann man nicht oft genug sagen. Vor allem auch wie grün Wien ist. Ein Spaziergang am Ring ist meistens schattig und angenehm. Dann auf einen Kaffee oder ein Glaserl Wein. Wien war nicht umsonst jahrelang die lebenswerteste Stadt der Welt und ich bin mir sicher in den nächsten Jahren werden wir es wieder.
Oskar-Kokoschka-Platz
Neben der Universität für angewandte Kunst Wien ist der Oskar-Kokoschka-Platz. Kokoschka war ein sehr vielseitiger Künstler. Er war Grafiker, Schriftstelle und natürlich der österreichische Maler des Expressionismus und der Wiener Moderne. Vor der Kleinen Marxerbrücke biegen wir in die Fritz-Wotruba-Promenade ein. Benannt nach dem Bildhauer Fritz Wotruba. Die Promenade führt zwischen Wienfluß und Universität und Museum für angewandte Kunst. Ist nur für Fußgänger und Radfahrer benutzbar.
Ein kleine Rast am Wienfluß, Richtung 3. Bezirk sieht man sehr schön renovierte Häuser und dann sehe ich auch noch die Kurkonditorei Oberlaa, Ich weiß schon wo ich jetzt Kaffee trinke.
Text und Beitragsfoto: Gabriele Czeiner