Wiener Spaziergänge Nr. 23
Diesen 23. Wiener Spaziergang habe ich an zwei Tagen absolviert. Der erste Teil war noch in „2G-Freiheit“ der zweite Teil im Lockdown also wieder mit raunzen verbunden.
Dieses Mal wandern wir durch einen Teil vom 15. Bezirk. Rudolfsheim-Fünfhaus, das ist der Bezirksname. Der Bezirk setzte sich aus den Dörfern Reindorf, Braunhirschen, Rustendorf, Fünfhaus und Sechshaus zusammen. Aus Reindorf wurde 1863 Rudolfsheim, benannt nach Kronprinz Rudolf.
Felberstraße
Wir starten bei der Felberstraße/Holochergasse. Die Felberstraße wurde nach dem Weidenbaum „Felber“ benannt. Von hier gibt es schon einen Blick zur Westbahn. Die Gleisanlagen trennen den Bezirk in Fünfhaus und Rudolfsheim oder ober der Bahn unter der Bahn.
Der 15. Bezirk wird immer als Außenbezirk bezeichnet, da er außerhalb des Gürtels ist. Die Lage ist aber sehr zentral, nahe der City, der Westbahnhof ist ein zentraler Punkt des Bezirks. Mit Anbindung an Schnellbahn, U-Bahn und Straßenbahn. Aber bevor wir uns den Westbahnhof noch genauer ansehen, gehen wir noch ein Stück Felberstraße bis zum Gürtel.
Schweglerstraße
Rechts die Schweglerbrücke, links die Schweglerstraße. Diese Straße und die Brücke wurden nach dem Kaffeesieder und Bürgermeister von Rudolfsheim Johann Schwegler benannt. Als Kaffeesieder wurde einst der Besitzer eines Kaffeehauses bezeichnet. Heute wird der Begriff oft abwertend verwendet. Am Eck zur Schweglerstraße ist die Sir Karl Popper Schule. Die Schweglerstraße ist eine Durchzugsstraße geworden Richtung 16. Bezirk. Aber wir gehen weiter die Felberstraße und bewundern einige Gründerzeithäuser welche renoviert oder teilweise leider auch verfallen sind.
Westbahnhof
Der Bahnhof wurde am 15. Dezember 1858 anlässliche der Inbetriebnahme der „k.k. priv. Kaiserin Elisabeth-Bahn“ von Wien-Westbahnhof nach Linz eröffnet. Die jetzige Bahnhofshalle, welche unter Denkmalschutz steht, wurde 1951 eröffnet und 2010 nach zweijähriger Renovierungsarbeit wieder zugänglich gemacht.
Der Platz davor ist der Europaplatz. Der Platz gehört zu den frequentiertesten Verkehrskreuzungen Wiens. Das ist auch die Grenze zum 6. und 7. Bezirk. Auf dem Platz wurde in den letzten Jahrzehnten „oben und unten“ ständig gearbeitet und umgebaut. Richtig die U-Bahn. Und heuer kam noch ein Neubau dazu. Ikea hat am Europaplatz 1 ein Einrichtungshaus eröffnet. Das interessante an diesem Haus ist die Dachterrasse. Der Ausblick über Wien ist sensationell.
Jetzt kann ich es sagen, warum dieser Spaziergang in zwei Teilen statt fand. Ich war sooooo lange auf der Terrasse und habe den Ausblick über Wien genossen.
Mahü
So bezeichnet der Wiener die Mariahilfer Straße. Über die Innere Mariahilfer Straße sind wir schon spaziert. Jetzt wandern wir die andere Richtung also stadtauswärts. Hier fährt auch noch die Straßenbahn. Auf der Äußeren Mariahilfer Straße befinden sich viele kleinere Lokale und Geschäfte. Die großen Markengeschäfte waren immer schon in der inneren Mariahilfer Straße. Kebab-Buden sind hier alle paar hundert Meter vertreten. Würstelstände gibt es fast keine mehr. Beiseln, Branntweiner wie es sie früher gab sieht man auch nicht mehr. Auch Kaffeehäuser werden gerade in den Außenbezirken immer weniger. Das ist schade, das war immer ein Teil von Wien und unserer Kultur. Hier in diesem Bezirk ist der Ausländeranteil sehr hoch. Das spiegelt sich natürlich auch in den Shops wider.
Rechts in die Kohlenhofgasse. Benannt nach dem Kohlenhof des ehemaligen Gaswerks Fünfhaus. Gasgasse natürlich benannt nach dem Gaswerk in Fünfhaus. In der Gasgasse befindet sich auch das Bezirksgericht Fünfhaus. Wir biegen in die Zwölfergasse ein. Diese ist benannt nach Heinrich Zwölfer. Er war Braumeister und leitete das Fünfhauser Brauhaus. Wir wandern bis zu Schweglerbrücke, rechts haben wir wieder die Westbahn.
Von der Schweglerbrücke sieht man bei gutem Wetter bis zum Wienerwald. Der Blick Richtung Stadt und Westbahnhof macht einem bewußt wie groß dieser Bahnhof ist.
Jetzt gibt es einen kleine Pause natürlich mit einem Kaffee. Weiter gehen wir dann im Lockdown.
Kardinal-Rauscher-Platz
Der Lockdown hat uns wieder. Es ist kalt, die letzten beiden Tage hat es in Wien geschneit. Nicht zu viel, aber doch das alles angezuckert war. Und heute beim Spaziergang war der Schnee schon geschmolzen. Wir gehen über die Holochergasse zum Kardinal-Rauscher-Platz. Der Platz benannt nach Kardinal Joseph Othmar Ritter von Rauscher. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die schon beschriebenen Vorort zusammen gelegt. Auch der Bau des Westbahnhofes brachte viele Arbeiter in diesen Bezirk. Es wurden Wohnungen gebaut, viele Händler siedelten sich an. Kardinal Rauscher setzte sich für die Gründung einer neuen Pfarre ein. Er stiftete aus seinem Privatvermögen 12.000 Gulden für den Ankauf des Grundstückes auf dem die Rudolfsheimer Pfarrkirche errichtet wurde. 1898 wurden darin die ersten Gottesdienste gefeiert.
Auf dem Platz gibt es auch noch einen futuristischen Brunnen, der aber jetzt nicht in Betrieb ist und die moderne Skulptur „Lebensbaum“.
Märzstraße
Benannt nach den Märzgefallenen beim Aufstand der Märzrevolution 1848. Wenn Sie die Illekgasse zur Märzstraße fahren oder gehen, dann fällt einem dieses Haus, Nr. 80, sofort ins Auge.
Eduard-Sueß-Gasse
Kurz vor der Johnstraße ist der Forschneritschpark. Eine Hundezone, Spielplatz und viel Grün. Das ist das Schöne an unserer Stadt, wir haben viele Grünflächen. Manche Parks sind nicht so groß, aber für kleinere und größere Pausen reicht es allemal. Wir gehen die Euduad-Sueß-Gasse Richtung Markt. Diese Gasse wurde ursprünglich nach Friedrich Sueß und dann auf den Geologen Eduard Sueß übertragen. Die Schieberkammer des Wasserbehälters sieht man sofort, wenn man in dieser Gasse kommt.
Meiselmarkt
Der Markt ist geschlossen, natürlich gibt es auch keinen Kaffee oder einen Imbiss oder ein Glas Wein. Nur McDonalds hat offen und dieser Kaffee ist – nein das schreibe ich jetzt nicht. Der Markt befindet sich mit der U-Bahn-Station Johnstraße in einem ehemaligen Wasserbehälter der Wiener Wasserversorgung. Benannt wurde der Markt und die Straße nach Johann Meisel, einem Ehrenbürger von Rudolfsheim.
An der Kreuzung Hütteldorfer Straße gehen wir rechts. Hier ist immer was los, egal ob Lockdown oder nicht. Am Ende des Gebäudes, welches noch zum Meiselmarkt gehört, gehen wir rechts in die Wurmsergasse. Rund um den Meiselmarkt, ausgenommen die Hütteldorfer Straße, ist ein große Fußgängerzone. In der warmen Jahreszeit ist hier viel los, vor allem kann man hier gemütlich einen Mokka trinken. Aber nicht mit Corona!
Über den Leopold-Mistinger-Platz, der im Zuge der Umgestaltung neu entstanden ist, wandern wir weiter. Ecke Meiselstraße/Kröllgasse steht der Frühwirthhof. Ein Miethaus das 1914 erbaut wurde. Das Haus muß einmal wunderschön gewesen sein, schade, dass es nicht renoviert wird.
Über die Meiselstraße gelangen wir wieder zum Kardinal-Rauscher-Platz und umrunden ihn.
Kaiserin-Elisabeth-Spital
Das war hier einmal. Von 1890 bis 2012 gab es dieses Spital. An dieser Stelle wurde eine Pflegewohnhaus errichtet. Das heißt heute Ingrid-Leodolter-Haus. Benannt nach der Ärztin und SPÖ Gesundheitsministerin in den 1970er Jahren. Von dem riesigen Komplex sind noch das ehemalige Schulgebäude und zwei Pavillons im südlichen Bereich erhalten.
Zum Ende des Spaziergangs noch ein Foto das ich Märzstraße Ecke Holochergasse gemacht habe. Es war kein sonniger Tag aber der Blick Richtung Wienerberg war sehr, sehr schön.
Der nächste Wiener Spaziergang kommt bestimmt und sicher noch im Lockdown, das heißt ohne Kaffee oder Prosecco aber natürlich wieder mit raunzen, wie es sich für uns Wiener oder Wienerinnen gehört.
Text: Gabriele Czeiner
Beitragsbild: © Gabriele Czeiner