Wiener Spaziergänge Nr. 28
Wir machen schon den 28. Wiener Spaziergang. Wenn die Pandemie vorbei ist, hoffentlich bald, werden wir Plätze, Gassen, Häuser gesehen haben, von denen wir nicht einmal geahnt haben, dass es sie in Wien gibt. Heute machen wir eine kleine Stadtwanderung in Hernals. Es ist herrlicher Sonnenschein, warm also bestens geeignet für einen Spaziergang.
Elterleinplatz
Hernals ist der 17. Bezirk. Dornbach und Neuwaldegg zählen zu den Nobelvororten dieses Bezirkes. Hier stehen herrliche Villen, und diese Teile von Hernals haben auch noch einen sehr dörflichen Charakter. Wir stürzen uns aber ins „Zentrum“ von Hernals. Hernals selbst war eine selbständige Gemeinde. 1892 wurden diese drei Teile dann zum 17. Bezirk mit dem Namen Hernals.
Unser Start ist der Elterleinplatz. Benannt nach Johann Georg Elterlein, einem Gastwirt. Er hatte das Casino Unger und das Elterleins Casino. Außerdem war er vor der Eingemeindung Bürgermeister von Hernals.
Das Amtshaus von Ottakring ist hier, Straßenbahnstationen und demnächst eine U-Bahn-Station. Der Platz ist ein Kommunikationstreff, man begegnet hier dem Bezirksvorsteher genauso wie Obdachlose. Aber im großen und ganzen läuft hier alles friedlich und freundlich ab. Na ja, was man halt so unter „freundlich“ auf wienerisch versteht.
Kalvarienberg
Dient als Andachts- und Wallfahrtsstätte, es ist die Bezeichnung für die Nachbildungen der Passion Christi. Die Kalvarienberggasse, von der Geblergasse bis zur Hernalser Hauptstraße, wird jährlich einige Tage gesperrt für einen Ostermarkt, dazu noch später. Wir gehen die andere Seite, Richtung 18. Bezirk. Auf Nr. 36 ist eine Gedenktafel. In diesem Haus wohnten und starben Johann und Josef Schrammel. Was wäre der Heurige ohne die „Schrammel-Musik“?
Was durch die Pandemie verstärkt wurde, sind die vielen leer stehenden Lokale. Es fallen auch Lokale auf, die sehr interessante Auslagen haben. Wie ein Friseur in der Kalvarienberggasse. Der Name „Alex Professional“ und daneben ein großes Foto von einer Kirche. Ich frage mich, ist das ein ehemaliger Geistlicher, der seine Profession geändert hat und jetzt Friseur ist. Oder braucht man nach dem Haarschnitt sofort den Segen einer Kirche? Ich habe nicht nachgefragt. Aber solche Auslagen sind schon gewöhnungsbedürftig.
Dornerplatz
Nach Johann Dorner, Grundbesitzer. Er hat der Gemeinde Hernals diesen Grund kostenlos überlassen, darum wurde er auch nach ihm benannt. Darunter ist heute eine Garage. Ein Kinderspielplatz und viele Sitzmöglichkeiten gibt es hier. Mir fehlt noch ein wenig Grün, aber das wird sicher in den nächsten Monaten und Jahren mehr.
Johann-Nepomuk-Vogl-Platz
Wir begeben uns jetzt ein Stückerl in den 18. Bezirk. Antonigasse ist die Grenze zwischen 17. und 18. Bezirk. Der Vogl-Platz ist ein kleiner Markt, er wurde vor einigen Jahren umgebaut. Aber als Einkaufsmöglichkeit erscheint er mir nicht sehr attraktiv. Benannt nach dem Schriftsteller und Beamten des niederösterreichischen Landesausschusses.
Severinkriche
Über die Kreuzgasse gelangen wir zur Severinkirche. Die Kreuzgasse hat ihren Namen nach einem roten Holzkreuz, welches an der Ecke zur Martinstraße stand. Die Severinkirche sieht man schon von weitem mit ihren zwei markanten Kirchtürmen. Als ich das Foto in der Kirche machte, wurde gerade an der Kirchenorgel geprobt. Wunderschön zum Anhören und ich bin dann viel länger in er Kirche geblieben als geplant. Der Altar ist frei stehend und es sind mehrer Heiligenfiguren zu sehen, darunter natürlich auch der Heilige Severin.
Wie gehen die Lacknergasse wieder retour. Hier wird viel neu gebaut und es wurde viel renoviert. Die Lacknergasse war einmal ein Schleichweg vom 17. in den 18. Bezirk. Diese „geheimen“ Wege gibt es seit Google Maps nicht mehr.
Unbedingt ansehen Schuhmanngasse Ecke Hormayrgasse sieht man eine Sonnenuhr an der Fassade. Das Nebenhaus wird gerade renoviert und so ist leider diese wunderschöne Haus verstellt, aber die Sonnenuhr kann man sehen.
Wiener Wohnbau
Ich habe schon bei einigen Wiener Spaziergängen hingewiesen und es fällt mir immer wieder auf. Der Wohnbau der 1920er Jahre war wirklich sehr beeindruckend und fortschrittlich. In der Kastnergasse 25-27 steht ein Gemeindebau der 1924 bis 1925 entstand. Unbedingt die Fassade ansehen. Rötzergasse 31 ist noch ein tolles Beispiel vom Wiener Wohnbau der 1920er Jahre.
Zurück am Elterleinplatz. Ich hatte Glück mit dem Wetter, Sonnenschein und herrlich warm. Ein paar Tage später war ich noch am Ostermarkt Kalvarienberg. Hier findet jedes Jahr das Kalvarienbergfest statt. Ein großes Programm mit Musik, Unterhaltung, speziellem Kinderprogramm und vieles mehr. Normalerweise sind hier viele Menschen unterwegs. Nicht an diesem Tag, es ist „saukalt“, Schneeregen und das Anfang April. Ich habe versucht am Foto den Himmel blauer zu machen, das ist mir nicht einmal mit Photoshop gelungen, jetzt kann man sich vorstellen, was das für ein Wetter war.
Sogar dem Baumkraxler am Ostermarkt war es zu kalt. Ich hoffe, der nächste Spaziergang wird wieder bei schönerem Wetter statt finden.
Text + Beitragsfoto: Gabriele Czeiner