Wiener Spaziergänge Nr. 29
Wir werden jetzt einige Wiener Spaziergänge in Kooperation mit Hello Vienna machen. Stadtwanderungen für Wien-Besucher aber auch für uns Wienerinnen und Wiener. Wir möchten unsere Stadt zeigen, wie wir sie lieben. Wir wir über Dinge raunzen die uns nicht gefallen. Ihnen auch Lokale zeigen, wo wir unseren Kaffee trinken oder unser Glas Wein. Wo wir essen oder einfach nur Leute treffen und plaudern. Wir möchten Sie auf Veranstaltungen und Geschäfte aufmerksam machen, die vielleicht für Sie als Besucher interessant sein könnten. Für die Bewohner der Stadt ist es vielleicht eine Möglichkeit Grätzeln, die man schon ewig kennt, wieder einmal anzusehen. Neue Dinge zu entdecken und vielleicht weniger jammern und dafür mehr dankbar sein, dass wir in dieser Stadt leben dürfen.
Karlsplatz
Wir starten bei der Karlskirche. Hier waren wir schon. Es gibt auch ein Kurzvideo welches ich von der Kuppel der Karlskirche gemacht habe. Die Karlskirche wurde nach einem Gelübde von Kaiser Karl VI., nach überstandener Pestepidemie, erbaut. Eine Oase mitten in der Stadt ist der Resslpark, vor der Karlskirche.
Der Resslpark war in der Besatzungszeit der Platz für Schleichhändler. Berühmt das Foto wo ein Mann etliche Armbanduhren an seinen Handgelenken hatte, um diese gegen Butter, Fleisch oder Zigaretten zu tauschen.
Über die Wiedner Hauptstraße, vorbei an der Technischen Universität Wien, gehen wir zum Rilkeplatz. Auf Nr. 15-17 ist noch das Portal vom Hutmacher Habig erhalten. Heute ist die Konditorei Aida darin. Eine kleine Pause mit Kaffee und Kuchen ist hier sehr empfehlenswert.
Dass der Rilkeplatz nach Rainer Maria Rilke, dem österreichischen Lyriker der Monarchie, benannt ist, braucht nicht extra erwähnt werden. Weiter geht es über die „Alt-Wiedner Hauptstraße“, diese wurde schon im 12. Jahrhundert erwähnt. Sie war die Verlängerung der Kärntner Straße.
Amadeus
Mozartgasse und Mozartbrunnen oder Zauberflötenbrunnen. Dieser Brunnen wurde 1905 enthüllt. Es zeigt aus der „Zauberflöte“ den flötenspielenden Tamino und die an ihn geschmiegte Pamina.
Rund um den Brunnen stehen Sitzbänke. Eine kleine Rast, die Augen schließen und dann hört man die herrliche Musik von Mozart.
Favoritenstraße
Benannt nach dem kaiserlichen Lustschloss Favorita (= Theresianum). Diesen großen Gebäudekomplex sehen wir schräg vis a vis. Jetzt wissen wir auch woher die Favoritenstraße und der 10. Bezirk ihren Namen haben. Die Favoritenstraße ist eine sehr stark befahrene Straße, um nach Süden zu fahren, also nach Rom oder Mailand, muß man diese Straße fahren. Na ja, zumindest ein Stückerl. In dem Lustschloss ist heute die Theresianische Akademie untergebracht. Benannt nach unserer Kaiserin Maria Theresia. Es gibt hier viele kleinere Geschäfte, noch einige Kaffeehäuser und Gasthäuser. Aber auch hier sind schon sehr viele Kebap-Läden. Viele kleinere Lokale stehen leer, das wird in der nächsten Zeit wahrscheinlich noch schlimmer werden.
Vor uns sehen wir den Südtiroler Platz mit Blick Richtung Hauptbahnhof. Der Hauptbahnhof und das Sonnwendviertel wurden in den letzten Jahren neu gebaut. Hier entstand alles neu. Ein moderner, zentraler Bahnhof. Umsteigemöglichkeiten zu diversen Regionalzügen, U-Bahn, Straßenbahn und natürlich auch Züge nach Rom oder Mailand.
Schelleingasse: Hier stehen noch wunderschöne Gründerzeithäuser. Es ist immer wieder angenehm ruhig wenn man von den Hauptstraßen in die Seitengassen abbiegt. Vor allem im Sommer wenn es auch noch sehr heiß ist, dann spenden die hohen Häuser angenehmen Schatten.
Argentinierstraße und dann sind wir am Wiedner Gürtel und sehen vor uns nochmals den neuen Hauptbahnhof. Wenn man sich noch erinnert wie der alte Südbahnhof ausgesehen hat, muß man anerkennen, dass dieser neue Bahnhof gelungen ist. Viel Glas, moderne Architektur – alt und neu ergänzen sich hier sehr gut.
Arsenal
Links vom Hauptbahnhof ist das Arsenal und das Heeresgeschichtliche Museum. Vom Park hat man eine guten Blick auf das neue Sonnwendviertel hinter dem Hauptbahnhof.
Das Arsenal wurde erbaut 1848 nach der Revolution rund um die Innenstadt, um eine zentrale verteidigungsfähige Anlage zu haben. Heute sind in diesem Areal das heeresgeschichtliche Museum untergebracht. Die Wien Energie hat hier ein Fernheizwerk errichtet. Auch Lokale sind hier, für eine Pause in einem der Innenhöfe unbedingt Zeit nehmen.
Prinz Eugen Straße
Hier haben wir unser Schloss Belvedere (= schöne Aussicht). „Österreich ist frei“ – hier wurde der Staatsvertrag 1955 unterzeichnet, am Balkon vom Belvedere hat Leoplold Figl diese so befreienden Worte gesagt.
Das Schloss wurde für Prinz Eugen von Savoyen gebaut. Wir haben im Lockdown hier schon einen Spaziergang gemacht. Das Museum im Schloss zu besuchen ist ein Pflichttermin. Über die Klimt Gemäldesammlung haben wir auch schon auf 49plus berichtet.
Karolinengasse
Diese Gasse wurde nach Kaiserin Karoline Auguste benannt. Dieses Grätzel war einmal das Karolinenviertel. Unbedingt das Haus Nr. 5 ansehen. Über die Mommsengasse kommen wir in die Belvederegasse. Jetzt sehen wir den Haupteingang der St. Elisabeth Kirche . Links neben der Kirche ist ein kleiner Markplatz. In der warmen Jahreszeit ist es hier sicher nett zu sitzen, zu plaudern, einen Kaffee trinken.
In diesem Teil der Belvederegasse stehen noch ein paar alte Biedermeierhäuser, leider mit abgeschlagener Fassade.
Jetzt gibt es einen Kaffee, auf der Favoritenstraße 44, vis a vis von der Belvederegasse gibt es das Cafe Frey. Gute Mehlspeisen, gutes Essen, einen netten und lustigen Kellner. Also richtig „wienerisch“.
Gestärkt gehen wir die Rainergasse vorbei am Palais Schönburg. Gehen nochmals einen kleinen Teil unseres Wiener Spazierganges Nr. 25. Das barocke Palais wurde von Johann Lucas von Hildebrandt errichtet. Es war ursprünglich im Besitz der Familie Starhemberg, ging dann an Joseph Nepomuk Graf Keglevich de Buzin über und 1841 erwarb die Familie Schönburg-Hartenstein das Palais. In den 1970er Jahren kaufte es die Conti-Bank. Nach dem Konkurs der Bank ging das Palais an die Unternehmerfamilie Gertner. In deren Besitz es sich immer noch befindet. Nach diversen Renovierungsarbeiten – die wirklich gelungen sind – wird das Palais heute als Eventlocation genützt. Hochzeiten, Firmenevents, Gartenfeste, Galas, – der letzte „Schrei – auch für Scheidungspartys kann das Palais gemietet werden.
Über die Johann-Strauß-Gasse tanzen wir zur Wiedner Hauptstraße. Überqueren diese, gehen die Lambechtgasse und sind am Mittersteig.
Mittersteig
Das war ein Feldweg und hieß ab 1765 Mittlere Steiggasse. Hier in unmittelbarer Nachbaraschaft gibt es den Hugo-Wiener-Platz und den Cissy-Kraner-Platz. Dieses geniale Kabarett-Ehepaar der Nachkriegszeit! Für viele Wiener und Österreicher unvergessen: „Ich wünsche mir zum Geburtstag einen Vorderzahn“. In dieser Gasse ist auch die Justizanstalt Mittersteig. Was wäre dem Hugo Wiener alles eingefallen, hätte er gewußt, dass ein Platz in der Nähe des Justizanstalt nach ihm benannt ist.
Margaretenstraße
Über die Kleine Neugasse landen wir in der Margaretenstraße, benannt nach dem Vorort Margareten. Eine sehr belebte Einkaufsstraße. Es gibt hier noch einige sehr alte Häuser zu sehen, aber leider auch sehr viele Neubauten die einfach nicht hierher passen. Stadtauwärts ist zu erwähnen das Schlossquadrat. Hier gibt es 4 Lokale, unbedingt eine Rast machen. Hier im „Quadrat“ zu sitzen ist einfach herrlich.
Wir gehen aber die Wehrgasse Richtung Wienzeile. Diese Gasse wurde benannt nach dem Gumpendorfer Wehr, und die Wehrgasse ist eine der besterhaltenen biedermeierlich-frühhistorischen Gassen des fünften Bezirks.
Rechte Wienzeile
Die Wehrgasse mündet in der Rechten Wienzeile. Am Samstag sehen wir vor uns den Flohmarkt. An den anderen Tagen sehen wir einen Parkplatz. Aber wir spazieren hier an einem Samstag und schauen uns den Flohmarkt an. Hier finden Sie alles. Von alten Schuhen und Kleidung über Bücher, Schallplatten, Geschirr und natürlich Antiquitäten. „Altes Klumpert“. Wenn Sie was kaufen möchten, dann akzeptieren Sie nicht den Preis, handeln Sie, feilschen Sie, streiten Sie um den Preis. Sie kaufen es trotzdem noch zu teuer, aber den Spaß bis die Ware gekauft ist, kann Ihnen niemand nehmen.
Naschmarkt
Der Markt wurde bereits 1780 erwähnt, damals war es noch ein Bauernmarkt. Heute ist es sehr gemischt. Man kann hier Obst, Gemüse, Fleisch, Käse und Gewürze kaufen. Ein Teil des Marktes besteht aus verschiedenen Restaurants, Cafes oder Weinlokalen. Wenn man durch den Markt schlendert erinnert man sich an den Bazar den man vielleicht in Tunesien oder der Türkei besucht hat. Die verschiedenen Gerüche, Tees oder Speisen die es nur am Naschmarkt zu kaufen gibt, kennt man noch von einem Urlaub.
Der Abschluss unseres Wiener Spazierganges endet hier am Naschmarkt in einem Restaurant werden wir etwas essen.
Es ist für jeden Geschmack etwas dabei, herrliche Fischlokale, italienische Restaurants, Sushi oder vielleicht ein Steak. Was immer Sie wollen. Danach treffen wir uns dann noch auf ein oder zwei Glaserln Wein, ein wenig tratschen und raunzen und einfach froh sein, dass wir in der wahrscheinlich schönsten Stadt der Welt leben.
Text + Beitragsfoto: Gabriele Czeiner