Wiener Spaziergänge Nr. 40
Der Herbst ist angekommen, ohne Altweibersommer. Von einem Tag auf den anderen ist es kalt geworden. Wir machen trotzdem unsere Wiener Spaziergänge. Heute gehen wir ins Grüne. In den Lainzer Tiergarten. Es ist Sonntag Nachmittag, windig, frisch und fallweise tröpfelt es. Also ein Wetter zum Raunzen. Aber trotzdem raus in die Natur. Der 40. Wiener Spaziergang startet in der Hermesstraße, benannte nach der Hermesvilla und der Hermesstatue. Übrigens die Straße zur Hermesvilla – also die Hermesstraße – war eine der ersten Straßen Wiens, welche eine elektrische Beleuchtung erhielt.
Lainzer Tiergarten
Wir sind im 13. Bezirk, Hietzing, und spazieren, wie schon erwähnt, über die Hermesstraße durch das Lainzer Tor in den Lainzer Tiergarten. Die ersten Fundstücke gehen auf die Römerzeit zurück. Im 11. Jahrhundert wurde der Wienerwald schon von den Babenbergern als Jagdgebiet genutzt. Das danach natürlich die Habsburger dieser wunderschöne Gebiet für sich nutzten versteht sich von selbst. Zuerst wurde ein Holzzaun rund um das Gebiet aufgestellt, unter Kaiser Jospeh II. dann eine Mauer, die ein noch größeres Gebiet umfasste. Teile dieser Mauer sieht man heute noch. 1882 bis 1886 wurde unter Kaiser Franz Joseph I. die Hermesvilla für seine Sisi errichtet. Seit 1919 ist der Tiergarten öffentlich zugänglich mit diversen Problemen. Es gab Unverständnis wegen der Öffnungszeiten, Müllprobleme und die Forderung nach einer Gastwirtschaft auf dem Gelände.
Ich habe vor kurzem das Buch „Die bösen Buben von Wien“ gelesen, von Beppo Beyerl, darin wird vom Mord 1928 im Saulackenmais berichtet. Katharina Fellner wurde ermordet und ging in die Kriminalgeschichte als „Mord im Lainzer Tiergarten“ ein. Die Kronen Zeitung hat damals natürlich auch schon für diese Schlagzeilen gesorgt. Manches ändert sich auch nach fast 100 Jahren nicht.
In der NS-Zeit zählte der Tiergarten zum neuen 25. Bezirk. Die Rote Armee, die Befreier 1945, haben den Wildbestand des Tiergartens fast ausgerottet. 1954 wurde Liesing zum 23. Bezirk, der Lainzer Tiergarten kam zu Hietzing, diesem Bezirk gehört er größtenteils heute noch an.
Nach dem Krieg wollte man einen Teil des Gebietes verbauen. Die Trasse der Westautobahn sollte ursprünglich direkt durch den Tiergarten gelegt werden. Nach Streitereien gab es einen Kompromiss, ein Teil bei Weidlingau und Auhof wurden abgetrennt, dafür wurde eine neue Fläche bei Laab im Walde eingegliedert. Dieser Teil, Laaber Tor, befindet sich in Niederösterreich.
1959 kam das Rohrhaus und 1963 das Hirschgstemm dazu. Also für Speis und Trank wurde und wird gesorgt für die vielen Besucher.
Hermesvilla
Das „Schloss der Träume“ – so nannte Kaiserin Elisabeth „Sisi“ ihre Villa.
Es war ein Geschenk vom Kaiser. Er glaubt, dass er damit seine Gattin mehr an Wien binden konnte. Aber ihre Reiselust wurde deswegen nicht weniger. Die Villa oder das Schloss bekam den Namen von der im Garten befindlichen Skulptur „Hermes der Wächter“.
Der Zweite Weltkrieg und vor allem die russische Besatzung hatten ihre Spuren hinterlassen. Das Schloß war in einem sehr desolaten Zustand. 1953 wurde hier zum Teil ein Walt-Disney-Film gedreht „Die Flucht der weißen Hengste“. Danach begann schön langsam, seitens der Stadtverwaltung, an eine Renovierung zu denken. Ab 1970 wurde dann endlich die Villa umfassend renoviert. Die Hermesvilla gehört heute zum Wien Museum. „Villa mit Grünblick“ ist eine Dauerausstellung über die Geschichte des Schlosses.
Ein Spaziergang im Tiergarten tut der Seele und der Fitness gut. Zudem findet vom April bis Oktober jeden letzten Sonntag im Monat ein Markt statt. Sie können wählen aus Obst und Gemüse, Fisch, Honig, Marmelade, Öle, etc. Der nächste und letzte Termin für dieses Jahr ist der 30. Oktober. Neu ist auch der Wiener Gusto Stand gleich beim Eingang Lainzer Tor hinter dem Informationszentrum. Der Stand ist geöffnet Donnerstag, Freitag, Samstag von 13.00 bis 17.00 Uhr. Das Angebot umfaßt stadteigene Bio-Produkte wie Mehl, Linsen, Erdäpfel, Leinöl, Fruchtsäfte und Wildspezialitäten.
Viel Spaß beim Spaziergang und Einkauf im Lainzer Tiergarten.
Text + Beitragsfoto: Gabriele Czeiner