Wiener Spaziergänge Nr. 43
Der Winter ist fast angekommen. Die letzten Tage waren sehr nebelig und trüb. Heute ist wieder ein sonniger Tag, aber auch sehr kalt. Wir machen trotzdem einen Wiener Spaziergang – schon Nr. 43. Wir sehen uns das Grätzl rund um den Brunnenmarkt, also einen Teil von Ottakring, an. Los geht’s!
Brunnenmarkt
Den Markt gibt es seit 1786 rund um einen Brunnen, der Wasser aus der Leitung vom Wienerwald in die Hofburg führte. Unter Kaiser Joseph II. wurde der Lebensmitteldetailmarkt bewilligt. Der Brunnenmarkt hat etwa 160 Marktstände uns ist einer der größten Märke Europas. 2009 ist der Yppenmarkt mit dem Brunnenmarkt verschmolzen.
Der Brunnenmarkt ist der längste Straßenmarkt Wiens, von der Thaliastraße bis zur Ottakringer Straße. Bis 2005 wurde die Marktstände nach Marktschluss abgebaut und abtransportiert, danach war die Brunnengasse für den Autoverkehr geöffnet bis zu Marktbeginn um 6.00 Uhr früh. Von 2005 bis 2010 wurde der Markt saniert. Die Marktstände können seit dem auch über Nacht stehen bleiben, der Autoverkehr ist im Marktgebiet seit der Sanierung auch nachts verboten.
Yppenmarkt
Der Yppenmarkt ist die Fortsetzung des Brunnenmarkts. Ursprünglich war dieser Platz ein Exerzierplatz, dann ein Großhandelsmarkt für Obst und Gemüse. Heute haben sich auf dem Yppenplatz viele „In-Lokale“ angesiedelt. Es ist hip im Sommer am Yppenplatz zu sitzen und ein Glaserl Wein oder Prosecco trinken. Übrigens die Yppengasse und der -markt sind nach Simon Peter van Yppen (1698 bis 1770) benannt. Er war Oberst und Eigentümer des ehemaligen Schellhammerhofes, den er nach seinem Tod invaliden Offizieren überließ.
Payergasse
Die Payergasse ist der Abschluss vom Yppenmarkt, keine sehenswerte Gasse. Aber das interessante an dieser Gasse ist nach wem sie benannt wurde: Julius Ritter von Payer. Er war Kartograph, Alpen- und Nordpolfoscher , Bergsteiger und Maler. 1869/70 nahm er an der zweiten deutschen Polar-Expedition teil. 1871 leitete er mit Karl Weyprecht eine österreichisch-ungarische Vorexpedition in die Arktis und von 1872 bis 1874 die österreichisch-ungarische Nordpolexpedition.
Hubergasse
Wir gehen weiter bis zur Hubergasse, benannt nach dem Stadtbaumeister und Wiener Gemeinderat Anton Huber. Er hat um 1850 hier die ersten Häuser erbaut. Und hier gibt es auch den Huberpark. Eine kleine Oase zwischen all den Häusern und Straßen. Ein Spielplatz, eine Hundezone und viele Möglichkeiten zum Verweilen.
Ottakringer Straße
Auf einen Teil dieser Straße sind wir schon gewandert. Das war aber weiter stadtauswärts. Hier am Beginn der der Ottakringer Straße, nahe beim Gürtel, ist sie noch eine Einkaufsstraße. Nicht so wie die Kärntnerstraße aber für den täglichen Bedarf ist gesorgt. Die Straße wurde 2012/13 neu gestaltet. Es gibt jetzt mehr Sitzmöglichkeiten. Wobei ob das wirklich mehr Lebensqualität bringt bei dem Verkehr, der täglich durch die Ottakringer Straße rollt, sei dahin gestellt. Es gibt auch ein paar Bäume, hoffentlich entschließt man sich, noch mehr zu pflanzen.
Die Haberlgasse gehen wir links. Benannt ist diese Gasse nach dem Kaufmann und Bürgermeister von Neulerchenfeld Johann Haberl.
Friedmanngasse
Benannt nach Alexander Friedmann. Er war ein Wiener Indsutrieller, Gemeinderat und Landtagsabgeordneter. Er war Gründer der Armaturenfabrik Alex. Friedmann. Zu Alexander Friedmann sei noch gesagt, dass er einer der ersten Gemeinderäte war, der ein Wasserleitungssystem für Wien entwickelte.
Die Friedmanngasse teilt sich, der rechte Teil ist die Gaullachergasse. Diese Gasse wurde benannt nach dem Neulerchenfelder Ortsrichter Josef Gaullacher. Am Spitz Gaullachergasse/Friedmanngasse ist ein Grüninsel. Eine kleine Hundezone, Sitzmöglichkeiten, ein Insektenhotel und zwei Büchertauschzellen. Das sind die alten Telefonhütteln, welche als „Mini-Bibliotheken“ genutzt werden.
Wir gehen weiter die Gaullachergasse. Und hier habe ich ein Friseurgeschäft entdeckt: auf Nr. 27. Ich habe eine Zeitreise in die 1970er Jahre gemacht. Wer kann sich noch an den Silverster-Mundl erinnern, wo der Mundl zum Friseur gehen mußte. Diesen Friseur habe ich gefunden oder zumindest die Einrichtung.
Yppenheim
Simon Peter van Yppen – ein paar Absätze oberhalb haben wir schon von Herrn Van Yppen geschrieben. Hier am Lerchenfelder Grütel 57 – vis a vis der U-Bahn-Station – haben wir das Yppenheim. Einige Leser können sich sicher noch erinnern, dass hier einmal eine Tankstelle war. Der Platz vor dem Heim wurde neu gestaltet. Die historische Gartenanlage des Yppenheims grenzt nur direkt an den öffentlichen Platz. Der Platz wurde begrünt, na ja etwas. Der Plattenbelag in hellem Grau gehalten, damit er sich nicht so von der Sonne aufheizen kann.
Zum Goldenen Pelikan
Das Haus Neulerchenfelder Straße/Ecke Lerchenfelder Gürtel ist das Weinhaus Sittl oder das „Haus zum Goldenen Pelikan“. Ein wunderschönes Biedermeierhaus. Am Eck ist ein Pelikan mit seinen Jungen. Darunter ist eine Inschrift auf der der ursprüngliche Name ist: Zum Goldenen Pelikan. Am Haus steht heute noch Weinhaus Sittl, ein Gasthaus mit gutbürgerlicher Wiener Küche.
Über die Thaliastraße kommen wir wieder zum Brunnenmarkt. Der Spaziergang war heute kurz, es ist aber auch frisch. Bis zum nächsten Wiener Spaziergang. Bleiben Sie gesund.
Text + Beitragsfoto: Gabriele Czeiner