Wiener Spaziergänge Nr. 44
Prosit Neujahr! Den heutigen Wiener Spaziergang, schon Nr. 44, ist vom 1. Jänner 2023. Herrliches sonniges Wetter, vom Gefühl würde ich meinen, es ist Frühlingsbeginn.
Atzgersdorfer Friedhof
Wir sind heute in Liesing, im 23. Bezirk. In der Reklewskigasse beim Atzgersdorfer Friedhof starten wir. Die Gasse ist benannt nach dem Gerichtspräsidenten Dr. Johann Kouty Conzaga Reklewski von Reklewski. Das ist ein Name. Den Atzgersdorfer Friedhof gibt es an dieser Stelle seit 1880. Ursprünglich war er um die Pfarrkirche Atzgersdorf, wie es eben damals so üblich war. Danach wurde er noch zweimal verlegt, bis er hier gelandet ist. Ein Teil des Friedhofes ist in Erlaa, ein Teil in Atzgersdorf.
Hier sind noch einige alter Häuser zu bewundern, gemischt mit der Architektur der 1970er Jahre. Kleinere Zinshäuser, kleinere Betriebe – so wie es in der Vorstadt war und teilweise noch ist. Nach dem Friedhof ist eine neue Siedlung entstanden. Diese fügt sich gut in das Ortsbild ein. Wir gehen Richtung Erlaaer Straße. Über die Podhorezkygasse, benannt nach dem Gemeinderat und Ortsschulrat von Erlaa Alois Podhorezky (ein typischer österreichischer Name), gelangen wir zu der Gasse „Ober den Gärten“. Dieser Name bezieht sich auf einen historischen Riednamen. Und dann stossen wir auf die Josef-Österreicher-Gasse. Benannt nach, nona, Josef Österreicher, er war Färbereibesitzer.
Hier habe ich auch einen interessanten Betrieb gefunden. In dieser Werkstätte kann man diese „führerscheinbefreiten“ Autos kaufen und Weine. Gutes Marketing!
Erlaaer Straße
Benannt nach dem Ortsnamen Erlaa. Am Foto sieht man ein rosa Haus, heute ein „Laufhaus“, das war einmal eine Pension mit einem guten Gasthaus, danach war einmal die älteste Färberei Wiens. Heute stehen dort Wohnhäuser.
Wir überqueren hier die Erlaaer Straße und gehen bis zum Liesingbach. Hier gab es einmal die Erlaemühle (wurde so geschrieben) oder auch Riegermühle, benannt nach ihrem letzten Besitzer Anton Rieger. 1929 wurden hier Schrebergärten errichtet. Auch die Färberei brauchte das Wasser des Liesingbaches. Man sieht wie groß der Färberbetrieb einmal gewesen sein muß, heute stehen hier Wohnhäuser von der Erlaaer Straße bis fast zur Liesing. Es ist ein sehr schönes Erholungsgebiet.
Erlaaer Schloss
Zurück zur Erlaaer Straße. Vorbei bei „Enrico“, DER Eissalon von Erlaa und Atzgersdorf, natürlich geschlossen! Nein wir haben keinen Lockdown, sehr viele Eissalons haben über den Winter geschlossen. Nach einem Freizeit-Center kommen wir zum Erlaaer Schloss. 1765 erwarb Georg Adam Fürst Starhemberg die Grundherrschaft Erlaa. Er ließ das Schloss umbauen. Mit der Schlossallee schuf er eine Verbindung zu den Schlössern Hetzendorf und Schönbrunn.
In der Wiesen
Neben dem Schloss ist ein Pensionistenheim der Caritas. Danach beginnt „In der Wiesen“. Hier waren sehr viele Gärtnereien angesiedelt. Ein Grätzl, welches sehr grün war, daher kommt der Name. Heute stehen hier, erraten, Wohnsilos und es gibt wenig „Wiesen“.
Wohnpark
Auf der vis a vis Seite ist der Wohnpark Alterlaa. Vom Architekten Harry Glück stammt das Konzept für diese Anlage. Errichtet wurde es von 1970 bis 1985. In den ersten Jahren sorgte dieser Wohnkomplex für sehr viel Aufregung, mittlerweile gehören die Wohntürme vom Wohnpark zum südlichen Stadtbild. Zwischen den Wohntürmen ist der Eingang zum „Harry-Glück-Park“, hier kommt man auch zur Liesing.
Anton Baumgartner Straße
Eine kleine Brücke bzw. Steg führt über die Anton-Baumgartner Straße, der Christensonsteg. Benannt nach Alwin Kjell Christenson (1901 – 1972). Er kam nach dem Ersten Weltkrieg nach Wien und gründete 1930 eine Baumschule in Simmering, danach in Essling und in Alt-Erlaa, diese bestand bis 1933. Zur Anton-Baumgartner-Straße sei noch gesagt, dass sie nach Anton Baumgartner, Gemeinderat von Erlaa und Ökonomierat, benannt wurde. Die Straße führt von Atzgersdorf über Erlaa nach Inzersdorf.
Das Foto habe ich am Christensteg gemacht. Mit Blick auf die Anton-Baumgartner-Straße zur U-Bahn-Station und in der Ferne sieht man den 10. Bezirk, die Wienerfeldsiedlung. Die haben wir auch schon besucht.
Auf der rechten Seite, Blick Richtung U-Bahn, befindet sich ein Gymnasium, die Post und dann eben die U6-Station Wohnpark Alt Erlaa. Es ist nicht mehr vorstellbar, dass hier einmal Gärtnereien waren, welche Wien und Umgebung mit Obst und Gemüse versorgt haben.
Erlaaer Flur
Elisabeth-Bergner-Weg – benannt nach der Schauspielerin, welche während der Nazizeit Arbeitsverbot hatte, sie konnte nach England fliehen. Unterhalb des Straßennamens steht nach wem die Straße benannt ist und der Beruf. Es wäre schön, wenn sich die Stadt dazu entschliessen könnte, ein wenig mehr über diese Menschen zu berichten. Oder mittels einen QR-Code konnte man mit dem Handy dann die Geschichte dieser Personen lesen.
Links von der U-Bahn ist der Erlaaer Flur. Eine riesige Wohnanlage. Auch mit Grün zwischen den Häusern, davor eine Schule, ein Spielplatz und viele Möglichkeiten zum Verweilen. Aber die Weite der Gärtnereien gibt es nicht mehr.
Rößlergasse
Benannt nach dem Ortsrichter und Bürgermeister von Erlaa Franz Rößler. Das ist die Rückseite von In der Wiesen. Größer könnte der Unterschied nicht sein. Links gibt es noch eine Gärtnerei und eine Baumschule und einige freie Flächen. Rechts ein Wohnblock, alles verbaut.
Rößlergasse Foto © Gabriele Czeiner
In dieser Siedlung sind einige Schauspieler verewigt: Alma-Seidler-Weg, Marisa-Mell-Gasse und natürlich Romy-Schneider-Gasse.
Durch die Wohnanlage kommen wir wieder zur Erlaaer Straße. Wir befinden uns jetzt an der Rückseite des Pensionistenheimes. Daneben ist eine Minigolfanlage und ein Tennisplatz.
Kugelmanngasse
Erlaaer Straße – Kugelmanngasse ist das Ende des Grundstückes vom Erlaaer Schloß. Größtenteils mit einer Mauer umgeben. Der Name der Kugelmanngasse geht wahrscheinlich unter Bezugnahme auf eine steinerne Atlasfigur zurück. Die Himmelskugel tragend wurde Kugelmann genannt.
Carlbergergasse
Durch die Kugelmann-Siedlung und Eduard-Kittenberg-Gasse kommen wir zur Carlbergergasse. Übrigens Eduard Kittenberg war auch einmal Bürgermeister von Erlaa. Die Carlbergergasse ist benannt nach – das erraten Sie nie – dem Bürgermeister von Atzgersdorf Josef Carlberger, er war auch noch Kaufmann und Ortsrichter. Die Carlbergergasse ist so eine Art „Grenzgasse“ die eine Seite ist zum Wohnen, die andere Seite zum Arbeiten. Wir gehen Richtung Brunner Straße. Links ist das Industriegebiet „City Park Vienna“ und hier wird gebaut und gebaut und gebaut….
Rechts ist eine Wohnsiedlung und danach die Rückseite des Atzgersdorfer Friedhofes. Daneben noch der Kleingartenverein Atzgersdorfer Heide. Jetzt sind wir bei der Brunner Straße und sehen das Gebäude der MAN. Wenn Sie einen Panzer kaufen möchten, ist das die richtigen Adresse.
Das Wetter war herrlich, ideal für einen Wiener Spaziergang. Jetzt gibt es einen Kaffee und Kuchen. Die Pandemie ist in eine Endemie übergegangen, hoffen wir, dass es so bleibt.
Achten Sie auf sich und bleiben Sie gesund!
Text und Beitragsbild: Gabriele Czeiner