Wiener Spaziergänge Nr. 47

Wiener Spaziergänge Nr. 47 – Ende April, es ist windig aber angenehm für eine kleine Wanderung. Heute sind wir wieder einmal in Meidling. Dieser Bezirk wurde 1806 in Ober-, Untermeidling und Gaudenzdorf geteilt. 1819 wurde Gaudenzdorf dann wieder abgetrennt.

Untermeidling

Hier machen wir heute eine kleine Stadtwanderung. Wir starten beim Schedifkaplatz. Benannt nach Wilhelm Schedifka (1895 – 1914). Er war Tischlermeister, Hausbesitzer und Gemeinderat. Er hat sich um das Feuerwehr- und Rettungswesen in Wien um die Jahrhundertwende verdient gemacht.

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Schedifkaplatz Foto © Gabriele Czeiner

Meidlinger Friedhof

Neben dem Abgang zur U-Bahn und zu den Stationen vom Bahnhof geht ein kleiner Fußgängerweg zum Meidlinger Friedhof. Auch einige verrückte Scooter-Fahrer begegnet man hier am Fußgängerweg. Dieser Friedhof zählt zu den ältesten Friedhöfen Wiens. Der Vorort Meidling hatte bereits 1784 einen ersten Friedhof, dieser hatte um 1806 Wassereinbrüche und mußte verlegt werden. Ab 1862 war der Friedhof dann an der heutigen Stelle, noch etwas kleiner, er wurde mehrere Male erweitert. Der Friedhof ist heute durch die Eibesbrunnergasse geteilt und hat mehrere Eingänge. Es gibt einige alte Gräber, schön zum Ansehen, die Grabsteine sind reichlich verziert, es stehen, wie es eben so üblich war, neben Geburts- und Todestag auch der Beruf geschrieben. Es wurden auch die wohltätigen Zwecke der Verstorbenen angeführt.

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Meidlinger Friedhof Foto © Gabriele Czeiner

So wie bei jedem Friedhof in Wien, gibt es auch hier „Ehrenhalber gewidmete Gräber“. Hier sind unter anderem drei von Opfer des Ringtheaterbrandes von 1881. Werde bei einem Spaziergang nach diesen Gräbern suchen und Fotos machen.

Unfallkrankenhaus Meidling

Eibesbrunnergasse, hier verlassen wir den Friedhof. Die Gasse wurde nach Michael und Ulrich Eybesbrunner benannt. Beide waren Besitzer der Flur Eglsee.  Am neuen Teil des Friedhofes vorbei, eine Rechtskurve und wir sind in der Kerschensteinergasse. Diese ist benannt nach dem Pädagogen Dr. Georg Kerschensteiner.

Viele Autofahrer kennen diesen Weg, ist eine kleine Abkürzung zur Längenfeldgasse. Rechts ist der Friedhof, links ein sehr großes Geländer, gehört der ÖBB und ist Teil vom Bahnhof Meidling. Wir gehen an der Kreuzung rechts in die Kundratstraße. Benannt nach Johnann Kundrat, einem Pathologen und Mitbegründer und später auch Herausgeber der Wiener klinischen Wochenschrift. Kein Zufall dass diese Gasse so heißt, wie haben hier das Unfallkrankenhaus Meidling und ein Stück weiter, Richtung 10. Bezirk das Kaiser-Franz-Josef-Spital, heute Klinik Favoriten.

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Unfallkrankenhaus Meidling Foto © Gabriele Czeiner

Das UKH Meidling wurde 1956 eröffnet. Bis 1981 wurden hier eine Million Patienten versorgt. Seit 2018 ist es das „AUVA-Traumazentrum Wien – Standort Meidling“. Das Altgebäude „RZ“ wurde von Architekt Gustav Peichl 1968 geplant. Es wird zur Zeit generalsaniert und zu einem Therapiezentrum umgebaut.

George-Washington-Hof

Bei den Wiener Spaziergängen gibt es immer wieder Neues zu sehen oder zu erkunden. Der George-Washington-Hof an der Triester Straße, bei der Spinnerin am Kreuz. Der Gemeindebau ist bekannt, was ich aber nicht wußte, dass die Gemeindebauten bis zum Friedhof auch zum George-Washington-Hof gehören. Sie wurden dann nach den Bäumen benannt, welche in den Höfen stehen. „Birkenhof“, Ahornhof“, „Ulmenhof“, etc. 

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Innenhof Foto © Gabriele Czeiner

Die Gemeindebauten wurden in den 1920er Jahren gebaut.  In der Zwischenkriegszeit wurden in Wien 63.000 Wohnungen gebaut. Wie fortschrittlich und zukunftsweisend gebaut wurde zeigt sich heute immer noch an diesen Wohnungen. Es gab Toiletten und Badewannen. Keine Bassena! In den Anlagen gab und gibt es Waschküchen, Einkaufsmöglichkeiten, Friseure, etc. Man sieht heute noch teilweise die Geschäfts die es einmal gab, leider heute alle geschlossen oder sie werden als Büro genützt. 

Asyl

Unter-Meidlinger-Straße 63 ist das Asyl für Obdachlose. Es wurde 1908 für den privaten Asylverein erbaut. Angeblich wohnte Adolf Hitler hier für 2 Monate. Das denkmalgeschützte Haus wurde 2007 und 2009 baulich verändert. Die Fassade blieb aber vollständig erhalten. Das Haus für Asyl ist das älteste Gebäude Wiens, welches für Obdachlosenasyl erbaut wurde und heute noch in diesem Sinne von der Caritas genutzt wird.

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Asyl für Obdachlose Foto © Gabriele Czeiner

Wir wandern durch einen der Höfe, die alle sehr grün sind. Teilweise gibt es kleine Gärten für die Bewohner, oder auch Spielplätze oder einfach nur eine Grünfläche mit einer Bank um ein wenig die Ruhe und die Sonne, so sie scheint, zu genießen.

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Noch ein Innenhof Foto © Gabriele Czeiner

Wienerbergstraße

Wir verlassen den Gemeindebau und landen auf der Wienerbergstraße. Benannt nach dem Wienerberg. Da haben wir auch schon einen Teil davon besucht, im 10. Hieb. Das Gefühl, wenn man aus dem Gemeindebau auf die Wienerbergstraße kommt ist wie „Stadt – Land“. Ich komme von der Ruhe in den Trubel. Auf der vis-a-vis Seite sind Neubauten, viele neue Bürogebäude. Hier ist ein neues Grätzl entstanden.

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„Iron von Meidling“ Foto © Gabriele Czeiner

Darnautgasse

Diese Gasse wurde nach Hugo Darnaut benannt. Er War Maler und Vertreter des Naturalismus, später Realismus. Bekannt ist vor allem ein Vogelperspektivebild von Wien, welches er gemeinsam mit Erwin August Pendl für die Pariser Weltausstellung 1900 schuf. Auf Nr. 10 + 12 befindet sich ein Familienzentrum „Gemeinschaftliches Wohnen“. Das sind die neuen Gemeindebauten von Wien.

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Darnautgasse „Gemeinschaftliches Wohnen“ Foto © Gabriele Czeiner

Nach dem Spaziergang gibt es noch ein Eis und/oder einen Kaffee. Wo? Erraten im Eissalon der „Eis-Lady“ oder „Eis-Baronin“. Die Mörderin hatte unzählige Spitznamen. Der Eissalon heißt jetzt „Kornetto“, Neudeutsch geschrieben! An diese Schreibweisen müssen wir uns gewöhnen. Aber die deutsche Sprache ist sehr großzügig, hat schon viel erlebt in den letzten Jahrhunderten. 

KI

So könnte der Bahnhof Meidling vielleicht in ein paar Jahren oder Jahrzehnten aussehen. Zumindest nach Vorstellung von KI:

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Bahnhof Meidling Foto © Gabriele Czeiner + KI

Text + Beitragsbild „Eibesbrunnergasse“: Gabriele Czeiner

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Wiener Spaziergänge Nr. 47. Heute sind wir in Meidling. Dieser Bezirk wurde 1806 in Ober-, Untermeidling und Gaudenzdorf geteilt.
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