Wiener Spaziergänge Nr. 53
Nach einer kleinen Pause machen wir wieder Wiener Spaziergänge, heute schon Nr. 53. Wir starten beim Naschmarkt, Höhe Theater an der Wien. Das Theater wird zurzeit renoviert, sollte aber bis zur nächsten Saison fertig werden. Na, lassen wir uns überraschen.
6. Bezirk
Mariahilf wurde 1850 aus fünf Vorstädten gebildet. Daran erinnern heute noch die Straßennamen wie Gumpendorfer Straße, Mariahilfer Straße, Windmühlgasse, Laimgrubengasse oder Magdalenenstraße. Im Bezirksmuseum kann man einen Nachbau vom Magadalenengrund sehen. Das war einmal wirklich eine „Ratzenburg“. Hier lebten die Ärmsten der Armen.
Girardigasse
Alexander Girardi, er war um die Jahrhundertwende der Schauspieler, Komiker und Operettensänger. Vielleicht vergleichbar mit Peter Alexander der 1970er- und 1980er-Jahre. Die Gasse ist nicht sehr angenehm, finster, kein Grün. Aber es stehen ein paar schöne alte Zinshäuser in dieser Gasse. Parkplatz gibt es hier auch nicht.
Die Girardigasse mündet beim Cafe Sperl. Das kennen wir auch schon.
Laimgrubengasse
Dieser Teil von Mariahilf war Laimgruben. Hier standen Lehmgewinnungsstätten, also Ziegelöfen. Daher leitet sich der Name Laimgruben ab. Im neuen Wien Museum kann man dazu auch einiges sehen. Die Gasse führt wieder zur Wienzeile und zum Naschmarkt. Es ist hier alles sehr eng verbaut, wenig grün und düster, auch wenn die Sonne scheint.
Köstlergasse
Die Köstlergasse wurde benannt nach Adam Köstler, er war Bezirksvorsteher und Gemeinderat von Mariahilf (1871 – 1886). Zwischen Nr. 5 und 7 ist ein freier Teil. Der begrünt ist und hier scheint die Sonne durch. Das macht diese Gasse um einiges freundlicher und heller. Das Haus Nr. 5 ist ein wunderschönes Jugendstilhaus, in dem auch das Stiegenhaus noch gut erhalten ist. Leider war es geschlossen.
Stiegengasse
Benannt nach den Stiegen in der Gasse. Das Haus Nr. 9 „Zum römischen Kaiser“, über dem Tor ist ein Medaillon Josephs II.
Joanelligasse
Benannt nach Barnabitenpriester Don Cölestin Joanelli, gestorben 1673. Von ihm wurde ein Marienbild gestiftet, welches die Türkenbelagerung überdauerte und wurde dann in der Mariahilfer Kirche gezeigt. Am Eck zur Wienzeile ist die Eisenbahner Versicherung – heißt jetzt nicht mehr so. Nach Zusammenlegung mit anderen Versicherungen heißt sie jetzt „BVAEB Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter“. Das war übrigens eine günstige Zusammenlegung und hat den Steuerzahler fast nichts gekostet – das war jetzt Satire! Das Haus selbst wurde von 1910 bis 1912 nach Plänen des Architekten Hubert Gessner errichtet.
Wenn Sie in einer dieser kleinen Gassen stehen, dann machen Sie die Augen zu und stellen Sie sich vor, wie es hier vor 150 Jahren ausgesehen hat. Dann ist man wieder sehr dankbar im Heute zu leben.
Wieder auf der Gumpendorfer Straße sehen wir noch einen Teil von der Fassade „Fleischerei Hartl“ von 1880. Das wird auch bald weg sein.
Über die Lehargasse, beim Semperdepot vorbei stehen wir vor der „Palmers Immobilien“. Übrigens, im Semperdepot haben wir die Foto-Ausstellung von Steve McCurry gesehen.
Lehargasse
Benannt nach Franz Lehár, dem Operettenkomponisten von Österreich, und auch nicht verwunderlich, dass diese Gasse nach ihm benannt ist, so nahe am Theater an der Wien. Wir schauen uns das Haus Nr. 9–11 an. Gehört heute zu den Palmers Immobilien. Es wurde 1911 bis 1912 nach Plänen des italienischen Architekten Max Fabiani erbaut, für die Gummiwarenfabrik Josef Reithoffers Söhne.
Millöckergasse
Über die Millöckergasse, wieder ein Operettenkomponist, gehen wir weiter. Hier an der Rückseite vom Theater an der Wien können wir die riesige Baustelle des Theaters sehen. Alles ist eingerüstet, ich bin gespannt, ob die Eröffnung in der nächsten Saison wirklich über die Bühne gehen wird.
Von hier sehen wir wieder zum Naschmarkt. Das ist auch ein optimales Ende für diesen Spaziergang. Ein Glas Glühwein wird jetzt guttun. Es ist schön und sonnig, aber kalt. Das Glaserl Wein werde ich auf die #49plus Gemeinde trinken. PROST!
Text + Beitragsfoto: Gabriele Czeiner