Wiener Spaziergänge Nr. 56

Es ist der 1. November, Feiertag, es ist sonnig, warm, etwas windig. Wir machen unseren 56. Wiener Spaziergang. Heute in Hietzing, genauer gesagt in Lainz und Ober St. Veit. 

Im 13. Bezirk waren wir schon. Einer der Nobelbezirke von Wien. Hier stehen wunderschöne alte Villen, viel Grün und viele Möglichkeiten für Spaziergänge. 

Münichreiterstraße

Karl Münichreiter kam aus Niederösterreich, er war Schuhmacher und Februarkämpfer. Er wohnte mit seiner Frau in einer Kellerwohnung in Hietzing. Am 14. Februar 1934 wurde er hingerichtet. 

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Eine wunderschöne Villa in der Münichreiterstraße Foto © Gabriele Czeiner

Wir biegen ab in die Mühlbachergasse. Benannt nach Engelbert Mühlbacher, Priester und Historiker. Über die Beckgasse, benannt nach Ministerpräsident Max Wladimir Freiherr von Beck, gelangen wir zur Hummelgasse. Benannt nach dem Komponisten Johann Nepomuk Hummel. Er schrieb 1797 die komische Oper „Il viaggiator ridicolo“. Mit dem Hummelflug hat er nichts zu tun! Im Herbst, wenn die Bäume ihr Laub verloren haben, sieht man an manchen Stellen bis zur Kirche am Steinhof.

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Hummelgasse – Blick zur Steinhofkirche Foto © Gabriele Czeiner

Teilung des Bezirks 

Hier wird der Bezirk durch die Südbahn geteilt. So sehen das viele Anrainer. An der Erbauung dieser Bahnstrecke war auch Carl Ritter von Ghega beteiligt. Wir kennen ihn von der Semmering Bahn, und wir 49plus-jährigen auch noch vom 20-Schilling-Schein.

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Teilung des Bezirks Foto © Gabriele Czeiner

Otto-Glöckel-Schule

Gleich neben dem Bahnübergang in der Veitingergasse 9 ist die Otto-Glöckel-Schule. Sie wurde 1933/34 von der Gemeinde Wien errichtet. Benannt nach Otto Glöckel. Er war Teil der Wiener Lehrerbewegung „Die Jungen“. 1897 wurde er vom Wiener Bürgermeister Karl Lueger wegen „politischen Radikalismus“ fristlos entlassen. Er war von 1919 bis 1920 in der Regierung Renner tätig, danach war er 2. Präsident des Wiener Stadtschulrates. Unter seiner Leitung wurde die Schulreform in Wien durchgeführt. Die Einführung einer neuen „Allgemeinen Mittelschule“ wurde zwar vorbereitet, konnte aber von ihm nicht mehr abgeschlossen werden. Vieles, was unter seiner Leitung vorbereitet wurde, konnte dann ab 1970 unter der sozialistischen Alleinregierung umgesetzt und auch verbessert werden.

Der Eingang der Schule ist mit zinnglasierter Keramik verblendet, und mit vier Terrakottafiguren „Vier Jahreszeiten“ und dem Wiener Stadtwappen geschmückt.

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Otto-Glöckel-Schule Foto © Gabriele Czeiner

Sebastian-Brunner-Gasse

Sebastian Brunner war Priester, Historiker und Publizist. Sein Pseudonym war Max Veitel Stern. Brunner kam aus dem 7. Bezirk. In der Kandlgasse 32 gibt es eine Gedenktafel für ihn. Auch in dieser kleinen Gasse sind wieder herrliche Villen zu bewundern.

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Sebastian-Brunner-Gasse Foto © Gabriele Czeiner

Der nächste Komponist hat sich in der Titlgasse verewigt. Anton Emil Titl war unter anderem Theaterkapellmeister, Militärkapellmeister ist Prag und Kapellmeister am Hofburgtheater. 

Franz-Rosenberger-Hof

Bei der Lainzer Straße ist der Franz-Rosenberger-Hof. Rosenberger war unter anderem Bezirksrat für den 13. Bezirk, Abgeordneter zum Landtag, Mitglied des Gemeinderates. Ein Wiener Kommunalpolitiker. Diese Wohnhausanlage wurde von 1952 bis 1953 errichtet. Auf jedem Wohnblock wurden Wildtiere dargestellt. Heute ist nur mehr der Hirsch erhalten auf Haus Nr. 117.

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Der Hirsch vom Franz-Rosenberger-Hof Foto © Gabriele Czeiner

Parkanlage Küniglberg

Als Abschluss unserer kleinen Stadtwanderung werden wir noch einen Berg erklimmen. Genau den Küniglberg. Er ist 261 m hoch. Wir starten bei der Alois-Kraus-Promenade. Die beginnt hinter dem Franz-Rosenberger-Hof. Alois Kraus war Direktor des Schönbrunner Tiergartens von 1879 bis 1919. 

Jetzt wird es steil. Malfattisteig – dieser steile Fußweg, teils mit Stufen versehen, führt zur Kuppe des Küniglberg’s. Dr. Johann Malfatti Edler von Montereggio ließ hier die Malfattivilla erbauen. Er starb hier 1859. Die Villa gibt es nicht mehr aber der Name Malfatti blieb erhalten.

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Malfattisteig Foto © Gabriele Czeiner

Neben dem Volkstheater gibt es das Hansi-Niese-Denkmal. Hier am Küniglberg gibt es den Hansi-Niese-Weg. Sie war eine Volksschauspielerin. Um die Jahrhundertwende bis in die 1930er-Jahre war sie auf allen großen deutschsprachigen Bühnen als Schauspielerin und Sängerin zu sehen und zu hören.

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Am Hansi-Niese-Weg entdeckt Foto © Gabriele Czeiner

Und hier begegnen wir auch dem Begründer der deutschen Einheitsrechtschreibung, in der Konrad-Duden-Gasse. Es würde mich interessieren, was er von Gendern hält.

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Konrad-Duden-Gasse Foto © Gabriele Czeiner

Noch einen Abstecher zum Western-Spielplatz, der gesperrt ist. Von hier haben wir noch einen schönen Ausblick Richtung 14. Bezirk.

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Herrlicher Ausblick Foto © Gabriele Czeiner

Wenn ich mich hier umsehe, bin ich sehr dankbar, hier zu leben. Wenn man dann noch im Sonnenschein spazieren kann und die herrlichen Herbstfarben genießt, verstehe ich, dass Wien zur lebenswertesten Stadt gewählt wurde. 

Text + Beitragsbild: Gabriele Czeiner

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Es ist der 1. November, Feiertag, es ist sonnig, warm, etwas windig. Wir machen unseren 56. Wiener Spaziergang.
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