Wiener Spaziergänge VII

Wir machen unseren nächsten Wiener Spaziergang. Wir gehen weiter, wir raunzen weiter – wir sind Wiener. Wir Raunzen, wir Schimpfen, weil noch immer kein Lokal geöffnet hat, weil wir Abstand halten müssen, weil wir Nasen-Mund-Masken tragen. Aber wir machen es und hoffen, dass es bald zu Ende sein wird und wir wieder gemütlich beim Heurigen oder im Cafe sitzen werden. Bis dahin gibt es Wiener Spaziergänge durch unsere Stadt. Jetzt schon die siebente Wanderung.

Pfarre Breitenfeld

Wir starten im 8. Bezirk, Josefstadt, bei der Pfarre Breitenfeld, Florianigasse. Sie wurde gebaut zu Ehren des verstorbenen Kaisers Franz I. Der Kaiser starb 1835, die Kirche wurde aber erst viel später gebaut, 1898 wurde die Kirche geweiht unter Anwesenheit Kaiser Franz Joseph I. 

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Pfarre Breitenfeld Foto © Gabriele Czeiner

In der Florianigasse gibt es das Wiener Schuhmuseum. Unter den Ausstellungs-Tipps gibt es Fotos und eine Beschreibung dieses Museums.  Wir wandern weiter über den Bennoplatz. Hier stehen ein paar wunderschöne Häuser. Schaut euch die Fassaden an, eine schöner als die andere. Am Bennoplatz ist auch ein hervorragendes Restaurant, das Prinz Ferdinand. Das sollte man sich für die „Nach-Corona-Zeit“ unbedingt vormerken.

Albertplatz

Albertplatz 8, vor dem Biedermeierhaus steht des Isisbrunnen. Der Brunnen wurde in Brünn gegossen und entstand auf Initiative des Grundrichters Carl Georg Gaber. 1834 im Beisein von Kaiser Franz Joseph I. geweiht. Hat der Kaiser eigentlich was anderes gemacht, außer Gebäude jeglicher Art, Brunnen, Kirchen eröffnen? Das Biedermeierhaus dahinter ist das sogenannte Gaberschlössel, ehemaliges Gerichtsgebäude, wurde 1812 errichtet.

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Albertplatz Isisbrunnen Foto © Gabriele Czeiner

Alser Straße

Die Alser Straße wurde schon 1211 erwähnt. Sie verbindet die Innere Stadt mit Ottakring und Hernals. Das Haus Nr. 38 steht an der Abzweigung zur Kinderspitalgasse, erbaut 1895. Schauen Sie auf das Dach, hier befinden sich die „Drei Lauffer“ von Viktor Tilgner. Die Läufer waren herrschaftliche Diener. Ihre Aufgabe war es, den Sänften und Kutschen der Adeligen vorauszueilen, um Platz zu schaffen. An den prächtigen Kopfbedeckungen wurden sie schon von Weitem erkannt, und ihre Zepter waren Stäbe, mit denen sie den Verkehr teilten. 

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„Drei Lauffer Haus“ Foto © Gabriele Czeiner

Haus Nr. 32: ein wunderschönes Jugendstilhaus. Im letzten Stockwerk ist über dem Erker ein grünes Dach angebracht. Innsbruck hat das Goldene Dachl, Alsergrund hat ein Grünes Dachl. 

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Alser Straße 32, Jugendstilhaus Foto © Gabriele Czeiner

Vis a Vis von diesem Haus habe ich eine kleine Rast gemacht. Es gibt hier einen Eissalon, der geöffnet ist. Oh Corona! Das erste Eis – es war herrlich.

Altes AKH

1697 wurde der erste Hof fertiggestellt. Durch Stiftungen wurde der Komplex immer wieder erweitert. Kaiser Joseph II. besuchte 1783 das Armenhaus und stellte fest, dass die Anlage nicht der Notlinderung diente. Er ließ daraufhin die Anlage von seinem Leibarzt Joseph Quarin zu einem allgemeinen Krankenhaus umplanen. 1784 erfolge die Eröffnung. Im Torbogen zur Alser Straße steht „Saluti et solatio aegrorum“ („Zum Heil und zum Trost der Kranken“). Angeschlossen an das Krankenhaus war ein Irrenhaus und ein Gebärhaus, ab 1806 wurde das Findelhaus angegliedert. 

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Altes AKH Foto © Gabriele Czeiner

Heute befindet sich darin der Campus der Universität Wien, Radio Arabella und diverse Lokale und Geschäfte in den Innenhöfen. In der Weihnachtszeit gibt es immer einen Weihnachtsmarkt und im Sommer diverse Veranstaltungen, natürlich nur OHNE Corona.

Der Narrenturm war der erste Spezialbau zur Unterbringung von Geisteskranken und bot bis zu 250 Patienten Platz. Wegen der Form des Gebäudes wird der Narrenturm von den Wienern auch als „Gugelhupf“ bezeichnet. Heute ist im Narrenturm die „Pathologisch-anatomische Sammlung“ untergebracht. In „normalen“ Zeiten kann man diese Sammlung besichtigen und Führungen buchen.

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Narrenturm Foto © Gabriele Czeiner

Wir sind mittlerweile in Hof 6 angelangt. Bei der Synagoge im alten AKH. Der „Betpavillon“ wurde 1903 nach Plänen von Max Fleischer errichtet. Wir erinnern uns, einer unserer Spaziergänge durch die Neustiftgasse, sind wir Max Fleischer schon begegnet. Die Synagoge wurde von der Nationalsozialisten schwerbeschädigt, 1953 in einen Transformatorraum umgebaut. Nach einer Neugestaltung wurde das Denkmal 2005 als „Heilung für die Seele“ wieder eröffnet.

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Synagoge im alten AKH Foto © Gabriele Czeiner

Arne-Carlsson-Park

Wir verlassen das alte AKH über das Stadtwäldchen Sensengasse. Spazieren durch die neuerbaute Wohnanlage und gelangen in den Arne-Carlsson-Park. Der Park wurde 1932 als Bürgerpark für die Bevölkerung freigegeben. Danach hieß er Guido-Holzknecht-Park nach dem Radiologen und Universitätsprofessor Guido Holzknecht, dessen Büste sich im Park befindet. 1947 wurde die Anlage in Arne-Carlsson-Park umbenannt, in falscher Schreibweise, nach dem Schweden Arne Karlsson. Ein Denkmal sei noch erwähnt: Elsa-Brändström-Denkmal. Elsa Brändström, auch als „Engel von Sibirien“ bekannt, da sie sich besonders für deutsche und österreichische Kriegsgefangene in den russischen Gefangenenlagern des Ersten Weltkrieges einsetzte.

Jetzt muss einmal kurz gesudert werden. Ich hätte gerne einen Kaffee und einen Kuchen!

Strudelhofstiege

Wir überqueren die Währinger Straße und gehen entlang der Strudelhofgasse. Links die Boltzmanngasse, hier befindet sich die Amerikanische Botschaft. Ich wollte ein Foto machen, wurde aber darauf hingewiesen, dass das nicht erwünscht ist. Rechts ist das Palais Strudelhof und vor uns die Strudelhofstiege. Der Literatur-Klassiker von Heimito von Doderer, dieser Klassiker wurde auch vielfach verfilmt. Die Strudelhofstiege ist in Doderer’s Roman, in den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg der Nabel der Welt, oder zumindest von Wien. Über die Stiege gelangt man in die Liechtensteinstraße auf der Höhe des Palais Liechtensteins.

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Strudelhofstiege Foto © Gabriele Czeiner

Palais Liechtenstein

Der Haupteingang des Palais ist in der Fürstengasse (passend). Das barocke Gartenpalais mit einer herrlichen Parkanlage ist seit über 300 Jahre im Privatbesitz der Familie Liechtenstein. Das Gartenpalais wird für Events genutzt und man kann natürlich auch Führungen in den Prunkräumen buchen. Natürlich nur in „Nicht-Corona-Zeiten“. Die fürstlichen Sammlungen umfassen Werke der europäischen Kunst aus fünf (!) Jahrhunderten und gehören zu den bedeutendsten Privatsammlungen der Welt. Wenn eine Besichtigung wieder möglich ist, werden wir dann einen Rundgang im Palais machen und Fotos nach liefern.

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Palais Liechtenstein Foto © Gabriele Czeiner

Porzellangasse

Benannt nach der staatlichen Porzellanmanufaktur. Haus Nr. 36 fällt auf, erbaut wurde es 1907/08. Wunderschöne Fassade, ein mit Marmor verkleidetes Stufenportal und marmorgetäfeltes Entree.

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Porzellangasse 36 Foto © Gabriele Czeiner

Das älteste chinesische Restaurant befindet sich hier in Alsergrund. Porzellangasse 33, „Goldener Drache“, seit 1963. Eine Pekingente würde mir jetzt schmecken.

Porzellangasse 2 war und ist der Firmensitz der Lohnerwerke. Dir Firma wurde 1821 gegründet, war eine Wagen- und Waggonbaufabrik, stellte Kutschen her, ab der Jahrhundertwende vorwiegend Motorräder, Lastkraftwagen, Autobusse, Straßenbahnen und auch Flugzeuge. Heute gehört dieser Zweig zum kanadischen Bombardier-Konzern. Aber die Firma Lohner in der Porzellangasse gibt es wieder, sie stellt E-Räder her. Übrigens, der Schauspieler Helmut Lohner war ein Nachfahre der Gründerfamilie Lohner.

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Lohnerwerke Foto © Gabriele Czeiner

Berggasse

Die berühmte Berggasse im 9. Bezirk. Hier lebte und arbeite Sigmund Freud. Auf Nummer 19 ist das Sigmund Freud Museum. Es wird gerade renoviert, sollte mit Ende Corona geöffnet werden. Freud war der Begründer der Psychoanalyse. Zurzeit gibt es eine Serie über Freud. Zu sehen im ORF und auf Netflix.

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Berggasse Sigmund Freud Museum Foto © Gabriele Czeiner

Votivkirche

Über die Währinger Straße gelangen wir zur Votivkirche. Die Kirche wurde errichtet als Votivgabe (Dankgeschenk) der Monarchie für die Errettung des Kaisers, Franz Josephs I. Der Bau dauerte über 20 Jahre. 1879, anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares, wurde die Kirche geweiht. Es gibt wunderschöne Altäre und Kapellen, erwähnt sei, dass es ursprünglich 78 bemalte Glasfenster gab. Im Zweiten Weltkrieg wurden diese zerstört und anschließend provisorisch verglast. Von 1960 bis 1973 erfolgte eine Neugestaltung der Glasfenster, bis auf einige wenige Fenster, hier fehlten die Originalzeichnungen, konnten alle wieder hergestellt werden. Es finden auch immer wieder Ausstellungen und Konzerte statt.

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Votivkirche Foto © Gabriele Czeiner

Der letzte Teil unseres Spazierganges beginnt. Über die Frankgasse gelangen wir zum Otto-Wagner-Platz und zur Österreichischen NationalbankBei einem unserer Spaziergänge haben wir schon gehört, dass der erste Sitz der Nationalbank im Palais Ferstl war. Hier sind die Goldreserven der Republik gelagert und man kann immer noch Schilling-Banknoten in Euro tauschen. Das Gebäude, in dem die Nationalbank heute ist, wurde von ihr 1925 bezogen. Architekten waren Ferdinand Glaser und Rudolf Eisler. 1938 wurde die Nationalbank aufgelöst. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude dem amerikanischen Sektor zugeteilt. Das Gebäude bekam von den Amerikanern die Bezeichnung „Bankbuilding“, wurde das Hauptquartier der US-Besatzungsmacht. 

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Österreichische Nationalbank Foto © Gabriele Czeiner

Und hier endet auch unser Spaziergang, Otto-Wagner-Platz beim unteren Eingang des alten AKH’s. Es war ein schöner und langer Spaziergang, wir haben viele wunderschöne Gebäude gesehen. Uns ist wieder bewusst geworden, in welch schöner Stadt wir leben. Die Lokale haben wieder geöffnet, aber nur um Essen holen oder zustellen zu lassen. Also werde ich mir heute eine Pizza mitnehmen und diese mit einem Glas Prosecco genießen. 

Bis zum nächsten Spaziergang in Wien.

Text + Beitragsfoto: Gabriele Czeiner