Bargeldlos? – NEIN danke!
Jetzt ist sie losgetreten, die Diskussion um das in Österreich so beliebte Bargeld. Die EU will einen digitalen Euro einführen und eine Höchstgrenze für Bargeldzahlungen einführen, die nicht einmal die Begleichung einer mittleren Kfz-Reparatur mehr ermöglichen und die Banken reiben sich ob der vielen Buchungszeilen auf den Kontoauszügen der Kunden bereits die Hände. Nachdem sich Gegner und Befürworter in verbalen Schlachten die Argumente an die Köpfe geworfen haben, hat sich auch die höchste Politik des Themas angenommen. Nach den roten und blauen Forderungen zum Erhalt des Bargeldes hat sogar VP-Bundeskanzler Karl Nehammer den Ball aufgenommen und eine Festlegung in der Verfassung dazu angekündigt.
Zauberlehrling
Wer da aber glaubt, das ergäbe schon die notwendige Zweidrittelmehrheit, der irrt gewaltig. Denn die heimische Politik ist offensichtlich „situationselastisch“, wenn es um das eigene Ego geht und plötzlich sieht Rot eine „Sommerlochdebatte“, die Blauen orten „Ideendiebstahl“ und der grüne Koalitionspartner glaubt, dass „Bargeldzahlungen durch bestehende Gesetze gut abgesichert“ seien. Den Vogel schoss aber der steirische VP-Landeshauptmann Christopher Drexler ab. Er sei „generell dagegen, die Verfassung zu überfrachten“. Diese sei kein lyrisches Lesebuch, sondern das Regelwerk für ein Funktionieren des Staates. Allerdings wäre da dann auch an das reibungslose Funktionieren aller Finanz- und Steuersachen zu denken.
Blackout
Dass bei zahlreichen Veranstaltungen heute schon nur noch „bargeldlos“ bezahlt werden kann und die dazugehörigen Tickets ausschließlich im Internet zu bekommen sind, ist die Kehrseite der angeblich „so guten Absicherung für Bargeldzahlungen“. Zuletzt hatte die Pandemie dafür gesorgt, dass bei alltäglichen Ausgaben, die Bankomatkarte öfter gezückt werden musste als gewohnt. Die steigenden Buchungszahlen haben die Vertreter der Finanzwelt leider dazu verleitet, sogleich wieder die Abschaffung des Bargeldes zu verlangen. Nicht zuletzt wegen ihrer eigenen finanziellen Schieflagen.
Gläserner Mensch
Gegen die Abschaffung von Bargeld gibt es auch ernste Bedenken wegen der Verletzung der Privatsphäre, etwa bei Geschenken oder Bargeldspenden. Auch der Wunsch nach Anonymität, etwa bei Kauf von Medikamenten oder Inanspruchnahme von Dienstleistungen, spielt dabei eine große Rolle. Und nicht zuletzt auch wegen der Krisenvorsorge, wenn etwa bei einem Blackout das Bankensystem oder die Supermarktkasse für längere Zeit komplett ausfällt. Man rechnet in Österreich im Fall des Falles immerhin mit Störungen von 6 bis 48 Stunden! Ohne Bargeld wären in dieser Zeit Besorgungen in Supermärkten, das Tanken von Fahrzeugen, aber auch die Überweisung von Geldbeträgen unmöglich. Als gute Gründe für Bargeldzahlungen werden von den Konsumenten auch Übersichtlichkeit, Einfachheit, Schnelligkeit sowie die Gebührenfreiheit genannt. Letztere auch wegen der vielen Buchungszeilen auf den Kontoauszügen der Konsumenten, die in Summe dann zu hohen Bankspesen führen und den Banken Millionen bringen!
Nachtrag 11.8.2023
Weiter Ärger mit dem Bargeld
Nachdem sich der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler gegen den Vorschlag von Bundeskanzler Karl Nehammer ausgesprochen hatte, das Bargeld in der Verfassung zu verankern, haben sich nun auch der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle und sein Salzburger Amtskollege Wilfried Haslauer (alle ÖVP) kritisch geäußert. Für sie sei das selbstverständlich und ein „gesellschaftlicher Konsens“. Das muss nicht in den Verfassungsrang gehoben werden. Und das trotz der ständigen Drohungen der EU über ein Bargeldlimit von 5000 Euro und der bevorstehenden Einführung eines digitalen Euros.
Bekanntheitsgrad
Was offensichtlich aber wirklich gehoben werden musste, das ist der Bekanntheitsgrad von Drexler und Mattle. Und dabei hat Haslauer offenbar tatkräftig mitgeholfen. Man hat mit der Ablehnung des Nehammer-Vorschlages der ÖVP nur ein Eigentor geschossen, um die fehlende eigene politische Bekanntheit abzuschütteln. Ob ihre Aussagen auch bei der Bevölkerung Anklang finden werden, ist zu bezweifeln. Schließlich zahlen um die 60 Prozent der Österreicher lieber mit Bargeld als mit der teuren Kredit- oder Bankomatkarte. Dass SPÖ und FPÖ die Bargeldsicherung noch vor wenigen Tagen auf ihre Fahnen geheftet hatten, lässt auf Rückschlüsse zu, die in die gleiche Richtung zielen.
Bargeld unerlässlich
Was Drexler, Mattle und Haslauer offensichtlich nicht wissen: Die elektronischen Zahlungsmittel haben auch alle ein Limit. Und das ist schon jetzt jedenfalls nicht hoch genug, um etwa eine Reparaturrechnung für den PKW begleichen zu können. Und bei der Überweisung kommt die nächste von den Banken eingezogene Hürde. Hier liegen die Limits zwischen 1.000 und 3.000 Euro. Bleibt also nur die gebührenpflichtige Abhebung in der Bankfiliale, um die Rechnung begleichen zu können.
Text + Beitragsfoto: Gerhard Krause #krausegedanken Nr. 6