Was sind mir meine Kinder schuldig?

Diese Frage haben sich schon sehr viele Eltern oder auch Großeltern gestellt. „Was sind mir meine Kinder schuldig?“ Wie viele Kinder oder auch Enkelkinder haben ein schlechtes Gefühl, weil sie keine Zeit für die alten, kranken Eltern oder Großeltern haben. Haben ein schlechtes Gewissen, weil sie Angehörige in ein Pflegeheim geben müssen. 

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Auf dieser Homepage von Dr. Wilhelm Margula wird darüber ausführlich berichtet. 

Aber lassen wir Dr. Wilhelm Margula doch selbst zu Wort kommen:

Müssen sich meine Kinder oder Enkelkinder um mich kümmern, sollte ich im Alter hilfs-, betreuungs-, pflegebedürftig oder gar entscheidungsunfähig werden? Sind mir meine Kinder das schuldig? Auch wenn sich Kinder oder Enkelkinder heute vielleicht einem sozialen oder moralischen Druck ausgesetzt fühlen, so ist die Antwort dennoch eindeutig: NEIN, Kinder oder Enkelkinder sind ihren Eltern bzw. Großeltern gar nichts schuldig.

Manche Kinder und Enkelkinder helfen gerne, und sie sind zeitweilig sogar bereit, eigene Interessen zurückzustellen (Familie, Beruf, Karriere). Andere schaffen es aus familiären, geografischen, beruflichen oder sonstigen Gründen nicht, sich um die Eltern zu kümmern. Sie haben deshalb ein schlechtes Gewissen, es gibt aber auch Angehörige, die sich aus unterschiedlichen Gründen gänzlich abwenden und von Unterstützung für die Eltern nichts wissen wollen.

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Hilfe von den Kindern Foto www.123rf.com © auremar

Ganz bewusst stelle ich die Frage aus Sicht des Alternden „was sind mir meine Kinder schuldig?“ und nicht – wie üblich – aus Sicht der durch die Gesellschaft in die Defensive gedrängten Kinder oder Enkelkinder „was schulden wir unseren Eltern?“. Denn erstens gibt es meines Erachtens keinen Grund, aus dem sich ein Schuldverhältnis von Kindern den Eltern gegenüber ableiten ließe. Kinder und Enkelkinder haben das Recht über ihr Leben, über ihre Kernfamilie, über ihre berufliche Karriere und nicht zuletzt über ihre Zeit selbst zu bestimmen. Und zweitens bin ich aus alten-medizinischer Sicht überzeugt, dass Eltern einen wertvolleren Beitrag zur Lösung des Problems beitragen können, das hinter dieser Frage steht.

Kinder konnten sich ihre Abhängigkeit in den ersten Jahren ihres Lebens weder aussuchen noch überlegen. Wir Eltern hingegen konnten und können uns aussuchen und überlegen, ob und wie wir in den letzten Jahren unseres Lebens von jemandem abhängig sein wollen oder nicht. Niemand ist im Alter plötzlich zu einem auf Hilfe angewiesenen Wesen geworden. Jeder war selbst maßgeblich daran beteiligt, welche psychosoziale Beziehung er zu seinen Kindern (zu seiner Umwelt) aufgebaut hat.

Man muss nicht gleich ein Pflegefall sein, und doch kann man gelegentlich Hilfe benötigen. Aber Eltern, die es versäumt haben, rechtzeitig ihr NEUES ALTER zu planen, entwickeln gerne – wenn auch unbewusst – Standpunkte wie „die Kinder werden schon helfen“ oder „Kinder müssen doch helfen“. Hier erinnere ich an das alte Sprichwort: Eine Mutter kann 10 Kinder ernähren, aber 10 Kinder können eine Mutter nicht ernähren. Wegen medizinischer Fortschritte und gestiegener Lebenserwartung könnte es heißen, dass es heute nicht um „ernähren“, sondern um „versorgen“ geht.

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Pflege Foto www.123rf.com © allwall

„DAS NEUE ALTER“ (vgl. Buch „Pflegefall? Nein, danke!“, Margula W., Facultas-Maudrich Verlag, Wien, 2017) hat viele Facetten, Es beginnt mit Ende des aktiven Erwerbslebens und kann sich über 30 oder gar 40 Jahre erstrecken; anders ausgedrückt, er kann ein Viertel bis zu einem Drittel des gesamten Lebens andauern. Ein Zeitraum, den man nicht ohne Planung leben sollte.

Wenn allerdings Alters-Sturheit, kognitive Defizite, fehlende Krankheitseinsicht oder sonstige Barrieren schon vorhanden sind, ist es zu spät für folgende Überlegungen. Dann müssen Kinder zusehen, wo sie Hilfe bekommen, um sich aus diesen Fängen befreien zu können.

Kinder, die alles machen, so gut sie können, tun das nicht, weil sie müssen oder weil sie Eltern etwas schuldig sind, sondern weil sie es wollen. Erwachsene Kinder dürfen und sollen gut überlegen, wie weit sie die Verpflichtung eingehen können oder eingehen wollen, Verantwortung für die Versorgung ihrer Eltern zu übernehmen. Wir Eltern haben aber kein Recht unsere überlegte oder unüberlegte Abhängigkeit im Alter, ungefragt unseren Kindern aufzubürden.

Also sind mir meine Kinder etwas schuldig?

Wir haben unseren Kindern nichts geliehen, das wir zurückverlangen dürfen; wir haben für sie keine Leistungen erbracht, für die sie uns Entgelt schulden, wir haben auch sonst nichts getan, wofür wir etwas zurückfordern dürfen. Eventuell erwarten wir ein „Äquivalent“ für etwas, zu dem wir verpflichtet waren, weil wir sie in die Welt gesetzt haben?

Wir sollten auch darüber nachdenken, was wir gerne getan haben, wozu wir gar nicht verpflichtet gewesen wären. Haben wir vieles davon nicht aus purem Egoismus gemacht, um den Erfolg unserer Kinder mit Stolz als „unsere“ Ergebnisse präsentieren zu können?

Eltern dürfen die Autonomie der Kinder und Enkelkinder in keiner Weise bewusst einschränken. Vielmehr müssen wir Eltern anerkennen und einsehen, was das Alter(n) mit sich bringt, dafür planen und vorsorgen, ohne die „Hilfe“ von Kindern oder Enkelkindern vorauszusetzen. Nicht selten mussten Menschen erfahren, dass ihre Versorgungskonstrukte, die auf Partner*innen oder auf Kinder aufbauten, nicht funktionierten.

Oft denken Eltern, sie könnten sich lebenslange Pflege mit einer Schenkung oder mit einer in Aussicht gestellten Erbschaft „erkaufen“. Aber auch das ist aus alten-medizinischer Sicht schlichtweg falsch: Künftige Pflegearbeit kann nicht bemessen und nicht bewertet werden. Sie ist nämlich abhängig vom künftigen Gesundheitszustand des Pflegebedürftigen und von künftig vorhandenen zeitlichen, familiären und körperlichen Möglichkeiten des Pflegenden. Pflegearbeit ist deshalb nicht wie eine Leibrente oder wie ein lebenslanges Wohn- oder Fruchtgenussrecht zu sehen.

Realitätsverweigerung ist kein Privileg des Alters, auch wenn sie oft mit zunehmenden kognitiven Defiziten vergesellschaftet ist. Realitätsverweigerung im Alter ist inakzeptabel, nicht tolerierbar und nicht praktikabel. Was örtlich, zeitlich, personell, medizinisch-pflegerisch oder auch finanziell nicht möglich ist, können weder Staat noch Kinder erfüllen. Werden wir als alt gewordene Eltern Hilfe, Betreuung oder Pflege verlangen, dann werden wir den Paternalismus akzeptieren müssen, der aus medizinisch-pflegerischem Sachverstand heraus das Wohl des Kranken über dessen Autonomie stellt. 

Wie wir Eltern das Problem Hilfs- und Pflegebedürftigkeit im Alter für uns selbst und auch für unsere Kinder abschwächen und lösen, das ist Inhalt des 1-Tag-Intensiv-Workshops „mäeutisches Coaching gegen care-Stress“.

Kontakt: Dr. Wilhelm Margula, margula@aon.at

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Dr. Wilhelm Margula © www.dasalter.com

Vergessen wir nicht: wir haben nur dieses eine Leben. Damit müssen wir sehr sorgsam umgehen. Manche denken erst wieder daran, wenn es zu spät ist. Dr. Margula hilft Ihnen dabei, ihr Leben und das Leben ihrer Angehörigen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Bevor Sie sich in die Pflege eines Angehörigen stürzen, besuchen Sie die Homepage von Dr. Margula und vielleicht einen Workshop. Wir „49-plus-jährige“ sollten über eine Patientenverfügung nachdenken. Und auch überlegen, wie und wo wir unsere letzten Jahre vom Leben verbringen wollen.

49plus bedankt sich bei Dr. Margula.

Beitragsfoto: www.123rf.com © aletia

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Diese Frage haben sich schon sehr viele Eltern oder auch Großeltern gestellt. "Was sind mir meine Kinder schuldig?"
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