Wiener Spaziergänge Nr. 30
Wie die Zeit vergeht, seit über zwei Jahren gibt es jetzt die Wiener Spaziergänge. Heute machen wir die 30. Stadtwanderung. Die Pandemie hat auch etwas gutes, wir lernen unsere Stadt besser kennen. Heute sind wir in Penzing, im 14. Bezirk.
Max Reinhardt
Hier starten wir beim Reinhardt-Seminar. Max Reinhardt war Schauspieler, Regisseur, Intendant und Theaterdirektor. Durch ihn gibt es die Salzburger Festspiele. Er erwarb in den 1920er Jahren das Theater in der Josefstadt. Er starb 1943 in New York. Durch das Reinhardt-Seminar bleibt dieser Mann in Erinnerung.
Hadikgasse
Über die Schloßallee geht es, erraten, zum Schloß Schönbrunn. Von hier aus kann man das Schloß schon gut sehen. Die Allee hieß früher Hofalle.
Wir biegen rechts ab in de Hadikgasse. Benannt nach Feldmarschall Andreas Hadik. Links, neben dem Wienfluß, ist der Hadikpark. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich hier tagsüber erholen kann. Der Verkehr ist „mörderisch“. Diese Straße führt stadtauswärts zur Autobahn, jeder kann sich vorstellen, was hier los ist. Rechts ist noch der Park vom Reinhardt Seminar, danach stehen ein paar sehr nette alte Villen. Nr. 30 ansehen neben der Botschaft von Armenien. Ein Blick in die Phillipsgasse zur Penzinger Straße, leider alles verparkt. Aber am Ende der Gasse steht ein altes Fuhrwerkerhaus. Man kann sich vorstellen, wie es in der Wiener Vorstadt vor über 100 Jahren ausgesehen hat.
Nisselgasse
Wir gehen bis zur Kennedybrücke, benannt nach dem amerikanischen Präsidenten John F. Der Wienfluß ist die Grenze zu Hietzing. Auf der anderen Seite hatten wir schon einige Spaziergänge. Wir gehen die Nisselgasse, benannt nach Franz Nissel, einem Schriftsteller. In dieser Gasse waren viele kleine Geschäfte und Lokale. Es sind leider einige Lokale geschlossen, einige Häuser werden gerade renoviert. Es sind aber die einstöckigen Häuser der Jahrhundertwende erhalten geblieben, das gibt dieser Gasse einen eigenen Flair.
Penzinger Straße
Benannt nach dem Vorort Penzing. Schauen Sie sich Haus Nr. 88 an. Es ist das Sterbehaus von Franz Herterich, er war unter anderem Direktor des Burgtheaters.
Hier stehen ein paar wunderschön restaurierte Zinshäuser. Ich weiß nicht wie oft ich schon Stufen übersehen habe, da ich ständig nach oben schaue voller Bewunderung der schönen Stukkaturen.
Einwanggaasse
Benannt nach dem Pfarrer Georg Einwang. Auf Nr. 19 wohnte die Schriftstellerin Erika Mitterer. Auf Nr. 29 wohnte Friedrich Hebbel – das ist die Straße der Schriftsteller! Wir sind jetzt bei der Pfarrkirche Penzing. Sie ist dem Heiligen Jakobus dem Älteren gewidmet. Die Kirche war ursprünglich von einem Friedhof umgeben, welcher 1879 aufgelassen wurde. Der neue Friedhof ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Matznerpark.
Am Ende der Gasse stoßen wir an die Westbahn. Es gibt hier eine Unterführung zur Linzer Straße bzw. zum Bahnhof Penzing. Diese Unterführungen waren früher immer grau in grau. Heute sind sie vollgesprüht mit Graffitis. Nicht immer sehr originell, aber es gibt schon einige die sehr interessant anzusehen sind. Banksy ist so berühmt geworden. Wer kann sich noch an die Ausstellung in Wien erinnern? Auf 49plus wurde natürlich darüber berichtet!
Über die Karlingergasse kommen wir zur Ameisbrücke. Die Ameisgasse wurde nach Paul Emsig, der Ameise in Biene Maja benannt. Nein natürlich nicht. Benannt nach dem Ameisbach. Von der Brücke hat man einen schönen Blick nach Westen. Man sieht den Wiener Wald, Richtung Stadt den Bahnhof und den Turm der Pfarrkirche Penzing.
Linzer Straße
Jetzt wird es wieder laut, der Verkehrspegel steigt. Die Linzer Straße benannt nach der Zielrichtung Linz. Zur Zeit wird in Wien sehr viel gebaut, jede Lücke wird geschlossen. Dort wo man noch in die Innenhöfe sehen kann, sieht man wie viel grün es innerhalb der Wohnanlagen gibt. Das sieht man nur, wenn man in den Häusern wohnt, in die Innenhöfe geht oder eben bei einer Baulücke.
Die Linzer Straße hat auch ein paar schöne Abschnitte. Ab der Einwanggasse sieht es aus wie eine Allee, links und rechts Fuhrwerker- oder Biedermeierhäuser. Aber der Verkehr ist auch hier sehr, sehr stark. Wäre es nicht möglich, dass man die Straßen für den Autoverkehr einen Stock tiefer macht. So dass die restlichen Verkehrsteilnehmer und Bewohner die Grätzeln wirklich geniessen könnten. Zumindest abschnittsweise sollte es doch möglich sein. Na ja, vielleicht in 100 Jahren. Dann geht die S1 durch die Katakomben.
Über die Einwanggasse gelangen wir zur Pfadenhauergasse. Herr Erhard Pfadenhauer war Weinhändler und Gemeinderat. Eine gute Mischung. Rechts kommt man zum Bahnhof Penzing. Am Ende der Gasse ist die Diesterweggasse, hier gibt es den Heurigen „Maier in Penzing“. GESCHLOSSEN! Jetzt beginnt wieder das Raunzen. Ein paar Meter weiter kann ich noch an einem Fenster lesen“Konditorei“ – GESCHLOSSEN.
Wir sind wieder auf der Linzer Straße und gehen stadteinwärts. Rechts sind kleine Sackgassen. Die Westbahn trennt den Bezirk. Und wieder viele leerstehende Lokale.
Endlich wird es ruhiger, in der Gurkgasse, Benannt nach Eduard Gurk, Maler und Kupferstecher.
Cumberlandstraße
Benannt nach Ernst August Herzog von Cumberland und zu Braunschweig-Lüneburg. Eine nette ruhige Gasse, mit schönen Gebäuden. Wir biegen ein in die Beckmanngasse. Friedrich Beckmann war ein Schauspieler im 19. Jahrhundert. Wer kennt diesen Schauspieler heute noch? Hier ist die Botschaft der „Demokratischen“ Volksrepublik Korea. Demokratisch ist gut! Das Gelände schaut ein wenig verwahrlost aus.
Am Eck zur Botschaft ist die Max-Reinhardt-Gasse. Wir gehen noch die Zichygasse und sind wieder in der Penzinger Straße beim Reinhardt-Seminar. Wir hatten Glück mit dem Wetter, Sonnenschein, etwas windig, angenehme Temperatur. Kaffee und Mehlspeise gibt es jetzt wenn ich ein Kaffeehaus finde – und das in Wien!
Text und Beitragsbild: Gabriele Czeiner