Wiener Spaziergänge V
Corona läßt uns nicht los. Wir lassen uns nicht unterkriegen und starten zum nächsten Wiener Spaziergang. Am Ende dieser verrückten Zeit werden wir unsere Stadt mit anderen Augen sehen.
Palais Auersperg
Start für unsere Stadtwanderung ist Auerspersgtraße – Museumsstraße. Die Auerspergstraße ist die Grenze zwischen 8. und 1. Bezirk. Das Barock-Palais Auersperg ist im 8. Bezirk, in der Josefstadt. Es wurde 1706 bis 1710 erbaut nach Plänen der Architekten Fischer von Erlach und Lucas von Hildebrandt. Heute werden hier Events, Konferenzen, etc. angeboten.
Das ist ein sehr, sehr schwieriger Spaziergang. Auf dieser Runde gibt unzählige Kaffehäuser, Restaurants, Bars. Ein paar Mintuen vom Palais Auersperg entfernt das Cafe Eiles. Ein Kaffee im Schanigarten – das wäre jetzt was.
Rathaus
Bevor wir uns dem Rathaus zuwenden, noch ein Gebäude, welches auffällt. Friedrich-Schmidt-Platz 3. Das ehemalige Militärgeographische Institut und das ehemalige Eichamt. Es wurde 1870 bis 1871 erbaut. Es war einer der bedeutendsten kartographischen Institute seiner Zeit, in der Karten aller Länder der Monarchie und der angrenzenden Regionen erstellt wurden. Am Dach des Hauses wurde ein turmartiger Pavillon aufgesetzt, der bis 1927 als Sternwarte diente. Auf dem kuppelartigen Dach befindet sich ein vergoldeter Globus als Aufsatz.
Im Rathaus befinden sich die Amtsräume des Wiener Bürgermeisters und Landeshauptmanns, des Gemeinderates, des Landtages, Wiener Stadtsenat und Wiener Landesregierung, des Magistratsdirektors und diverser Magistratsabteilungen. Das Rathaus wurde von 1872 bis 1883 im Stil der Neugotik errichtet. Nach Entwürfen des Architekten Friedrich von Schmidt. Nach ihm wurde der Platz hinter dem Rathaus benannt. Wo wir gerade den Globus bewundert haben. Wir spazieren jetzt zum Rathausplatz. Am Hauptturm sehen wir den Rathausmann. Ein Symbol der Stadt Wien Der höchste Turm des Rathauses durfte nicht höher sein als die Türme der Votivkirche, laut Anordnung des Kaisers. Also beugte sich der Architekt den Anordnungen des Kaisers und setzte auf die Turmspitze noch die Figur eines Ritters und überschritt so die festgelegte Turmhöhe.
Vor dem Rathaus und im Rathauspark sind jährlich verschiedenste Veranstaltungen, in der Weihnachtszeit der Christkindlmarkt, Anfang des Jahres der Wiener Eistraum, die Wiener Festwochen werden immer auf dem Rathausplatz eröffnet, im Sommer das Filmfestival. Im heurigen Jahr wird es wahrscheinlich bis Herbst keine oder nur sehr kleine Veranstaltungen geben dank Corona. Zwischen Rathausplatz und Ringstraße stehen links und rechts je 4 Marmorstatuen von Persönlichkeiten der österreichischen Geschichte.
Burgtheater
Das Theater im deutschen Sprachraum. Das alte Burgtheater befand sich am Michaelerplatz (das kennen wir von einem unserer Spaziergänge). 1888 wurde das neue Haus eröffnet. In Wien wird es „Die Burg“ genannt, die Schauspieler sind „Burgschauspieler“. An der Außenfassade des Hauses sind die Dichter Calderon, Shakespeare, Moliere, Schiller, Goethe, Lessing, Halm, Grillparzer und Hebbel zu sehen. Die Masken die zu sehen sind weisen auf das antike Theater hin. Die Darstellung der Seitentrakte sind Liebe, Hass, Demut, Herrschsucht, Egoismus und Heroismus. Also es spiegelt das Leben.
Während der Nazizeit durften viele Schauspieler nicht mehr auftreten, einigen konnten zur Fluch verholfen werden. Es durften auch nicht mehr alle Stücke gespielt werden. Bei einem Bombenangriff am 12. April 1945 brannte das Theater aus. Zuschauerraum und Bühne waren unbrauchbar, die Stahlkonstruktion blieb erhalten, Deckengemälde und Teile des Foyers waren fast unbeschädigt. Nach dem Krieg übersiedelte das Ensemble ins Ronacher. Da werden wir heute noch vorbei spazieren. 1955 wurde Die Burg nach der Restaurierung wieder eröffnet. Mit dem Stück von Franz Grillparzer „König Ottokars Glück und Ende“. Große, deutschsprachige Schauspieler sind mit diesem Haus verbunden. Josef Meinrad, Oskar Werner, Ewald Balser, Paula Wessely, Attila und Paul Hörbiger, Klaus Maria Brandauer, Peter Simoischeck. Diese Liste könnte man ewig lange fortsetzten. Es ist eben „Die Burg“ und hier sind die besten Schauspieler. Nur leider zur Zeit GESCHLOSSEN – Corona.
Jetzt haben wir 2 Kaffehäuser hinter uns gelassen, die man aber erwähnen muss. Am Rathausplatz die Conditorei Sluka, K.u.K. Hoflieferant, und das elegante Cafe Landtmann, neben der Burg. In beiden gibt es guten Kaffee und herrliche Mehlspeisen. Nur daran zu denken tut sooooo weh.
Mölker Bastei
Dieser Teil der Innenstadt zählt für mich zu den Schönsten Vierteln von Wien. Die Mölker Bastei war eine Bastion der ehemaligen Wiener Stadtbefestigung. Der Name leitet sich vom hinter der Bastei liegenden Melker Hof ab. Mölk ist der Dialektausdruck für die Stadt Melk. Am Beginn der Mölker Bastei, ist ein kleiner Platz mit dem Liebenberg Denkmal. Dahinter sind auf einer Anhöhe wunderschöne Häuser. Erwähnenswert ist das Pasqualatihaus. Zwischen 1804 und 1815 hatte Ludwig van Beethoven einige Male gewohnt. Hier hat er unter anderem Für Elise und Fidelio geschrieben.
Rockhgasse
Wir wandern weiter Schottengasse, Helferstorferstraße und machen eine Pause in der Rockhgasse. Die Gasse wurde nach dem Ratsherrn Hans Rockh benannt. Er wurde am 11.7.1408 am Schweinemarkt enthauptet. Das Hause Nr. 4 gilt es zu bewundern. Die Grundform des Hauses mit kurzer, um die Ecke führenden Straßenfront gestattete keine Fassadenentwicklung.
Ein sehr geschichtsträchtiges Haus ist das Windischschgraetz Palais in der Renngasse 12. Geschichtlich erwähnt wurde es schon im 14. Jahrhundert. Nach diversen Umbauten, Neubauten, verschiedenster Besitzer kam es im 18. Jahrhundert in den Besitz der Familie Windischgraetz. Das Haus wurde dann in ein Palais umgewandelt. Seit 1936 ist das Palais im Besitz des Chorherrnstift Klosterneuburg. Hier ist das stiftliche Hochmeisteramt untergebracht.
Wipplinger Straße
Nächster Halt ist Wipplinger Straße, Hohe Brücke. Die hatten wir schon bei einem anderen Spaziergang von unten gesehen. Einer der ersten Namen dieser Straße war Wildwerkerstraße. Wildwerker = Kürschner. Jetzt ein Abstecher in die Schwertgasse, Nummer 3, „Zu den sieben Schwertern“. Dieses Haus zählt zu den schönsten Barockhäusern Wiens. Achten Sie auf das Portal.
Vis a Vis ist die Kirche Maria am Gestade. Sie war die traditionelle Kirche der Donauschiffer. Diese Kirche zählt mit der Peterskirche und der Ruprechtskirche zu den ältesten Kirchen Wiens.
Retour zur Wipplinger Straße, schräg vis a vis ist die Fütterergasse, die gehen wir und landen am Judenplatz. Im Mittelalter war hier das Zentrum der jüdischen Gemeinde Wiens. Über dieses Grätzel werden wir bei einem der nächsten Spaziergänge noch näher eingehen. Erwähnt sei noch das Jüdisches Museum. Bei den Ausstellungstipps habe ich über „Lady Bluetooth Hedy Lamarr“ berichtet. Wieder zurück zur Wipplinger Straße, hier halten wir noch vor dem alten Rathaus. 1316 wurde hier das erste Gebäude errichtet. Ein wunderschöner Barockbau mit noch gotischen Elementen. Das Portal stammt um 1700. Im Hof ist der 1741 erbaute Andromedabrunnen von Georg Raphael Donner.
Hoher Markt
Vom Alten Rathaus können wir schon den Hohen Markt sehen. Dieser äußerst geschichtsträchtige Platz hat seinen Ursprung schon in Vindobona. Im Mittelalter wurde hier vor allem mit Lebensmittel und Textilien gehandelt. Von 1325 bis 1839 befand sich hier das Wiener Kriminalgericht, bis 1850 das magistratische Zivilgericht. In der Mitte des Platzes ist der Vermählungsbrunnen oder Josephsbrunnen, der der Vermählung Josephs und Maria gewidmet ist. Ein absolutes Muss ist die Ankeruhr. Zu jeder vollen Stunde bewegt sich eine Persönlichkeit aus der Wiener Geschichte über die Brücke und es klingt dazu Musik.
Wir überqueren die Rotentumstraße und befinden uns am Lugeck. Dieser Platz und danach die Bäckerstraße sind die schwersten Wege von diesem Spaziergang. Hier gibt es sehr viele Lokale die man einfach besuchen müßte! Schweren Herzens gehe ich vorbei, alles geschlossen CORONA ich haße dich! Am Lugeck ist der Eissalon Zanoni, herrliches Eis und guter Espresso.
Bäckerstraße
Die Bäckerstraße war ein Marktplatz, der über mehrere Straßenzüge reichte. Hier siedelten sich auswärtige Kaufleute an, das sieht man auch an den Namen der Häuser: Kölner Hof oder Regensburger Hof. Die Kaufleute brachten ihre Waren aus dem Westen um sie hier zu lagern und zu verkaufen. Der Name Peckenstraße, erwähnt 14. Jahrhundert, kam vom Bäckergewerbe, hier hatten sich einige Bäcker angesiedelt. Haus Nr. 12. „Wo die Kuh am Brett spielt“. Diese bemerkenswerte Wandmalerei unbedingt ansehen. Eine Wiener Fabel die die Kontroversen zwischen Protestanten und Katholiken darstellt.
Und es gibt hier einige gute Lokale, die unbedingt zu erwähnen sind. Kaffee Alt Wien, dieses Lokal gibt es seit 1922. Das Gulasch ist eine Sensation. Das Restaurant Oswald und Kalb, Altwiener Zwiebelrostbraten ist sehr empfehlenswert. Die wohl berühmtesten Schnitzel von Wien gibt es beim Figlmüller. Hier und am Ende der Bäckerstraße gibt es einen Durchgang zur Wollzeile. Ich nehme den am Ende der Straße und stehe vor dem nächsten Lokal: Hilliger, eine gemütliche Bar. Wir gehen weiter Richtung Ring, passieren auf der rechten Seite das Kabarett Simpl. Über einen der Direktoren, Karl Farkas, haben wir schon geschrieben. Die größten Kabarettisten Österreichs, der Vor- und Nachkriegszeit sind auf dieser Bühne gestanden.
Dr. Karl Lueger-Platz
Benannt nach dem Wiener Bürgermeister Karl Lueger. Auf diesem Platz kann man noch Reste des Stubentores besichtigen. Diese wurden im Zuge des U-Bahn-Baues 1985 – 1987 freigelegt. Haus Nr. 5 war die Post- und Telegraphendirektion. Am Portal ist ein beeindruckendes Schmiedeeisentor. Wirklich wichtig: das Cafe Prückel. Aber leider geschlossen.
Palais Coburg
Stubenbastei, Coburgbastei hier befindet sich das Palais Coburg. Das Stadtpalais wurde 1845 fertig gestellt, es hatte verschiedene Besitzer, nach dem Krieg bis 1955 wurden russische Besatzungstruppen in diesem Gebäude untergebracht, danach befand sich die ÖBB einige Jahre in diesem Palais. Der jetzige Besitzer hat das Gebäude komplett renoviert. Jetzt wird es als Hotel genutzt und in zwei Restaurants kann man herrlich essen.
Der Spaziergang geht wieder dem Ende zu. Wir gehen entlang der Schellinggasse, werfen einen Blick zum Ronacher (siehe Burgtheater). Durch die Walfischgasse, vorbei an der Oper, das Hotel Sacher, die Albertina und wir sind am Ring. Hier beenden wir den heutigen Spaziergang. Es gab viel zu sehen, nichts zur trinken, nichts zu essen. Es fehlt momentan diese Gemütlichkeit, die uns Wiener und unsere Stadt ausmacht. Aber sie kommt wieder, wenn wir Corona überstanden haben, werden wir es umso mehr geniessen.
Text: Gabriele Czeiner