2019 wird Zeckenjahr
Ab 60 Jahren: FSME-Impfschutz muss jedes dritte Jahr aufgefrischt werden!
Die Zecken sind schon wieder aktiv. Bei der Gartenarbeit oder einer Wanderung in der freien Natur besteht die Gefahr, von einer Zecke gebissen zu werden. Spätestens dann sollten sich Betroffene über den Schutz gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und anderen von Zecken-übertragenen Krankheiten Gedanken machen. Die wirksamste Schutzmaßnahme ist jedenfalls die rechtzeitige und regelmäßig auch aufgefrischte FSME-Impfung. Unbedingt zu beachten: Die vorgeschriebenen Impfintervalle müssen genau eingehalten werden. Zumindest alle fünf Jahre. Bei älteren Personen sogar öfter.
Kontaktvermeidung
Weil Zecken nicht nur FSME übertragen können, sondern auch andere Krankheiten wie zum Beispiel Borreliose, sollte man selbst als Geimpfter jeden Kontakt mit ihnen so gut wie möglich vermeiden. Da ganz Österreich als von Zecken verseuchtes Endemiegebiet gilt, ist es fast unmöglich die bissigen Tierchen zu meiden. Man sollte aber hohes Gras und schmale Pfade in der Nähe von Buschwerk umgehen, denn diese Orte werden von Zecken bevorzugt. Tipp: Wer diese Gebiete durchqueren muss, sollte dies mit raschen Schritte tun, weil sich Zecken am Opfer festhalten müssen. Wenn der Kontakt nur Bruchteile eine Sekunde dauert, haben die Tiere nicht genug Zeit, um sich festzuhalten.
Günstig ist auch das Tragen heller Kleidung. Diese sollte Arme und Beine bedecken und an den Hand- und Fußgelenken eng sein. Auch wenn es möglicherweise ein wenig ungewohnt aussieht: Idealerweise sollte man die Hosenbeine in die Socken stecken und weit hinaufreichende geschlossene Schuhe tragen. Zusätzlich kann man noch sogenannte „Repellents“ verwenden. Also Sprays, mit denen Kleidung und Haut vorsorglich eingesprüht werden können. Wichtig ist, darauf zu achten, dass diese auch ausdrücklich gegen Zecken schützen. Die Folgen von Zeckenbissen können gravierend sein: Durch das FSME-Virus können bei Patienten eine Entzündung der Hirnhaut, des Gehirns und/oder des Rückenmarks ausgelöst werden. Die Krankheit kann sogar tödlich enden. FSME ist nicht ursächlich behandelbar. Das bedeutet, dass Ärzte nur Beschwerden wie hohes Fieber oder Schmerzen lindern können. Mit dem FSME-Virus an sich muss der Körper des Betroffenen allein klarkommen. Nach einer überstandenen FSME-Virusinfektion können Langzeitschäden wie Schluckbeschwerden oder Lähmungserscheinungen bestehen bleiben.
Zecken rasch entfernen
Ist das Malheur passiert und eine Zecke hat zugestochen, dann überträgt sie das FSME-Virus sofort über den Speichel. Dennoch ist es sinnvoll, die Zecke so rasch wie möglich zu entfernen, um andere potenzielle Infektionen zu verhindern. Bei Borreliose erfolgt die Übertragung der Bakterien nämlich erst ein bis drei Tage nachdem sich das Tier am menschlichen Wirt festgeklebt hat. Erwachsene, die sich immer wieder im Freien aufhalten, tun also gut daran, ihren Körper mindestens einmal täglich nach Zecken abzusuchen. Bei Kindern sollte dies sogar noch öfter geschehen.
Gefundene Zecken sollten so vorsichtig wie möglich herausgezogen werden – zum Beispiel mit Hilfe einer Zeckenzange oder einer Pinzette. Dabei ist es am besten, das Tier an jenem Teil zu packen, der der Haut am nächsten ist, ohne auf den Körper der Zecke zu drücken. Klebstoffe, Nagellack, Öl oder Ähnliches braucht man dazu nicht. Sollte hinterher noch ein kleiner schwarzer Punkt in der Haut sichtbar sein, ist das üblicherweise nicht der Kopf der Zecke, sondern ein Teil der Beißwerkzeuge. Erreger können so aber nicht mehr in den menschlichen Körper gelangen.
Regelmäßige Impfung
All diese Maßnahmen kommen gegen eine Übertragung des FSME-Virus üblicherweise zu spät. „Das einzige, das wirklich hilft, ist eine vollständige Grundimmunisierung gegen FSME und die regelmäßige Auffrischung nach fünf beziehungsweise nach drei Jahren bei Personen über 60“, erklärt Univ. Prof. Dr. Herwig Kollaritsch, Facharzt für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin am Zentrum für Reisemedizin. Dieses vorgeschriebene Impfintervall sollte auch wirklich eingehalten werden, empfiehlt der Experte. „Von einer Titerbestimmung, um herauszufinden, wann die nächste Auffrischung gemacht werden soll, ist abzuraten. Die derzeit verfügbaren Tests sind dafür nicht aussagekräftig genug.“ So sei zum Beispiel nicht feststellbar, ob alle gemessenen Antikörper auch in der Lage seien, den Erreger tatsächlich unschädlich zu machen. Es könne zwar bei einer gewissen nachgewiesenen Antikörpermenge vermutet werden, dass ein Schutz vorliegt, aber nicht wie gut dieser ist und wie lange er noch hält. „Außerdem“, so Kollaritsch, „ist eine regelmäßige Titerbestimmung teurer als die Impfung. Wer sich im vorgesehenen Impfintervall befindet, kann auf jeden Fall sicher sein, in den nächsten Jahren geschützt zu sein.“
Das richtige Impfschema
Die Grundimmunisierung erfolgt in drei Teilen, wobei die ersten beiden Impfungen im Abstand von einem bis drei Monaten stattfinden, die dritte im Jahr darauf. Die erste Auffrischung erfolgt nach drei Jahren, alle weiteren bis zum 60. Lebensjahr alle fünf Jahre. Bei Personen über 60 Jahren muss aufgrund des nachlassenden Immunsystems alle drei Jahre aufgefrischt werden.
2019 wird Zeckenjahr
Der milde Winter lässt mit seinen ungewöhnlich hohen Temperaturen nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa ein intensives Zeckenjahr 2019 erwarten. Dementsprechend wächst die Nachfrage nach einer Schutzimpfung und steigt der Bedarf an FSME-Impfstoff, der vom US-amerikanischen Pharmaunternehmen Pfizer an seiner Niederlassung in Orth/Donau (520 Mitarbeiter, 212 Mio.€ Umsatz) für die ganze Welt produziert wird. Pro Jahr erzeugt Pfizer dort zwölf Millionen Dosen FSME- und Meningitis-Impfstoff. „Durch den Klimawandel wandern die Zecken nach Norden, was sich in einer höheren Nachfrage aus Skandinavien und Russland niederschlägt“, sagt Pfizer Österreich-Geschäftsführer Robin Rumler. Mehr als 20 Millionen Euro hat das Unternehmen in den letzten Jahren in den Ausbau des Standorts Orth/Donau investiert. Mit einer Durchimpfungsrate von mehr als 80 Prozent, der höchsten in der EU, sind die Österreicher recht gut gegen die von den Spinnentieren übertragene gefährliche Krankheit FSME geschützt, wenngleich oft auf die nach einigen Jahren erforderliche Auffrischungsimpfung vergessen wird. Jede zweite Zecke kann Krankheitserreger übertragen. Im Vorjahr sind in Österreich 154 Personen mit dem FSME-Virus infiziert und in Spitalsbehandlung aufgenommen worden.
Text: Gerhard Krause