Prostatakrebs „erschnüffeln“
Eine „elektronische Nase“ könnte in Zukunft die Untersuchung auf Prostatakrebs revolutionieren und Patienten körperliche Eingriffe und unnötige Biopsien ersparen. Das ist zumindest das Ziel der Prostatakrebs-Forschung in den Niederlanden. Nun liegen auch schon die ersten Testergebnisse einer ersten „elektronischen Nase“ vor: Prostatakrebs kann tatsächlich an der ausgeatmeten Luft erkannt werden. Nun soll ein Vortest-Gerät entwickelt werden.
Um bei einem Verdacht Prostatakrebs zu diagnostizieren, werden in der Regel Gewebeproben aus der Prostata entnommen und auf Krebszellen untersucht. Solche Biopsien sind jedoch mit körperlichen Eingriffen verbunden, die Nebenwirkungen mit sich bringen können. Daher wäre es wünschenswert, ein Diagnoseverfahren zu entwickeln, das ohne körperlichen Eingriffe auskommt. Wissenschaftler aus Maastricht in den Niederlanden verfolgten die Idee, dass Prostatakrebs an den flüchtigen organischen Verbindungen in der Atemluft erkannt werden kann.
Test mit elektronische Nase
An der kleinen Pilotstudie nahmen 32 Prostatakrebs-Patienten teil, die sich in der ambulanten urologischen Klinik des Maastricht University Medical Center in Behandlung befanden. Die Patienten hatten sich bezüglich des Prostatakrebses noch keiner Behandlung unterzogen. Als Kontrollpersonen dienten 52 Patienten, die sich ebenfalls in der Vergangenheit in der Klinik vorgestellt hatten, bei denen jedoch kein Prostatakrebs diagnostiziert wurde. Die von den Patienten ausgeatmete Luft wurde mit Hilfe einer speziell trainierten elektronischen Nase analysiert. Die Wissenschaftler untersuchten, ob die elektronische Nase in der Lage war, zwischen gesunden und an Prostatakrebs erkrankten Personen zu unterscheiden.
Prostatakrebs wurde identifiziert
In dieser kleinen Studie erzielte die trainierte elektronische Nase recht gute Ergebnisse. So wurde von allen an Prostatakrebs Erkrankten 84 Prozent vom Test als solche auch identifiziert. Nur 16 Prozent wurden nicht erkannt. 88 Prozent der Patienten, die der Test als gesund identifizierte, waren tatsächlich nicht an Prostatakrebs erkrankt. Mit der elektronischen Nase konnten somit die meisten Patienten mit Prostatakrebs als solche erkannt werden. Und die allermeisten Patienten, die der Test als gesund einstufte, waren tatsächlich gesund. Es handelt sich hier jedoch um eine kleine Studie mit nur wenigen Teilnehmern. Weitere Forschung ist somit nötig, um diese Ergebnisse zu bestätigen.
Chancen für Zukunft
Generell wird eine Atemprobe die Biopsie derzeit jedoch nicht ersetzen können, da nur bei der Analyse der Gewebeprobe die Eigenschaften des Prostatakrebses eingeschätzt werden können. Diese sind wichtig, um das Risiko, welches vom Prostatakrebs ausgeht, einschätzen und die entsprechende Therapie wählen zu können. Die ausgeatmete Luft könnte jedoch als eine Art Vortest eingesetzt werden, um vorzuselektieren, bei welchen Patienten eine Biopsie sinnvoll beziehungsweise nötig ist. So könnten womöglich viele unnötige Biopsien vermieden werden.
Text: Gerhard Krause