Synthetischen Gallensäuren helfen bei chronisch entzündlicher Lebererkrankung

Therapie wirkt auch direkt auf das Immunsystem und kann Lebertransplantationen vermeiden.

Eine seltene aber chronisch verlaufende entzündliche Erkrankung der Gallenwege die schwierig zu behandeln war, nennt sich „primär sklerosierende Cholangitis“ (PSC). Studien an der MedUni Wien unter der Leitung von Michael Trauner (Universitätsklinik für Innere Medizin III) konnten dabei positive Wirkungen durch die Gabe synthetisch hergestellter Gallensäuren aufzeigen.

#49plus PCS
Prof. Michael Trauner Foto © MedUni Wien / Matern 

Eine gemeinsame Studie von Trauner und der Immunologin Nicole Boucheron zeigt erstmals, dass die synthetisch hergestellte Gallensäure Nor-UDCA auch direkt auf das Immunsystem und die bei PSC fehlgeleiteten Abwehrzellen wirkt. Dadurch können gewebeschädigende Entzündungen vermindert werden.

„Zugleich konnten wir den Mechanismus dahinter entschlüsseln und zeigen, wie genau das geschieht“, sagt die Immunologie-Expertin der MedUni Wien und erklärt weiter: „Nor-UDCA führt sie quasi auf den richtigen Weg zurück, indem es das Protein mTOR reguliert und den Zellen den Treibstoff wegnimmt, den sie bräuchten, um weitere Schäden anzurichten.“ CD8-T-Zellen sind, wenn sie normal funktionieren, eigentlich dazu da, um Viren und auch Krebszellen zu bekämpfen. 

„Dieser immunmetabolische Aspekt ist völlig neu, wir konnten damit erstmals zeigen, dass Gallensäuren als therapeutisch nutzbare Signalmoleküle direkt auf das Immunsystem einwirken“, ergänzt Trauner. Die Therapie mit der synthetischen Gallensäure bewirkt zudem, dass die Überreaktion der CD8-T-Zellen im Immunsystem ausgeschaltet wird und sie wieder ihre übliche Funktion in der spezifischen Beseitigung von Virus infizierten Zellen oder Krebszellen übernehmen können. Die Erkenntnisse der Studie könnten dazu führen, dass man synthetisch hergestellte Gallensäure Nor-UDCA künftig auch bei anderen entzündlichen Erkrankungen, in denen ein fehlgeleitetes Immunsystem eine Rolle spielt, therapeutisch einsetzen kann. Die Studie der Arbeitsgruppe wird vom Wissenschaftsfonds FWF gefördert. 

Lebertransplantationen wegen PSC 

PSC ist eine seltene Erkrankung mit schlechter Prognose und kann zur Leberzirrhose und zu Gallengangskrebs führen. Davon betroffen sind 0,01 Prozent der Bevölkerung, jedoch ist die PSC trotz ihrer Seltenheit für mehr als zehn Prozent aller Lebertransplantationen verantwortlich und damit in Europa die dritthäufigste Indikation für diesen chirurgischen Eingriff. 

Text: Gerhard Krause

Beitragsbild: © MedUni Wien

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Therapie wirkt auch direkt auf das Immunsystem und kann Lebertransplantationen vermeiden. Erkrankung der Gallenwege.
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